Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I/Der Ranzen, das Hütlein und Hörnlein

Sneewittchen Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I von Johannes Bolte, Jiří Polívka
54. Der Ranzen, das Hütlein und Hörnlein
Hans Dumm
Für verschiedene Auflagen des Märchens der Brüder Grimm siehe Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein.

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54. Der Ranzen, das Hütlein und Hörnlein. 1856 S. 90.

1819 nr. 54, aus Niederhessen. Eingesetzt an Stelle von 1812 nr. 54 ‘Hans Dumm’ (unten nr. 54a).

Eine kürzere Fassung nach der Erzählung des pens. Dragonerwachtmeisters Friedr. Krause aus Hof (1811; vgl. über ihn nr. 62) war 1812 S. 172 als nr. 37 gedruckt worden:


Von der Serviette, dem Tornister, dem Kanonenhütlein und dem Horn.

Es waren drei Brüder aus dem Schwarzenfelsischen, von Haus sehr arm, die reisten nach Spanien; da kamen sie an einen Berg, der ganz von Silber umgeben war. Der älteste Bruder machte sich bezahlt, nahm so viel, als er nur tragen konnte, und ging mit seiner Beute nach Haus. Die andern zwei reisten weiter fort und kamen zu einem Berg, wo nichts als Gold zu sehen war. Nun sprach der eine zu dem andern: ‘Wie sollen wir es machen?’ Und der zweite nahm sich auch soviel Gold, als er nur tragen konnte, und ging nach Haus; der dritte aber wollte sein Glück noch besser versuchen und ging weiter fort.

Nach drei Tagen kam er in einen ungeheuren Wald, da hatte er sich müd gegangen, Hunger und Durst plagten ihn, und er konnte nicht aus dem Wald heraus. Da stieg er auf einen hohen Baum und wollte sehen, ob er Waldes Ende finden möchte, er sah aber nichts als Baumspitzen; da wünschte er nur noch einmal seinen Leib zu sättigen und begab sich, von dem Baume herunterzusteigen. Als er herunter kam, erblickte er unter dem Baum einen Tisch mit vielerlei Speise besetzt; | da ward er vergnügt, nahte sich dem Tisch und aß sich satt. Und als [465] er fertig gegessen hatte, nahm er die Serviette mit sich und ging weiter; und wenn ihn wieder Hunger und Durst ankam, so deckte er die Serviette auf, und was er wünschte, das stund darauf. – Nach einer Tagreise kam er zu einem Köhler, der brannte Kohlen und kochte Kartoffeln. Der Köhler bat ihn zu Gast, er sagte aber: ‘Ich will nicht bei dir essen, aber ich will dich zu Gast bitten’. Der Köhler fragte: ‘Wie ist das möglich? Ich sehe ja nicht, daß du etwas bei dir hast’. – ‘Das tut nichts; setz dich nur her!’ Damit deckte er seine Serviette auf, da stand alles, was zu wünschen war. Der Köhler ließ sichs gut schmecken und hatte großen Gefallen an der Serviette; und als sie abgegessen hatten, sagte er: ‘Tausch mit mir! Ich geb dir für die Serviette einen alten Soldatentornister; wenn du mit der Hand darauf klopfst, kommt jedesmal ein Gefreiter und sechs Mann Soldaten mit Ober- und Untergewehr heraus; die können mir im Walde nichts helfen, aber die Serviette wär mir lieb’. Der Tausch ging vor sich, der Köhler behielt die Serviette, der Schwarzenfelser nahm den Tornister mit. Kaum war er aber ein Stück Wegs gegangen, so schlug er darauf. Da kamen die Kriegshelden heraus: ‘Was verlangt mein Herr?’ – ‘Ihr marschiert hin und holet bei dem Köhler meine Serviette, die ich dort gelassen.’ Also gingen sie zurück und brachten ihm die Serviette wieder. – Abends kam er zu einem andern Kohlenbrenner, der lud ihn wiederum zum Abendessen ein und hatte desgleichen Kartoffeln ohne Fett. Der Sehwarzenfelser aber deckte seine Serviette auf und bat ihn zu Gast, da war alles nach Wunsch. Als die Mahlzeit vorbei war, hielt auch dieser Köhler um den Tausch an; er gab für die Serviette einen Hut, drehte man den auf dem Kopf herum, so gingen die Kanonen, als stünd eine Batterie auf dem Flecken. Als der Schwarzenfelser ein Stück Wegs fort war, klopfte er wieder auf seinen alten Ranzen, und der Gefreite mit sechs Mann mußte ihm die Serviette wieder holen. – Nun ging es weiter fort in dem nämlichen Wald, und er kam abends zu dem dritten Köhler, der lud ihn wie die andern auf ungeschmälzte Kartoffeln, erhielt aber von ihm ein Traktament und vertauschte ihm die Serviette für ein Hörnlein, wenn man darauf blies, fielen alle Städte und Dorfschaften wie auch alle Festungswerke übern Haufen. Der Köhler behielt aber die Serviette nicht länger als die andern; denn der Gefreite mit sechs Mann kam bald und holte sie ab.

Wie nun der Schwarzenfelser alles beisammen hatte, kehrte er um nach Haus und wollt seine beiden Brüder besuchen. Diese waren reich von ihrem vielen Gold und Silber, und wie er nun kam, einen alten zerrissenen Rock anhabend, da wollten sie ihn nicht für ihren Bruder erkennen. Alsobald schlug er auf seinen Tornister und ließ 150 Mann aufmarschieren, die mußten seinen Brüdern die Hucke (den [466] Buckel) recht vollschlagen. Das ganze Dorf kam zu Hilfe, aber sie richteten wenig aus bei der Sache. Da ward es dem König gemeldet, der schickte ein militärisch Kommando ab, diese Soldaten gefangen zu nehmen. Aber der Schwarzenfelser schlug in einem hin auf seinen Ranzen und ließ Infanterie und Kavallerie aufmarschieren, die schlugen das militärische Kommando wieder zurück an seinen Ort. Am andern Tag ließ der König noch viel mehr Volk ausmarschieren, um den alten Kerl in Ruh zu setzen. Der aber schlug auf seinen Ranzen so lang, bis eine ganze Armee herausgekommen, dazu drehte er seinen Hut ein paarmal [auf dem Kopf herum]; da gingen die Kanonen, und der Feind ward geschlagen und in die Flucht gejagt. Da ward Friede geschlossen und er zum Vizekönig gemacht, wie auch die Prinzessin ihm zur Gemahlin gegeben.

Der Prinzessin aber lag es beständig im Sinn, daß sie so einen alten Kerl zum Gemahl nehmen müssen, und wünschte nichts mehr, als daß sie ihn wieder loswerden könnte. Sie forschte täglich, in welchen Vorteilen seine Macht bestehe; er war auch so treu und entdeckte ihr alles. Da schwätzte sie ihm seinen Ranzen ab und verstieß ihn; und als darauf Soldaten gegen ihn marschierten, war sein Volk verloren. Aber noch hatte er sein Hütchen, da griff er daran und ließ die Kanonen gehen; so schlug er den Feind, und ward wieder Friede gemacht. Darnach aber ließ er sich wieder betrügen, und die Prinzessin schwätzte ihm sein Hütchen ab. Und als nun der Feind auf ihn eindrang, hatte er nichts als sein Hörnchen; da blies er darauf; alsbald fielen Dörfer, Städte und alle Festungswerke übern Haufen. Da war er König allein und blieb, bis er gestorben ist.

Einen sehr ähnlichen Schwank erzählt schon Hans Sachs 1554 ‘Der Landsknecht mit dem Esel’ (Fabeln und Schwänke ed. Goetze 6, 357 nr. 941a) und vollständiger 1559 ‘Warum die Landsknecht der Trummel zulaufen’ (Folio-Ausgabe 2, 4, 114b = 9, 482 ed. Keller = Fabeln ed. Goetze 2, 180 nr. 251). Sankt Peter bat einmal einen Landsknecht um eine Gabe; dieser reicht ihm alles, was er erbettelt hat, nämlich drei Pfennige. Der hl. Petrus schenkt ihm zur Belohnung des guten Willens ein paar Wünschwürfel. Der Landsknecht geht vergnügt seiner Straße; abends unter einer Eiche sitzend würfelt er sich einen vollen Tisch herbei und läßt sich’s gut schmecken. Indem kommt ein Bauer auf einem Esel daher und sagt, nächten habe er den hl. Petrus beherbergt, der ihn dafür heut Morgen mit diesem Esel begabt, der voller Landsknechte stecke; wenn man ihm auf den Schwanz schlage, falle einer herab; vor den Landsknechten aber habe er eine Scheu, da sie ihn schon [467] im bayrischen Krieg in Armut gebracht. Dem Landsknecht gefällt dagegen der Esel, er bietet dem Bauer seine Wünschwürfel dafür, und der Tausch wird gemacht. Der Bauer geht mit den Würfeln fort, aber jetzt schlägt der Landsknecht zweimal auf des Esels Schwanz. Zwei Landsknechte fallen heraus, mit diesen läuft er dem Bauer nach und nimmt ihm die Würfel wieder ab. Er zieht nach Schweden, wo der König bekannt machen läßt, wer ihm ohne Kohlen, Holz und Feuer ein königliches Nachtmahl zurichte, dem wolle er dafür seine Tochter zur Gemahlin geben. Der Landsknecht vollbringt mit seinen Würfeln leicht, der König weigert sich aber Wort zu halten. Der Landsknecht führt seinen Esel heimlich weg, der König eilt ihm mit allem Hofgesind nach, aber jener schlägt mit den Fäusten zink, zink! dem Esel auf den Schwanz, bis ein ganz Fähnlein Landsknechte oder mehr da steht; dann würfelt er und wünscht eine Mauer darum. Dem König wird angst, und er gibt ihm seine Tochter. Der Landsknecht richtet die Hochzeit aufs köstlichste ein, der Esel frißt sich aber dabei krank und stirbt endlich. Der Landsknecht läßt die Haut gerben und über eine Trommel ziehen; sobald darauf geschlagen wird, kommen die Landsknechte herbeigelaufen.

Bei Musäus 1782 1, 164 ‘Rolands Knappen’ erhalten drei der Unglücksschlacht entronnene Kameraden von einer Hexe einen Heckpfennig, ein Tischtuch und einen unsichtbar machenden Handschuhfinger; durch diese Gaben kommen sie am Königshofe zu Ehren, bis ihnen die listige Königin sie abnimmt. Doch vermag sie den Raub nicht zu nutzen, weil der König aus Argwohn sie ins Kloster schickt. Schweizerisch im Schweiz. Archiv f. Vk. 13, 172 ‘Der dumme Peter’ (Knüppel, Tischchen, Wunschhütlein). Österreichisch bei Ziska S. 52 ‘Die glücklichen Brüder’ (Nixe schenkt Weinfaßhahn, Säetasche, Säbel). Heanzisch bei Bünker S. 140 nr. 61 ‘Der fliegende Husar’ = Zs. f. österr. Volksk. 4, 191 (Trompete, Geldbeutel, Mantel). Aus Franken bei Bechstein 1845 S. 154 = 1874 S. 166 ‘Des kleinen Hirten Glückstraum’ (er nimmt den Räubern Lederhose, schießenden Hut, Schwert und Meilenstiefel fort). Aus dem Odenwald bei Wolf, Hausmärchen S. 116 ‘Die Räuberhöhle im Walde[1]. Brandenburgisch bei Engelien-Lahn 1, 145 nr. 13 ‘Dumm Hans’ (Tuch, Tornister, Hut). Pommerisch bei Haas, [468] Schnurren nr. 39 ‘Ein Bauer wird König’ (Tischtuch, Hut, Kiepe). Haas, Rügensche Sagen 1903 nr. 218 ‘Ein Hirtenknabe wird König von Rügen’ (nimmt den Räubern die Zauberhose und den Dolch weg). Bl. f. pomm. Volksk. 6, 177 ‘Der gläserne Berg’ (Tornister, Serviette, Mantel, Hut; Fortsetzung Grindkopfmärchen). Holsteinisch bei Wisser 2, 67 ‘De Snider un sin dree Söhns’ (vgl. oben S. 350 zu nr. 36). Ostpreußisch bei Lemke 3, 172 nr. 66 ‘Der Prinz von Drengfurt’ (Schwert, Beutel, Mantel. Die Prinzeß fliegt wider Willen im Wunschmantel davon; der Held findet Wunschhut und Stiefel und rettet seine Frau aus Kriegsnot).

Dänisch in Grundtvigs hsl. Register nr. 61g ‘De tre skræddere’; vgl. nr. 61l. – Rumänisch: Schullerus, Archiv 33, 496 nr. 49 ‘Tischlein, Hütlein, Stöcklein’ (erhält der Bursch vom Rabenkönig, dessen Sohn er gespeist hat). – Griechisch: Garnett 2, 130. – Serbokroatisch: Preindlsberger-Mrazović S. 14 (Kupferkessel, Keule und Stiefel drei Männern abgenommen; Wunschbeutel). – Čechisch: Krolmus 2, 492 = Waldau S. 111 (Dukatenmühle, Tasche voll Soldaten, Tischlein deck dich, musizierender Mantel). Kubín 1, 35 nr. 15 (Dukatenmühle, Sack voll Soldaten). Mikšíček 1, 86 nr. 8 = Menšík, Jemnic. S. 171 nr. 53 (wie Krolmus). Beneš-Třebízský S. 43 nr. 6 (Tischtuch, Tasche, Hut, Stiefel). Hraše 1874 = Leger p. 15 nr. 2 ‘La table, la musette et le sac’. – Slowakisch: Dobšinský 1, 17 nr. 2 (Mühle, Keule, Säbel, Hut, belebendes Tuch). – Polnisch aus Österreichisch-Schlesien bei Malinowski 1, 8 (Knochen, der Speisen liefert, Stock mit Soldaten, Schreibtafel voll Soldaten). Aus Galizien in Mater. archeol. 4, 242 nr. 15 (Dukatenmühle, Brieftasche voll Soldaten, Tischleindeckdich). – Großrussisch aus dem Gouv. Archangelsk bei Ončukov S. 12 nr. 3 (der jüngste Prinz gewinnt ein Tischleindeckdich, Stock mit Soldaten, verjüngende Äpfel, belebende Peitsche, Kiste mit einer Stadt darin). Aus dem Gouv. Tomsk in Zap. Krasnojarsk. 1, 65 nr. 36 (wie Romanov 3, 246. Fiedel, Stock, Sack mit 33 Kerlen, belebende Peitsche). Aus dem Gouv. Rjazan bei Chudjakov 3, 29 nr. 85 (wie Romanov 6, nr. 7. Nevidimka die Unsichtbare, Hammer, babočka); 3, 33 nr. 86 (der Freier der Prinzessin erhält einen unsichtbaren Koch Morfej, ein Buch mit einem Haus darin, Säbel, Tuch mit einem Heer). Afanasjev 2, 31 nr. 122a = Anna Meyer 2, 30 (Šmat-Razum, der Niemand, Kästchen mit Garten, Schiffsbeil, Horn); 2, 40 nr. 122c (Diener Saura in der Tasche); 2, 40 nr. 122d (Niemand, Keule, Fiedel; wenn [469] man die drei Saiten zupft, so entsteht ein Meer, Schiffe und knallende Kanonen); 2, 162 nr. 151 (Fäßchen, aus dem ein Palast entsteht, und Schwert). Aus dem Gouv. Olonetz bei Kolosov S. 200 (der vom Zaren fortgeschickte Gatte der schönen Frau bekommt den unsichtbaren Tischdecker Vanjuška und tauscht dafür einen Ranzen mit drei Reitern und eine Keule, aus der drei Reiter herausspringen, ein) und S. 342 (Tischdecker Tjutjun, Schachtel mit Städten, Feuerzeug). – Kleinrussisch: Kolberg, Pokucie 4, 21 nr. 4 (der Mann erhält vom Adler für eine Kuh den Speisen liefernden Stein; Stock, Mantel mit Soldaten, Kessel mit Palast). Hrinčenko 2, 244 nr. 182 (die jüngste Schwester des geheilten Adlers schenkt eine goldene Speisenschachtel; Axt, Stock, Peitsche). Aus Oberungarn bei Verchratskyj S. 152 (Tischtuch, Ring mit Riesen darin, Sack voll Knüttel). Aus Südungarn im Etnogr. Zbirnyk 29, 197 nr. 29 (Ring vom Vater der Schlange, Knüttel; Katze, Hund, Schlange und treulose Prinzessin). – Weißrussisch aus dem Gouv. Mogilev bei Romanov 6, 79 nr. 7 (der Gatte der Schwanjungfrau bekommt statt des Tischtuches den Niemand, Kupferrohr und Hammer voll Soldaten); 6, 308 nr. 33 (goldhaarige Jungfrau vgl. R. Köhler 1, 467; Fiedel, Keule, Schachtel voll Soldaten, Knute voll Rinder, Tischtuch, Zimmeraxt); 3, 246 nr. 40 (jüngster Bruder bestiehlt die Hexe, vgl. R. Köhler 1, 546; Fiedel, Keule, Peitsche, Axt). Gliński 3, 81 = Chodzko p. 349 ‘La nappe nourricière, la verge fouetteuse, la ceinture qui devient eau et le chapeau fulminant’ (ein Dummling erhält von der Eiche goldene Eicheln und ein Tischtuch). – Litauisch: Dowojna Sylwestrowicz 2, 292 (ein Hirt erhält für die Erlösung der Prinzessin ein Fäßchen mit Speisen; Feuerzeug). – Lettisch: Treuland S. 166 nr. 106 (ähnlich Afanasjev nr. 122; Nikto, Pfeife, Beil, Tabakspfeife). – Finnisch: Salmelainen 2. nr. 3. Krohn-Lilius 2, 101. Aarnes Register nr. 569. – Tatarisch: Radloff 4, 363 nr. 4 (Zauberspiegel, Tischtuch, Krug). – Im kalmükischen Siddhi-Kür (Jülg S. 86 nr. 6. Kletke 3, 9) verscheucht der Mann auf dem Baume die darunter zum Schmause versammelten Geister und tauscht für den von ihnen zurückgelassenen Wunschbecher einen Stab ein, dann einen Hammer, der eine hohe Burg erbaut, und einen Regensack. – In einer buddhistischen Legende (Cowell, Jātaka 2, 69 nr. 186 ‘Dadhi-vāhana-jātaka’ = Fausböll, Five Jatakas 1861 p. 20 = Clouston 1, 113) gewinnt der Held durch Tötung eines Ebers und durch Tausch einen wunderbaren Edelstein, Beil, Trommel und Tasse und [470] erobert ein Königreich. – Tamilisch: Natésa Sástrí, Dravidian nights p. 149 (Clouston 1, 462. Gitarre, Knüttel, Geldbeutel, Sandalen).

In andern Märchen ist noch eine dem Volksbuch von Fortunat verwandte Fortsetzung angehängt: die Prinzessin bemächtigt sich der Wunschdinge; aber die Eigentümer finden Früchte, welche lange Nasen wachsen, und andre, die diese verschwinden lassen, und nötigen damit die Prinzessin zur Herausgabe der Wunschdinge. Die folgende hessische Fassung aus Niederzwehren, am 23. Oktober 1813 von Frau Viehmännin erzählt, steht als nr. 36 ‘Die lange Nase’ 1815 im 2. Bande S. 185; in der 2. Ausgabe der KHM. (1819) ward aber ‘der Krautesel’ als nr. 122 dafür eingesetzt und 1822 nur ein Auszug in die Anmerkungen zu nr. 122 aufgenommen.

Es waren drei alte abgedankte Soldaten, die waren so alt, daß sie auch keine Libermilch mehr beißen konnten; da schickte sie der König fort, gab ihnen keine Pension, hatten sie nichts zu leben und mußten betteln gehn. Da reisten sie durch einen großen Wald und konnten das Ende davon nicht finden; als es Abend war, legten sich zwei schlafen, und der dritte mußte bei ihnen Wache halten, damit sie von den wilden Tieren nicht zerrissen würden. Wie die zwei nun eingeschlafen waren und der eine dabei stand und Wache hielt, kam ein kleines Männchen in rotem Kleide und rief: ‘Wer da?’ – ‘Gut Freund’, sagte der Soldat. ‘Was für Gutfreund?’ – ‘Drei alte abgedankte Soldaten, die nichts zu leben haben’. Da sprach das Männchen, er sollte zu ihm kommen, es wollt ihm was schenken, wenn er das in acht nähme, sollte er sein Lebtag genug haben. Da ging er heran und schenkte ihm einen alten Mantel, wenn er den umhängte, was er dann wünschte, das ward alles wahr; er sollt es aber seinen Kameraden nicht sagen, bis es Tag würde. Wie es nun Tag war und sie aufwachten, da erzählte er ihnen, was geschehen war, und sie reisten weiter bis zum zweiten Abend, und als sie sich schlafen legten, mußte der zweite wachen und Posten bei ihnen stehen. Da kam das rote Männchen und rief: ‘Wer da?’ – ‘Gutfreund’. – ‘Was für Gutfreund?’ – ‘Drei alte abgedankte Soldaten’. Da schenkte ihm das Männchen ein altes Beutelchen, das wurde nie leer von Geld, soviel auch herausgenommen wurde; er sollts aber auch erst bei Tag seinen Kameraden sagen. Da gingen sie noch den dritten Tag durch den Wald, und nachts mußte der dritte Soldat Wache stehen. Das rote Männchen kam auch zu dem und rief: ‘Wer da?’ – ‘Gutfreund’. – ‘Was für Gutfreund?’ – ‘Drei alte abgedankte Soldaten’. Da schenkte ihm das rote Männchen ein Horn, wenn man darauf blies, kamen alle Völker zusammen. Am Morgen, wie nun jeder ein Geschenk hatte, tat der erste den Mantel um und wünschte, daß sie aus dem Wald wären, da waren [471] sie gleich draußen. Sie gingen in ein Wirtshaus und ließen sich da Essen und Trinken geben, das Beste, das der Wirt nur auftreiben konnte; als sie fertig waren, bezahlte der mit dem Beutelchen alles und zog dem Wirt auch keinen Heller ab.

Nun waren sie das Reisen müde, da sprach der mit dem Beutel zu dem mit dem Mantel: ‘Ich wollte, daß du uns ein Schloß dahin wünschtest; Geld haben wir doch genug, wir könnten wie Fürsten leben’. Da wünschte er ein Schloß, und gleich stand es da und war alles Zugehör dabei. Als sie eine Zeitlang da gelebt hatten, wünschte er einen Wagen mit drei Schimmeln, sie wollten in ein ander Königreich fahren und sich für drei Königssöhne ausgeben. Da fuhren sie ab mit einer großen Begleitung von Lakaien, daß es recht fürstlich aussah. Sie fuhren zu einem König, der nur eine einzige Prinzessin hatte, und als sie ankamen, ließen sie sich melden und wurden gleich zur Tafel gebeten und sollten die Nacht da schlafen. Da gings nun lustig her, und als sie gegessen und getrunken hatten, fingen sie an Karten zu spielen, was die Prinzessin so gerne tat. Sie spielte mit dem, der den Beutel hatte, und so viel sie ihm abgewann, so sah sie doch, daß sein Beutel nicht leer ward, und merkte, daß es ein Wünschding sein müßte. Da sagte sie zu ihm, er sei so warm vom Spiel, er solle einmal trinken, und schenkte ihm ein, aber sie tat einen Schlaftrunk in den Wein. Und wie er den kaum getrunken hatte, so schlief er ein, da nahm sie seinen Beutel, ging in ihre Kammer und näht einen andern, der ebenso aussah, tat auch ein wenig Geld hinein und legt ihn an die Stelle des alten. Am andern Morgen reisten die drei weiter, und als der eine das wenige Geld ausgegeben hatte, was noch im Beutel war, und nun wieder hineingriff, war er leer und blieb leer. Da rief er aus: ‘Mein Beutel ist mir von der falschen Prinzessin vertauscht worden, nun sind wir arme Leute!’ Der mit dem Mantel aber sprach: ‘Laß dir keine graue Haare wachsen, ich will ihn bald wieder geschafft haben.’ Da hing er den Mantel um und wünschte sich in die Kammer der Prinzessin; gleich ist er da, und sie sitzt da und zählt an dem Geld, das sie in einem fort aus dem Beutel holt. Wie sie ihn sieht, schreit sie, es wär ein Räuber da, und schreit so gewaltig, daß der ganze Hof gelaufen kommt und will ihn fangen. Da springt er in der Hast zum Fenster hinaus und läßt den Mantel hängen, und ist auch der verloren. Wie die drei wieder zusammenkamen, hatten sie nichts mehr als das Horn, da sprach der, dems gehörte: ‘Ich will schon helfen, wir wollen den Krieg anfangen’, und blies soviel Husaren und Reiterei zusammen, daß sie nicht alle zu zählen waren. Dann schickte er zum König und ließ ihm sagen, wenn er den Beutel und Mantel nicht herausgäbe, sollt von seinem Schloß kein Stein auf dem andern bleiben. Da redete der König seiner Tochter zu, sie sollt es [472] herausgeben, eh sie sich so großes Unglück auf den Hals lüden, sie hörte aber nicht darauf und sprach, sie wollt erst noch etwas versuchen. Da zog sie sich an wie ein armes Mädchen, nahm einen Henkelkorb an den Arm und ging hinaus ins Lager, allerlei Getränk zu verkaufen, und ihre Kammerjungfer mußte mitgehen. Wie sie nun mitten im Lager ist, fängt sie an zu singen so schön, daß die ganze Armee zusammenläuft aus den Zelten, und der das Horn hat, läuft auch heraus und hört zu, und wie sie den sieht, gibt sie ihrer Kammerjungfer ein Zeichen, die schleicht sich in sein Zelt, nimmt das Horn und läuft mit ins Schloß. Dann ging sie auch wieder heim und hatte nun alles, und die drei Kameraden mußten wieder betteln gehen.

Also zogen sie fort, da sprach der eine, der den Beutel gehabt hatte: ‘Wißt ihr was? Wir können nicht immer beisammen sein; geht ihr dort hinaus, ich will hier hinaus gehen.’ Also ging er allein und kam in einen Wald, und weil er müd war, legte er sich unter einen Baum, ein wenig zu schlafen. Wie er aufwachte und über sich sah, da war es ein schöner Apfelbaum, unter dem er geschlafen, und hingen prächtige Äpfel daran. Vor Hunger nahm er einen, aß ihn und dann noch einen. Da fängt ihm seine Nase an zu wachsen und wächst und wird so lang, daß er nicht mehr aufstehen kann; und wächst durch den Wald und sechzig Meilen noch hinaus. Seine Kameraden aber gingen auch in der Welt herum und suchten ihn, weil es doch besser in Gesellschaft war, sie konnten ihn aber nicht finden. Auf einmal stieß einer an etwas und trat auf was Weiches; Ei! was soll das sein, dachte er, da regte es sich und war es eine Nase. Da sprachen sie: ‘Wir wollen der Nase nachgehen’ und kamen endlich in den Wald zu ihrem Kameraden, der lag da, konnt sich nicht rühren noch regen. Da nahmen sie eine Stange und wickelten die Nase darum und wollten sie in die Höhe heben und ihn forttragen, aber es war zu schwer. Da suchten sie im Wald einen Esel, darauf legten sie ihn und die lange Nase auf zwei Stangen und führten ihn fort, und wie sie ein Eckchen weit gezogen waren, war er so schwer, daß sie ruhen mußten. Als sie so ruhten, sahen sie einen Baum neben sich stehen, daran hingen schöne Birnen; und hinter dem Baum kam das kleine rote Männchen hervor und sagte zu dem Langnasigen, er sollte eine von den Birnen essen, so fiel ihm die Nase ab. Da aß er eine Birne, und alsbald fiel die lange Nase ab, und er behielt nicht mehr, als er zuvor hatte. Darauf sagte das Männchen: ‘Brich dir von den Äpfeln und Birnen ab und mach Pulver aus jedwedem! Wem du von dem Apfelpulver gibst, dem wächst die Nase, und wenn du dann von dem Birnpulver gibst, so fällt sie wieder ab; und dann reise als Arzt und gib der Prinzessin von den Äpfeln und dazu auch von dem Pulver, da wächst ihr die Nase noch zwanzigmal [473] länger als dir; aber halt dich fest!’ Da nahm er von den Äpfeln, ging an den Königshof und gab sich für einen Gärtnerbursch aus und sagte, er hätte eine Art Äpfel, wie in der Landschaft keine wüchsen. Wie die Prinzessin aber hörte davon, bat sie ihren Vater, er sollt ihr einige von diesen Äpfeln kaufen; der König sprach: ‘Kauf dir, soviel du willst!’ Da kaufte sie und aß einen, der schmeckte ihr so gut, daß sie meinte, sie hätte ihr Lebtag keinen so guten gegessen, und aß dann noch einen; wie das geschehen war, machte der Arzt [?] sich fort. Da fing ihr die Nase an zu wachsen und wuchs so stark, daß sie vom Sessel nicht aufstehen konnte, sondern umfiel. Da wuchs die Nase sechzig Ellen um den Tisch herum, sechzig um ihren Schrank und dann durchs Fenster hundert Ellen ums Schloß, und noch zwanzig Meilen zur Stadt hinaus. Da lag sie, konnte sich nicht regen und bewegen, und wußte ihr kein Doktor zu helfen. Der alte König ließ ausschreiben, wenn sich irgend ein Fremder fände, der seiner Tochter womit helfen könnte, so sollt er viel Geld haben. Da hatte nun der alte Soldat drauf gewartet, meldete sich als Doktor: so es Gottes Wille wäre, wollt er ihr schon helfen. Darauf gab er ihr Pulver von den Äpfeln, da fing die Nase an von neuem zu wachsen und ward noch größer; am Abend gab er ihr Pulver von den Birnen, da ward sie ein wenig kleiner, doch nicht viel. Am andern Tag gab er ihr wieder Äpfelpulver, um sie recht zu ängstigen und zu strafen, da wuchs sie wieder, viel mehr als sie gestern abgenommen hatte. Endlich sagte er: ‘Gnädigste Prinzessin, Sie müssen einmal etwas entwendet haben; wenn Sie das nicht herausgeben, hilft kein Rat.’ Da sagte sie: ‘Ich weiß von nichts’. Sprach er: ‘Es ist so, sonst müßt mein Pulver helfen, und wenn Sie es nicht herausgeben, müssen Sie sterben an der langen Nase’. Da sagte der alte König: ‘Gib den Beutel, den Mantel und das Horn heraus, das hast du doch entwendet, sonst kann deine Nase nimmermehr kleiner werden’. Da mußte die Kammerjungfer alle drei Stücke holen und hinlegen, und er gab ihr Pulver von den Birnen, da fiel die Nase ab und mußten 250 Männer kommen und sie in Stücken hauen. Und er ging mit dem Beutelchen, dem Mantel und dem Horn fort zu seinen Kameraden, und sie wünschten sich wieder in ihr Schloß; da werden sie wohl noch sitzen und Haus halten.

Aus Tirol bei Zingerle 2, 73 ‘Vom reichen Ritter und seinen Söhnen’ (Pfeifchen, Hütlein, Ring; Birnen) und 2, 142 ‘Beutel, Hütlein und Pfeiflein’ (Äpfel des Klausners lassen Hörner wachsen). Heanzisch bei Bünker S. 219 nr. 79 = Zs. f. Volksk. 8, 415 ‘Der König vom Rosenberg’ (Säbel, Tüchlein, Beutel; Birnen). Aus Waldeck bei Curtze S. 34 nr. 5 ‘Die lange Nase’ (drei Soldaten erhalten Stock, Geldbeutel, Trompete; Äpfel und Birnen). Aus dem Oberharz bei Ey S. 48 ‘Die lange Nase’ (Beutel, Wurzel, Däumling; [474] Salbe). Aus Österreichisch-Schlesien bei Peter 2, 158 ‘Die ungeheuren Nasen’ (Beutel, Mantel, Hut; Birnen und Äpfel). Aus Holstein bei Wisser 3, 55 ‘De Prinzessin mit de lang Nes’ = Niedersachsen 12, 335 (Beutel, Trompete, Gürtel; Feigen). Aus Hannover bei Schambach-Müller S. 310 ‘Die Prinzessin mit dem Horne’ (Tasche, Horn, Mantel; Äpfel). Bei Pröhle, KVM. nr. 27 ‘Die Geschenke der Klagefrau’ wird die Prinzessin, die den vier Brüdern Säckel, Zaubermantel und Trompete abgenommen hat, durch die Kraft des Wünschhutes nachts ins Gefängnis geholt und liefert den Raub wieder aus. Aus Brandenburg bei Friedel-Mielke 3, 226 ‘Der dumme Hans’ (Tischtuch, Tornister, Hut; Zaubermantel und Knüppel im Sack, also Verbindung mit unsrer nr. 36).

Vlämisch in Wolfs Wodana 1843 S. 69 nr. 5 = Wolf, Deutsche M. nr. 26 ‘Von vier Wunschdingen’ (zwei Brüder gewinnen Silber und Gold, der dritte Tuch, Stock, Fiedel, Mantel). Joos 2, 10 nr. 2 ‘Van gouden Jan’ (Dose mit Soldaten und Dose mit Geld); 3, 24 nr. 7 ‘Van drij Koningszoons’ (Tischtuch, Stock, Leier, Mantel). De Mont en de Cock, Wondersprookjes S. 250 ‘Van drie koningszoons en vier toovervoorwerpen’ (Tuch, Rock, Flöte, Fiedel). Vermast S. 3 ‘Van het beursje, het manteltje en den commandostok’ (Hörner durch Äpfel). Cornelissen-Vervliet nr. 31 ‘Van het tooverbeurzeken, het tooverstoksken en het tooverhoedje’ (Hörner durch Birnen). Volkskunde 14, 198 ‘Van den prins met de appelen van Damasko’; 14, 234 ‘Van het tooverfluitje en het tooverhoedje’. Flamandskija skazki p. 116 (Aarne S. 97).

Eine dänische Erzählung enthält ein vorliegendes Volksblatt aus Kopenhagen: ‘Lykkens flyvende Fane, Historie om tre fattige Skræddere, der ved Pillegrimsrejse kom till stor Værdighed og Velstand’ (Schon um 1730 verfaßt nach Nyerup, Morskabsläsning 1816 S. 234. Über die Quelle s. weiter unten. Gereimt von P. F. Wandal, De tre Skræddere, Kbh. 1792. – Schwedisch: Lyckans flygande Fana, Linköping 1787 u. ö. nach Bäckström, Sv. folkböcker 2, Öfversigt p. 140):

Drei arme Schneider, die am Handwerk nicht viel verdienen, nehmen Abschied von Weib und Kind, wollen in die Welt ziehen und ihr Glück versuchen. Sie kommen in eine Wüste zu einem Berg, wo ein Zauberer wohnt; der Berg steht Sommer und Winter grün, voll Blumen und Früchten, und um Mittag und Mitternacht wird alles zu dem feinsten Silber. Der älteste füllt sich seinen Bündel und alle Taschen [475] mit den schönsten Silberblumen und Früchten, geht nach Haus, wirft Nadel und Bügeleisen unter den Tisch und wird ein reicher Handelsmann. Die zwei andern denken: ‘Zu dem Berg können wir wieder, wenn wir Lust haben, zurückgehen; wir wollen unser Glück weiter versuchen’, und wandern fort. Sie kommen zu einer großen Eisenpforte, die geht von selbst auf, nachdem sie dreimal daran geklopft. Sie treten in einen Garten, da hängen die Bäume voll Goldäpfel. Der zweite Schneider bricht sich so viel ab, als sein Rücken tragen kann, nimmt Abschied und geht heim. Dort begibt er sich auch zum Handel und wird ein noch größerer Kaufmann als der erste, so daß man glaubt, der reiche Jude zu Hamburg stamme von ihm ab. Der dritte aber meint: ‘Der Garten mit den Goldäpfeln bleibt mir sicher, ich will noch weiter nach meinem Glück gehen’. Er irrt in der Wüstenei umher, und als er den Garten und den Silberberg wieder sucht, kann er ihn nicht finden. Endlich kommt er zu einer großen Anhöhe und hört auf einer Pfeife blasen. Er geht näher und findet eine alte Hexe, die pfeift vor einer Herde Gänse, die bei dem Ton mit den Flügeln schlagen, und auf der Alten auf und nieder tanzen. Sie hatte sich schon vierundneunzig Jahre auf der Höhe mit dem Tod herumgezerrt und konnte nicht sterben, bis die Gänse sie tot traten oder ein Christ kam, der sie mit Waffen totschlug. Sobald sie seine Schritte hört und er so nah ist, daß sie ihn sieht, bittet sie ihn, wenn er ein Christ sei, möge er sie mit der Keule, die an ihrer Seite da stehe, totschlagen. Der Schneider will nicht, bis sie ihm sagt, er werde unter ihrem Haupt ein Tuch finden, welches, wie er es wünsche, auf ein paar Worte voll der köstlichen Speisen stehe. Da gibt er ihr einen Schlag auf den Hirnschädel, sucht und findet das Tuch, packt es gleich in sein Bündel und macht sich auf den Heimweg. Ein Reiter begegnet ihm und bittet ihn um ein Stück Brot, der Schneider sagt: ‘Liefere mir deine Waffen aus, so will ich mit dir teilen’. Der Reiter, der ohnehin Pulver und Blei im Krieg verschossen hat, tut das gern; der Schneider breitet sein Tuch aus und traktiert den hungrigen Kriegsmann. Diesem gefällt das Tuch, und er bietet dem Schneider dafür seine wunderbare Patrontasche zum Tausch; wenn man auf die eine Seite klopfe, kämen hunderttausend Mann zu Fuß und Pferd heraus, klopfe man auf die andere, aller Art Musikanten. Der Schneider willigt ein, aber nachdem er die Patrontasche hat, beordert er zehn Mann zu Pferd, die müssen dem Reiter nachjagen und ihm das Tuch wieder abnehmen. Der Schneider kommt nun nach Haus; seine Frau wundert sich, daß er so wenig auf der Wanderschaft gewonnen hat. Er geht zu seinen ehemaligen Kameraden, die unterstützen ihn reichlich, daß er eine Zeitlang davon mit Frau und Kind hätte leben können. Er aber ladet sie darauf zum Mittagsessen, sie möchten nicht stolz sein und ihn nicht [476] verschmähen. Sie machen ihm Vorwürfe, daß er alles auf einmal verschlemmen wolle, doch versprechen sie zu kommen. Wie sie sich zur bestimmten Zeit einfinden, ist nur die Frau zu Haus, die gar nichts von den Gästen weiß und fürchtet, ihr Mann sei im Kopf verwirrt. Endlich kommt der Schneider auch, heißt die Frau die Stube eilig rein machen, grüßt seine Gäste und entschuldigt sich, sie hätten es zu Haus besser, er habe nur sehen wollen, ob sie nicht stolz durch ihren Reichtum geworden wären. Sie setzen sich zu Tisch, aber es kommt keine Schüssel zum Vorschein, da breitet der Schneider sein Tuch aus, spricht seine Worte, und im Augenblick steht alles voll der kostbarsten Speisen. ‘Ha, ha!’ denken die andern, ‘ist’s so gemeint? Du bist nicht so lahm, als du hinkst’, und versichern ihm Liebe und Brüderschaft bis in den Tod. Der Wirt sagt, das sei gar nicht nötig zu versichern, dabei schlägt er der Patrontasche auf eine Seite, alsbald kommen Spielleute und machen Musik, daß es eine Art hat. Dann klopft er auf die andere Seite, kommandiert Artillerie und hunderttausend Soldaten, die werfen einen Wall auf und führen Geschütz darauf, und so oft die drei Schneider trinken, feuern die Konstabler ab. Der Fürst wohnte vier Meilen davon und hört den Donner, also meint er, die Feinde wären gekommen, und schickt einen Trompeter ab; der bringt die Nachricht zurück, ein Schneider feiere seinen Geburtstag und mache sich lustig mit seinen guten Freunden. Der Fürst fährt selbst hinaus, und der Schneider traktiert ihn auf seinem Tuch. Dem Fürst gefällt das, und er bietet dem Schneider Ländereien und reichliches Auskommen dafür; der will aber nicht, sein Tuch ist ihm lieber, da hat er keine Sorge, Müh und Verdruß. Der Fürst faßt sich kurz, nimmt das Tuch mit Gewalt und fährt fort. Der Schneider hängt seine Patrontasche um und geht damit an des Fürsten Hof, bekommt aber einen Buckel voll Schläge. Da läuft er auf den Wall des Schlosses, läßt zwanzigtausend Mann aufmarschieren, die müssen ihre Stücke gegen das Schloß richten und darauf losfeuern. Da läßt der Fürst das Tuch herausbringen und demütig bitten, mit dem Feuer einzuhalten. Der Schneider läßt nun seine Mannschaft wieder ins Quartier rücken und lebt vergnügt mit den zwei andern Brüdern.

Ähnlich bei Molbech nr. 37 ‘Dugen og tasken’. Auch das angeführte holsteinische Märchen bei Wisser 2, 67 ist von diesem Volksbuche teilweise abhängig. Grundtvigs hsl. Verzeichnis nr. 63 ‘De sære frugter’. Skattegraveren 5, 132 ‘Tryllefrugterne’ (Goldapfel, Beutel, Schwert; Äpfel). Kristensen, Äventyr fra Jylland 1, 354 nr. 46 ‘De lange næser’ (Beutel, Gürtel, Horn; Kirschen und Wasser); 2, 298 nr. 44 ‘De fire kunster’ (Beutel, Messer, Mantel; Horn ruft Riesen, der den Raub der Prinzessin abfordert); 3, 305 [477] nr. 56 ‘De tre Rønnetræer’ (Beutel, Mantel, Tasche; Äpfel). Berntsen 1, 222 nr. 28 ‘Gaverne’ (Beutel, Horn, Gürtel wiedergewonnen durch die von dankbaren Tieren erhaltene Fähigkeit des Helden, sich in eine Ameise, Elster oder einen Löwen zu verwandeln). Etlar S. 173 ‘Svends historie’ (verschiedene Motive). – Norwegisch bei Asbjörnsen nr. 71 ‘Tobaks-Gutten’ = Dasent 2, 130. Haukenæs p. 87 ‘Prinsessen med den lange næse’. – Isländisch bei Rittershaus S. 233 nr. 53 ‘Die ungetreue Dienerin’ (Mantel, Ring, Handschuh; Wasser zweier Quellen macht krank und gesund). – Schwedisch aus Nyland bei Åberg nr. 231 ‘Fängo’ (drei Söhne erhalten Horn, Gürtel, Beutel; Äpfel); nr. 234 ‘Salvättn, nattrottjin o pängpundjin’ (der jüngste Bruder gewinnt die Kostbarkeiten durch einen unsichtbar machenden Hut zurück); nr. 269 ‘Om pängpundjin som alder bläi tóm’ (Bruchstück). Allardt nr. 134 ‘Kungliga hórngardi’. – Schottisch bei Campbell 1, 181 nr. 10 ‘The three soldiers’ = Brueyre p. 138; vgl. R. Köhler 1, 186 (Säckel, Tüchlein, Pfeife; Äpfel). Macdougall p. 222 nr. 10 ‘The son of the knight of the green vesture’ (Hirtenknabe erhält einen Edelstein, der in die Ferne trägt, und einen andern, der Kranke heilt, sowie ein Vogelnetz; findet Äpfel, die das Fleisch abfallen lassen und die wieder heilen). – Irisch bei Kennedy 1870 p. 67 ‘The Gilla na gruaga donna’ (Beutel, Mantel, Horn; Früchte).

Französisch bei Luzel, C. pop. 3, 3 nr. 1 ‘Crampouès’ (Tischtuch, Stock, Dudelsack, Mütze; Hand der Prinzeß zurückgewiesen); 3, 23 nr. 2 ‘Le laboureur, le prêtre et le clerc’ (Beutel, Tüchlein, Mantel; Hörner durch Äpfel). Sébillot, Folklore de France 3, 434. Sébillot, C. 1, 30 nr. 5 ‘Les cornes enchantées’ (Mantel, Tüchlein, Beutel; Äpfel). Revue des trad. pop. 9, 178 ‘Les poires qui font des cornes’. Gittée-Lemoine p. 67 ‘L’arbre à cornes ou le cuisinier sans pareil’. Carnoy, C. français p. 75 ‘Les figues merveilleuses’. Carnoy, Picardie p. 292 ‘La château du diable’ (Tüchlein, Stock, Mantel; Birnen). Cosquin 1, 121 nr. 11 ‘La bourse, le sifflet et le chapeau’ (beim Kartenspiel von den drei Brüdern verloren; Hörner durch Äpfel); 2, 79 nr. 42 ‘Les trois frères’ (Beutel, Patrontasche, Mantel; Säbel nötigt die Königstochter zur Herausgabe). Dardy 2, 189 nr. 50 ‘Pipette’; 2, 263 nr. 68 ‘Les trois filleuls de la fée’ (Mantel, Tuch, Börse). Deulin p. 85 ‘Le petit soldat’ (Mantel, Börse; Hörner durch Pflaumen). – Italienisch bei Gonzenbach nr. 30 ‘Ciccu’ (drei Brüder erhalten von Feen Decke, [478] Börse, Horn; Prinzessin nimmt die Börse, dann andres Thema) und nr. 31 ‘Von dem Schäfer, der die Königstochter zum Lachen brachte’ = Crane p. 119 (Tüchlein, Börse, Pfeifchen Räubern weggenommen; Hörner durch Feigen); vgl Zs. f. Volksk. 6, 70. Pitrè, Fiabe sicil. 1, 227 nr. 26 ‘Petru lu Massariotu’ (erhält von drei Feen Beutel, Tüchlein, Geige, verliert sie im Schachspiel an die Prinzess) und 1, 252 nr. 28 ‘La vurza, lu firriolu e lu cornu infatatu’ (drei Brüder von der Prinzeß beraubt; Hörner durch Feigen) = Kaden S. 142. 159. Pitrè, Nov. tosc. nr. 16 ‘Soldatino’. Archivio 1, 57. Imbriani, Nov. fior. ² p. 349 ‘Il figliuolo del pecoraio’. Nerucci nr. 57 ‘I fichi brogiotti’. Imbriani, Pomigl. p. 62 nr. 3b ‘La coa’ (Beutel, Mantel, Horn; Schwanz durch Feigen) und p. 110 nr. 3c ‘a reggenella’ (Beutel, Horn, Mantel erhält der als Beichtvater Verkleidete von der kranken Prinzeß zurück). Bolognini p. 21. Coronedi Berti nr. 9 ‘La fola dal Nan’ (Propugn. 7, 1, 409). Busk p. 129 ‘Twelve feet of nose’ und p. 136 ‘A yard of nose’. Finamore 1, 154 nr. 30 ‘Lu fatte de le tré ffáte’. De Nino 3, 213 nr. 40 ‘Le cappelle rosse’ (Börse, Hut, Fiedel von den Brüdern im Spiel verloren, durch Feigen wiedergewonnen). De Gubernatis, Tiere S. 222 (Fee spendet drei Brüdern Börse, Pfeife, Mantel; Feigen). – Katalanisch bei Maspons, Rondallayre 3, 58 ‘Los dos germans’ (Beutel, Stuhl, Trompete; Hörner durch Feigen). Ludwig Salvator S. 50 ‘Das Kettchen’ (Börse, Kette, Horn; Birnen und Feigen). – Griechisch bei Hahn 2, 202 Var. zu nr. 9 ‘Von den drei dankbaren Tieren’ (Mütze, Beutel, Spiegel von einer Schlange erhalten; Prinzessin schwatzt sie dem Jüngling ab. Schluß fehlt) und 1, 253 nr. 44 ‘Von den Feigen, die Hörner erzeugen und Hörner vertreiben’ (es fehlen die Zaubergaben). – Albanisch: Mitkos nr. 9 = Archiv f. Litgesch. 12, 111 nr. 7 ‘Die Schöne der Erde’ (Geld, Kanne, Kappe; Hörner durch Trauben), vgl. R. Köhler 1, 389. – Rumänisch im Ausland 1856, 716 nr. 8 ‘Härstäldai’ (Beutel, Hut; Birnen). Schullerus, Archiv f. siebenbg. Ldesk. 33, 572 nr. 87 ‘Drei Spieler’ (Sattel, Mantel, Beutel; Hörner durch Äpfel). Weigand 2, 214f. 2, 251 nr. 123 ‘Die habgierige Frau und ihre Strafe’ (Beutel, Fernglas, Mütze; Hörner durch Feigen). Şăinénu p. 867.

Von den Slaven des italienischen Resiatales: Slavjanakij Sbornik 3, 306 nr. 2 (drei Brüder erhalten von drei Zauberinnen ein unsichtbar machendes Kästchen, Geldbeutel und Horn; die Prinzessin nimmt dem ältesten alles im Kartenspiel ab; Schweif [479] durch Feigen). – Slowenisch: B. Krek S. 109 nr. 49 (Geldbeutel; Mund schwillt durch Äpfel). Gabršček S. 266 nr. 34 (Geldbeutel, Ring, Schwert; Hörner durch Birnen). – Serbokroatisch: Letopis mat. srpske 152, 88 nr. 19 (Stiefel, Mantel, Geldbeutel von Bär, Wolf und Falk; Hörner durch Birnen). Mikuličić S. 39 nr. 10. Aus Bosnien bei Preindlsberger-Mrazović S. 28 ‘Die Gaben des Schlangenkaisers’ (Ring, Teppich, Peitsche; Eselin durch Schlehen). K. Ristić & V. Lončarski S. 66 nr. 10 (Hut, Säbel, Ring, Geldbeutel; Hörner durch Birnen). Bos. Vila 4, 76 (drei Brüder erben Geldbeutel, Tarnkappe, Teppich; Hörner nach Erdbeeren). – Bulgarisch aus Macedonien bei Sprostranov S. 1 nr. 1 (der Freier der Prinzessin bekommt von seiner Mutter Geldbeutel, Ring und Krug, von drei Teufeln Tarnkappe, Teppich und Stock; Hörner durch Äpfel). – Čechisch aus Mähren bei Menšík S. 223 nr. 15 (Geldbeutel, Pfeife, Gürtel geerbt; Nase wächst durch Birnen, durch ein Wasser geheilt). Sedláček 2, 38 nr. 6 (Janek entwendet Räubern Geldbeutel und Ring; Hörner durch Äpfel). Václavek, Některé pohádky S. 39 nr. 9 (Stiefel, Geldbeutel, Pfeife von der jüdischen Wirtin vertauscht; Hörner durch Äpfel). Český Lid 6, 194 nr. 10 (wo der den Apfelbaum beraubende und von dem jüngsten Bruder verfolgte Goldvogel in die Erde schlüpft, findet jener Geldbeutel, Mantel, Pfeife; Hörner durch Birnen). Kulda 3, 35 nr. 3 (Geldbeutel, Hut, Mantel für die Erlösung des verwünschten Schlosses; Bär durch Birnen). Pohádky a pov. naš. lidu S. 44 nr. 19 (Geldbeutel, Tarnkappe, Trompete von einem befreiten Gespenst; Königin raubt den Geldbeutel, gibt ihn aber vor dem Heere heraus und heiratet den Helden). Mikšíček, Pohádky S. 39 nr. 5 (Geldbeutel, Gürtel, Trompete geerbt; Nase durch Zitrone). – Slowakisch: Czambel S. 313 § 159 (Geldbeutel, Pfeife, Gürtel, Mantel schlafenden Räubern gestohlen; Hörner durch Äpfel). Škultety-Dobšinský S. 397 nr. 41 = neue Ausg. S. 811 nr. 57 (Geldbeutel, Pfeifchen, Horn; Nase durch Feigen). – Polnisch aus Oberschlesien bei Malinowski 2, 45 (drei Soldaten erhalten in drei Nächten Beutel, Mantel, Pfeifchen; Kartenspiel mit der Prinzessin; zottig durch Birnen, Hörner durch Äpfel, Wiederherstellung durch Pflaumen). Chełchowski 1, 103 nr. 16 (drei verwünschte Jungfrauen geben den drei Brüdern Mantel, Beutel, Uhr; Kartenspiel mit der Prinzeß; Fleisch fällt ab im Flusse; Hörner durch Äpfel). Kolberg, Lud 3, 145 nr. 15 (verbunden mit dem Höllenpförtner). Ciszewski S. 184 nr. 135 (Mantel, Pfeife, Stiefel; [480] Hörner durch Äpfel). Wisła 8, 531 nr. 7 (Geldbeutel, Horn, Gürtel geerbt; Nase durch Feigen). Mater. antropol. 4, 244 nr. 16 (drei Soldaten im verwünschten Schloß erhalten Beutel, Stab, Rock; Ziege durch Birnen aus der einen Rocktasche, Rückverwandlung durch Äpfel aus der andern). Kolberg, Lud 14, 236 nr. 56 (der erste Teil fehlt; Hörner durch Äpfel). – Großrussisch aus dem Gouv. Orel bei Afanasjev 1, 328 nr. 113a (Prinzessin vom Drachen befreit; Stiefel, Teppich, Tischtuch von drei Teufeln; Hörner durch Äpfel); aus dem Gouv. Archangelsk ebd. 1, 329 nr. 113b (Spielkarten, Geldbeutel; Hörner durch Äpfel); 1, 331 nr. 113c (Tarnkappe, Geldbeutel, Zaubergerte; Hörner und Tierfell durch schwarze und rote Beeren, Entzauberung durch weiße). Efimenko 2, 230 nr. 5 (Spielkarten, Geldbeutel; Hörner durch Äpfel). Aus Moskau bei Chudjakov 1, 40 nr. 9 (Tischtuch, Ring, Geldbeutel; Hörner durch Erdbeeren). Erlenwein S. 26 nr. 11 = De Gubernatis, Florilegio p. 75 ‘I tre soldati’ (unsichtbar machendes Tuch, Tabaksdose, Geldbeutel; Hörner durch Äpfel). Aus dem Gouv. Olonetz bei Ončukov S. 358 nr. 150 (verbunden mit dem Eisenhans; Geldbeutel dem Teufel im Kartenspiel abgenommen; Hörner und Schweif durch Äpfel). Aus dem Gouv. Tomsk in Zap. Krasnojarsk. 1, 93 nr. 48 (drei Brüder; Geldbeutel, unsichtbar machende Schachtel, Pfeifchen; Hirsch und Hörner durch Äpfel). – Kleinrussisch: Hrinčenko 2, 253 nr. 184 (drei Brüder; Geldbeutel, Wunschgerte, Tarnkappe; Kartenspiel mit der Prinzessin; Hörner durch Äpfel). Aus dem Gouv. Poltawa im Etnogr. Zbirnyk 14, 54 (Pferd Hyver, Speisesack, Stiefel den Streitenden abgenommen; Hörner durch Kirschen). Aus Ostgalizien bei Rozdoljśkyj nr. 3 (Geldbeutel; Hörner durch Äpfel). Etnograf. Zbirnyk 6, 155 (ebenso). – Weißrussisch aus dem Gouv. Mogilev bei Romanov 3, 181 nr. 23 (Geldbeutel, Horn, Handtuch geerbt; Kartenspiel mit der Prinzessin; Hörner durch Äpfel); 3, 186 nr. 24 (Feuerzeug ererbt; Teppich, Krug, Tarnkappe, Stiefel drei streitenden Teufeln abgenommen; Hörner durch schwarze Beeren); 3, 192 nr. 25 (Fischer erhält von einem Fisch einen Dukatenring; Ziege durch Äpfel). Dobrovoljskij S. 511 nr. 18 (Einleitung fehlt; die Hörner durch Äpfel ungeschickt verbunden mit dem Jungen, der des Teufels Aufgabe unter Beistand seiner Tochter löst). Federowski 2, 299 nr. 331 (drei Brüder bekommen von einem Greise Geldbeutel, Trompete, Hemd; Hörner durch Äpfel). – Litauisch: Dowojna Sylwestrowicz 2, 299 (drei Brüder desertieren, erhalten von einer Alten Geldbeutel, Keule, [481] Tischtuch; Hörner durch Birnen, Fleisch schwindet im Flusse). – Lettisch: Treuland S. 196 nr. 115 (Gürtel, Beutel, Horn geerbt; Nase durch Früchte, Quelle). – Estnisch: Kreutzwald 1, nr. 23 ‘Dudelsack-Tiidu’ = Kirby 1, 303. – Finnisch: Salmelainen 1, nr. 4 = Asbjörnsen-Grässe, Nord und Süd S. 145 = Schreck S. 28 nr. 4 ‘Das Teufelsschiff’. Krohn-Lilius 2, 191. Folk-lore 5, 323. Aarnes Register nr. 566. Aarne, Märchenforschungen S. 85–97. – Ungarisch: Arany-Gyulai 3, 343 ‘Die drei Glücksritter’ (Beutel, Mütze, Silberstab; Irrsinn durch Äpfel). Horger nr. 6 (Beutel, Tarnkappe, Trommel; Frau und Liebhaber). – Grusinisch: Sbornik kavkaz. 19, 2, 116 nr. 5 (Geldbeutel und Horn werden vom Kaiser dem berauschten Jungen abgenommen; Hörner durch Feigen; die Prinzessin dagegen ist dem Helden treu). – Tatarisch ebd. 23, 3, 34 nr. 7. 35, 2, 99 nr. 6 (der Junge verliert im Schachspiel die ererbte Tarnkappe, Pfeife und Sack; Hörner durch Äpfel). – Armenisch bei Servanztianz 1884 p. 225 = Macler nr. 17 ‘La belle de Tiflis’: Börse, Mütze, Pfeife; Äpfel verwandeln in Esel[2]. – Sartisch aus Turkestan bei Ostroumov 2, 88 nr. 15 (Aarne S. 126): der jüngste Zarensohn verliert durch die Magd seiner Geliebten zwei seiner vier Wunschgegenstände, den Teppich und Stab, und wird verstoßen; durch seine Zaubertasse verwandelt er beide in Affen. In einem indischen (Hindustani) Märchen in der Revue orientale et americaine 1865, 149 = Cosquin 1, 129 entwendet die Geliebte dem König den Wunderdegen, die Speiseschale, den geldspendenden Teppich und den fliegenden Thron; sein Minister verwandelt die Diebin durch schwarzes Wasser in einen Affen. – In der 7. Erzählung der Çukasaptati (Textus simplicior übersetzt von R. Schmidt 1894 S. 18) bekommt ein Brahmane von einem Büßer Mennige, die ihm, so oft er sie berührt, 500 Goldstücke gibt, wird aber von einer Buhlerin, der er sein Geheimnis verrät, bestohlen und fortgejagt.

Wenn hier der Schluß mit der Wiedergewinnung des geraubten Kleinods fortgefallen ist, so zeigt ein Kapitel aus dem tibetischen Kandschur (Schiefner, Bull. de l’académie de St. Pétersbourg 21, 489 = Mélanges asiatiques 7, 748 nr. 3 = Ralston 1882 p. 216) und eine Geschichte der Suaheli (Velten S. 48 ‘Mohamedi’) eine Entstellung des Anfanges, da die geldgierige Buhlerin [482] dem Helden nicht einen Zaubergegenstand, sondern sein Vermögen entlockt; die Rückgabe erfolgt, nachdem der Betrogene die Nase der Frau durch ein besonderes Holz verlängert oder ihr durch Genuß einer Gurke Hörner aufgesetzt hat.

Verbunden treffen wir die Motive der drei ererbten oder durch Tausch und Raub gewonnenen Talismane[3] und der entstellenden und heilenden Früchte[4] zuerst im 14. Jahrhundert in den lateinischen Gesta Romanorum (cap. 120 ed. Oesterley; cap. 147 ed. Dick): Seinem dritten Sohne Jonathas hatte König Darius drei Kleinode vermacht, einen Ring, der seinem Besitzer aller Menschen Gunst erwarb, eine Halskette, dessen Träger alles erhielt, was er wünschte, und ein Tuch, das den darauf Sitzenden entrückte, wohin er wollte. Als Jonathas von der Mutter den Ring erhielt[5], begegnete er einem schönen Mädchen, das ihn betörte und ihm Geheimnis und Ring entlockte. Ebenso erging es ihm mit dem zweiten Erbstücke; mit dem dritten entführte er die Buhlerin in einen Wald, um sie dort zu verlassen, ließ sich aber bereden, in ihren Armen zu schlafen, worauf sie sich in die Heimat zurück wünschte. Der betrogene Jüngling schritt durch einen Bach, dessen Wasser das Fleisch von seinen Knochen löste, und aß, da ihn hungerte, von Früchten, die ihn aussätzig machten; doch ein andres Wasser heilte seine Füsse, ein andrer Baum den Aussatz. Wie er dann mit diesem Wasser und den Früchten einen König heilte[6], [483] ward er als berühmter Arzt auch zu dem inzwischen erkrankten Mädchen gerufen; da verlangte er zunächst ein Sündenbekenntnis und Rückgabe des unrechtmäßigen Gutes, dann aber gab er ihr das erste Wasser und die ersten Früchte, so daß sie elend sterben mußte. – Um die Mitte des 15. Jahrh. ist der deutsche Roman Fortunatus verfaßt, der zuerst 1509 zu Augsburg im Druck erschien, in viele Sprachen übersetzt und selbst als Schauspiel bearbeitet wurde[7]. Nachdem der Erzähler im ersten Teile ausführlich berichtet hat, wie Fortunat von der Glücksgöttin mit einem Wunschsäckel begabt wurde und dem Sultan zu Alexandria einen Hut entwendete, der den Besitzer in die Ferne versetzte (Wünschmantel, Horn und Ranzen kommen nicht vor), handelt er von den Erben dieser Kleinode, Fortunats Söhnen Andolosia und Ampedo. Als die englische Prinzeß Agrippina dem älteren den Säckel entlockt hat, erbittet dieser sich vom Bruder den Wunschhut und entführt als Kaufmann verkleidet die Jungfrau, verliert sie aber, als er ihr unbedacht den Hut aufsetzt und sie sich heimsehnt. Als er seinen Hunger mit Äpfeln stillt, wachsen ihm Hörner; diese verschwinden aber, als er auf den Rat eines Einsiedlers von andern Äpfeln ißt. Als Krämer verkauft er nun der Agrippina einige von den ersten Früchten und kehrt, nachdem ihr ebenfalls Hörner gewachsen sind, als Arzt zu ihr zurück und erhält Säckel und Hut wieder.

Einfacher und den neueren Volksmärchen ähnlicher erzählt ein in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gedrucktes italienisches Gedicht ‘Historia di tre giovani e di tre fate’ (114 Stanzen. Rua, Antiche novelle in versi 1893 p. 1) von drei Wandergesellen, denen [484] drei ihr Lager teilende Feen[8] einen Glückssäckel, Zauberteppich und ein Soldaten herbeirufendes Horn überreichen. Während zwei von ihnen in Rom bleiben, zieht Biagio, der Besitzer des Säckels, nach Spanien, wo die junge Königin beim Schachspiel ihm unter Liebesversicherungen das Kleinod abschwatzt und dann die Tür weisen läßt. Er kehrt, nachdem er sich von seinen Freunden daheim den Teppich und das Horn erbeten, ein zweites und drittes Mal wieder und verliert, von den heuchlerischen Worten der Königin betört, auch diese Geschenke der Feen. Verzweifelt umherirrend genießt er von den Früchten eines Feigenbaumes, da wächst ihm ein Eselschwanz, der bei jeder Feige eine Spanne länger wird; doch findet er bald andre Feigen, deren Genuß die Mißgestalt tilgt. Nun verkauft er der Königin und ihren Dienerinnen von den ersten Früchten und tritt, nachdem er von einem Arzte einen roten Talar, ein Pferd und Diener geliehen, als großer Heilkundiger auf. Als er die beiden Zofen glücklich kuriert hat, bescheidet ihn die Königin zu sich, und wie seine Feigenlatwerge ihren Schwanz bis auf zwei Spannen verkürzt hat, zeigt sie ihm ihre Schatzkammer und darin die drei Wunschdinge. Da ergreift er diese und fährt schnell davon zu seinen Gefährten.

Auf dies Gedicht scheint die französische ‘Histoire du prince Tangut et de la princesse au pied de nez’ in den angeblich aus dem Arabischen übersetzten ‘Aventures d’Abdalla fils d’Hanif’ von Jean Paul Bignon 1713 1, 231 (= Cabinet des fées 12, 460–494. Cosquin 1, 127. R. Köhler 1, 587. Chauvin, Cbl. f. Bibliothekswesen 17, 318. Englisch 1729. Deutsch 1731) zurückzugehen, nur daß Tangut und seine beiden Brüder Beutel, Horn und Gürtel in einer Höhle finden, die ihr Vater Aboucaf sterbend ihnen bezeichnet hatte, und daß die Feigen bei ihm und der betrügerischen Prinzeß Dogandar die Nase jede um einen Fuß verlängern. Aus Bignon schöpft sowohl La Harpe sein Gedicht ‘Tangu et Felime, ou le pied de nez’ (1780) als auch Fr. Hildebrand v. Einsiedel seine Erzählung ‘Die Prinzessin mit der langen Nase’ (Wielands Dschinnistan 3, 54–89. 1789) und ein Anonymus in der Zeitschrift [485] Phöbus von Heinr. v. Kleist und Adam Müller 1. Jahrg. 1808, 6. Stück S. 8–17 ‘das Märchen von der langen Nase’; ebendaher sind die oben S. 474 angeführten dänischen und schwedischen Bearbeitungen entlehnt, denen man eine von Einsiedel abhängige Romanze Oehlenschlägers ‘Prindsessen med den lange Næse’ (Elberling, Oehlenschläger og de østerlandske Eventyr 1887 S. 79) anreihen kann.

Über die verschiedenen Märchen von den geraubten und wiedergewonnenen Zaubergaben ist noch Aarnes lichtvolle Übersicht in seinen Vergleichenden Märchenforschungen 1908 S. 83–142 (Mémoires de la société finno-ougrienne 25) zu vergleichen. Meist sind es drei Kleinode: das erste spendet Geld, das zweite bringt einen wohin man will, das dritte zaubert ein Heer herbei. Die Wiedergewinnung geschieht auf zwei Arten: entweder durch Gewalt mittels des dritten Kleinods[9] wie im Märchen vom Knüppel aus dem Sack (nr. 36) oder, wenn es eine treulose Königstochter zu überlisten gilt, durch Überreichung von zwei Arten von Früchten, deren entstellende und heilende Wirkung der Held zuvor selber erprobt hat; hierzu vgl. den Krautesel (nr. 122). Sicherlich benutzten die Verfasser des Fortunat-Romans und des italienischen Gedichtes Volksüberlieferungen, aber die von ihnen ausgehende literarische Wirkung spiegelt sich auch in den neueren Volksmärchen wieder. Die eigentlich aus Ovid (Metam. 10, 644. Wickram, Werke 8, 80) entlehnten ‘Äpfel von Damasco’ des Fortunat-Buches erscheinen im Drama (Harms S. 7) wie im vlämischen Märchen.


  1. Vgl. die entstellte Erzählung ebd. S. 340 ‘Die drei verwünschten Prinzessinnen’ und Baader 1851 nr. 116 ‘Verwünschte Prinzessinnen’.
  2. Diese Tierverwandlung rückt das armenische und die beiden folgenden Märchen in die Nähe des gegessenen Zaubervogels (unten nr. 122).
  3. Schon im Wolfdietrich B Str. 830 f. 837 besitzt ein Zwerg einen goldenen Zederbaum, der Wein spendet, und schenkt dem Helden eine Büchse, aus der fünfzig Gewappnete hervorkommen, und ein Hörnlein, womit er ihn, wie Huon von Bordeaux den Oberon, herbeirufen kann (Müllenhoffs Heldenbuch 3, 288). Über andre Märchen von Wunschdingen vgl. z. B. nr. 36. 92; Cosquin 2, 85; Chauvin 7, 35.
  4. Im indischen Märchen bei Knowles p. 90 (Sayid and Said) verwandelt die Rinde eines Baumes in einen Esel, und die eines andern verleiht wieder die menschliche Gestalt.
  5. Auch im armenischen Märchen gibt die Mutter dem Helden ein Kleinod nach dem andern.
  6. Zwei Arten von Äpfel, die den Aussatz hervorrufen und heilen, und die Heilung eines Königs durch diese kommen auch in einer jüdischen Erzählung des Maaseh-Buches c. 223 vor (Helvicus, Jüdische Historien 1617 1, 160. Tendlau, Fellmeiers Abende 1856 S. 64. Mitt. f. jüdische Volkskunde 2, 18 nr. 11). Heilkräftiges Wasser statt der Früchte begegnete uns schon in dänischen, isländischen, lettischen Märchen; auch bei Einsiedel (1789) und Oehlenschläger bietet eine Quelle das Gegenmittel gegen die Feigen.
  7. Simrock, Deutsche Volksbücher 3, 49. Elberling, Danske Folkebøger 1, nr. 3 (1867); vgl. Nyerup, Morskabslæsning 1816 S. 157. Bäckström, Svenska folkböcker 2, 1 (1848). Van den Bergh, De nederlandsche Volksromans S. 128. Ashton, Chap-books of the 18. century 1882 p. 124. Histoire des aventures de Fortunatus, Rouen 1656 und Paris, Garnier c. 1860. Vgl. Thomas Dekker, Fortunatus und seine Söhne, aus dem Englischen von Fr. Wilh. Val. Schmidt (1819). Zacher, Fortunatus (Ersch-Gruber, Encyclopädie I, 46, 478). Tittmann, Schauspiele der englischen Komödianten 1880 S. XXVI. Harms, Die deutschen Fortunatus-Dramen (1892). Lázár, Über das Fortunatus-Märchen (1897); vgl. Zs. f. Volkskunde 8, 232.
  8. Drei Feen erscheinen gabenverleihend z. B. in den italienischen Märchen bei Basile 1, nr. 3 und 3, nr. 10. In den oben angeführten Erzählungen werden bisweilen die Talismane von verzauberten und erlösten Jungfrauen gegeben (Schambach S. 310. Wolf S. 340. Campbell nr. 10. Cosquin 1, 123. Hrinčenko 2, 253. Aarne S. 115).
  9. So bei Hans Sachs und in den anfangs aufgezählten deutschen Erzählungen. Dagegen fehlt dies gewaltsame Mittel in den ältesten Fassungen der Gesta Romanorum und des Fortunat.
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