An die „alte Raketenkiste“
(1891.)
Bevor wir wackeln Sie und stürzen sahn,
War unerschöpflich der Verehrungswahn
Und endlos Ihrer Ehrennamen-Liste.
Den einz’gen aber, der uns Spaß gemacht,
Ich meine nämlich die – „Raketenkiste.“
Ein förmlich Knattern liegt schon in dem Laut!
Je länger ich das Wort mir angeschaut,
Um desto besser scheint es mir zu passen.
Der so viel Anklang fand im Deutschen Reich,
Ins Auge etwas schärfer nun zu fassen?
Selbst dem Beschränkten ist von Anfang klar,
Daß der Herr Herzog eine Kiste war
Auch als erwiesen wäre anzusehn,
Wenn wir das Bild nicht gänzlich mißverstehn,
Daß sie Raketen lediglich enthalten.
„Was aber,“ fragt die deutsche Gründlichkeit,
„Ist der Rakete eigentliches Wesen?“
Wer es nicht weiß – ich zeige ihm den Weg
Und will ein kurzes, bündiges Kolleg
Zu dieses Gegenstands Erled’gung lesen.
Das jäh und sausend in die Höhe fuhr,
Nach kurzem Knattern, Zischen und Rumoren,
Und von der steilen Bahn, die sie beschreibt,
Am nächt’gen Himmel eine Lichtspur bleibt
Die blöde Menge, die den Hals verrenkt,
Als einen Stern sich die Rakete denkt,
Der für die Zukunft leuchten wird da droben;
Hat das Phantom sein bischen Kraft verpufft,
Mit einem Mal zerfahren und zerstoben.
Nun, finden Sie, daß, was Sie je erreicht,
An Werth und Dauer der Rakete gleicht,
Kommt zwischen uns es sicher nie zum Zwiste.
Nichts als Raketen in die Luft gesandt
Die alte, feste, vollgepackte Kiste.
Des nicht’gen Schauspiels, das sich ewig gleich,
Ward müde man nicht blos im neuen Reich,
Daß sich nicht schließlich Jemand noch verletzt,
Schiebt in den Winkel nur die Kiste jetzt –
Sie kann wohl endlich zugenagelt werden!
Anmerkungen (Wikisource)
Ebenfalls abgedruckt in:
- Der Wahre Jacob. Nr. 117 (1891), S. 937.