An einen Freund zu Hausen, bei Uebersendung der allemannischen Gedichte
Uebersendung der allemannischen Gedichte.
Hoch von der langen schwarzen Möhr[1] herab,
Vom Platzberg her, auf wohlbekanntem Pfad
Erschein ich dir, o Freund, den Blumenkranz
Dir bringend, den ich jüngst in Wald und Flur
Und um die stillen Dörfer her gepflückt.
Zwar nur Gamänderlein und Ehrenpreis,
Nur Erdbeerblüthen, Dolden, Wohlgemuth,
Und zwischendurch ein dunkles Rosmarin,
Hat lächelnd und mit ungezwungner Hand
Des Feldes Muse sie in diesen Kranz
Gewunden, und der reine Freundessinn,
Der dir ihn bietet, sey allein sein Werth.
So schwankt er schöner doch im Lindenast,
In freier Weitung, leichter Weste Spiel.
Dort schwank’ er denn! Und sammelt um sich her
Die Linde unterm Sonntagshimmel blau
Das gute Völklein, das dich liebt und ehrt,
Und unter ihnen mancher mir von Blut
Verwandt, und mancher aus der goldnen Zeit
Der frohen Kindheit mir noch werth und lieb,
Mit ihnen. „Seht zu diesem leichten Strauße“
So sagst du, „sind die besten Blümlein doch
Von unsrer Flur, und unser Eigenthum
Mit Recht.“ – Io weger uffem Alzebühl,
Und bini nit im frische Morgethau
Dur d’Matte gstreift, und über d’Gräbe gumpt?
Und hani nit ab mengem hoche Berg
Mit nasse Auge abe gluegt ins Dorf –
S’isch weger wohr, und glaubsch mers nit, se frog
De Bammert, mengmole het er mi verscheucht
Im Habermark und im verhängte Wald.
Se b’schauet denn mi Bluemechränzli au
Und nehmet so verlieb; es isch nit viel.
- ↑ Möhr und Platzberg, Berge bei Hausen.