Anzeichen so des Churfürsten Moritz Tode vorhergegangen

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Anzeichen so des Churfürsten Moritz Tode vorhergegangen
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 12-15
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
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Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[12]
14) Anzeichen so des Churfürsten Moritz Tode vorhergegangen.
a) Maurer, Amphith. Magiae S. 390.

Ehe der Churfürst Moritz im Sievershausischen Treffen umkam, da kam es dem Verwalter des Schlosses Moritzburg, [13] welches der Churfürst nicht weit von Dresden erbaut hatte, vor, derselbe lange mit seinem Gefolge daselbst Nachts um 12 Uhr an. Er begab sich, nachdem das Thor geöffnet war, die Treppe hinauf in seinen gewöhnlichen Speisesaal, setzte sich zu Tische, ließ sich die befohlenen Speisen auftragen, und als er gegessen und getrunken, stand er mit den Seinigen von der Tafel auf und ritt mit denselben gegen 1 Uhr, so wie er gekommen war, stumm davon.


b) Epistola Viti Winshemii ad Joa. Stigelium, data Vitebergae die 26. Martii 1553, bei Struv. Acta Litt. T. I. f. IV. p. 92. sq.

In der Nacht des 8.-9. Januars des Jahres 1553 erhob sich in dem Schlosse zu Berlin um die Mitternachtsstunde ein ungeheurer Lärm als wie von einem Donnerwetter, während, wie sich am folgenden Tage ergab, in der ganzen Nachbarschaft des Schlosses von allem diesen nichts vernommen wurde. Der Churfürst, seine Familie und Dienerschaft wurden davon aus dem Schlafe aufgeschreckt und weil sie meinten, es müsse das Ende der Welt oder wenigstens ein schreckliches Ereigniß in der Nähe sein, so betete Jeder inbrünstig zu Gott, er möge solches gnädigst abwenden. Endlich hörte der Lärm und das Poltern auf und die frühere Stille kehrte wieder; als man aber bei Tagesanbruch auf Befehl des Churfürsten Maurer und Zimmerleute zusammenrief, welche das Schloß untersuchen sollten, wo denn irgendwo einzelne Theile eingestürzt waren, fanden diese Alles unversehrt, nur von der massiven steinernen Bildsäule des Churfürsten Moritz von Sachsen, die unter den Statuen der übrigen vornehmsten deutschen Fürsten im Schloßhofe stand, war der Kopf heruntergerissen. Da nun menschliche Hände solches nicht ohne lange Arbeit vermocht hätten, so hat man sogleich an ein betrübendes Ereigniß gedacht, und Vitus Winsheim, der darüber drei Monate vor dem Tode des Churfürsten berichtet, scheint diese Begebenheit als ein für das churfürstliche Haus Sachsen unglückliches Anzeichen betrachtet zu haben.


[14]
c) Fabric. Rer. Misn. L. I. p. 27. Thuanus L. XI. p. 243. Maurer, Amphith. S. 309. Bunting, Braunschweig. Chronik S. 328.

Dem traurigen Siege bei Sievershausen sind viele schreckliche Anzeichen vorhergegangen. In der Stadt Leipzig ist vier Tage lang ein beständiges Bellen und Rasen der Hunde gehört worden, daß die Leute davor nicht schlafen konnten, und hat man des Morgens in der Frühe dergleichen hin und wieder auf den Gassen todt gefunden, so sich unter einander todt gebissen. Auf dem Thomaskirchhofe haben zwei sehr große Hunde dermaßen und mit solcher Heftigkeit gegen einander gesetzt, daß sie alle Beide an dem Orte, wo sie zusammengetroffen waren, todt liegen blieben. Den Tag vorher, ehe Churfürst Moritz die Schlacht angenommen, ist nach Aussage vieler Bauern an dem Orte, wo dieses Treffen geschehen, ein unglaubliches Geschrei von Menschen, Schießen großer Feldstücke, Wiehern der Pferde und ein heftiges Waffengerassel gehört worden, also daß vor dem Getümmel und Krachen viele Leute aus ihren Häusern geflohen sind und dieselben stehen gelassen haben. Auch als Churfürst Moritz auf sein Pferd steigen wollte, gleitete er mit dem Fuße, da er bereits den Sattelknopf in der Hand hatte, aus und fiel zur Erde nieder. Etliche erzählen aber, der Churfürst hätte sich sehr darüber entsetzt, da er aber darauf fortgezogen, hat ein ungestümer Wirbelwind alsobald sein Zelt, darin er die Nacht über gewesen und welches noch nicht abgespannt war, mit aller Gewalt zu Boden geworfen und hin und her zerstreuet. Endlich hat man auch die Sonne desselbigen Tages ganz roth gesehen, nicht anders, als wenn sie mit Blut begossen wäre, dann ist auch ein heftiges Brausen und Sausen der Winde gehört worden, daß auch diejenigen, so weit von den Kriegsheeren entfernt gewesen, daraus gemuthmaßt haben, es werde etwas Außerordentliches geschehen. Auch sind im Junius desselben Jahres vom Himmel Blutstropfen auf Bäume, Steine und Gebäude gefallen und eine ungeheure Masse von Schmetterlingen ist über das [15] ganze Meißner Land gezogen. Desgleichen ist auch im Kloster Walkenried der an der Wand hängende Harnisch des Churfürsten, während der Abt an der Mittagstafel saß, ohne daß ihn Jemand angerührt hätte, heruntergestürzt.