An Herrn Rechnungsrath Gyßer

Textdaten
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Autor: Johann Peter Hebel
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Titel: An Herrn Rechnungsrath Gyßer
Untertitel:
aus: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 2, S. 97–100
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1802
Erscheinungsdatum: 1834
Verlag: Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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[97]

An Herrn Rechnungsrath Gyßer.
Antwort auf ein allemannisches Gedicht, welches Rechnungsrath Gyßer von Müllheim im Jahr 1802 an Hebel sandte, als dessen Gedichte auf Subscription angekündigt und einige Proben davon bereits dem Publikum mitgetheilt worden waren.

Dunderschieß! Wer rennt mer in mi Gäu?
Ischs der Gyßer? – ’s isch bi miner Treu
Euer Glück, aß Ihrs sind, Meister Gyßer!
Rime her! – – Potz Fürio, und Miser-

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ere Domine! ’s hätt schier verseit,

hätt mi nit d’Verzwiflung use treit.

     Iez, was Euer Versli abetrift,
uf mi Seecht, i bi voll Chib und Gift,
aß me Ratte mit mer chönnt verge.

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Drum, i ha gmeint, ’s chönn’s sust Niemes meh,
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weder ich, mit miner lange Pfife,
und Ihr wüssets au so schön z’bigriffe.

     Lueget, ’s Hamberch sott enander schelte,
doch, wil Ihrs sind, willi ’s Recht lo gelte.

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Euer Versli isch so nett und gschlacht,

aß i schier mein, i heigs selber gmacht.
Frili, wers bidenkt, es isch ke Wunder
aß ders chönnet, schla’ mi au der Dunder.

     Ihr trinket urig Poesie

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in lange Züge, z’Müllen an der Post.

Tausig Sappermost,
isch sel nit e chospire Wi!

     Aber chömmet, sind ers echt im Stand,
doher au ne Rung ins Welschchornland,

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sufet Prosa usem nasse Züber

in der Chuchi! (’s tribt mer d’Augen über);
Sel bi Gollig, luegt en ander a.

     Zwor i wills bikenne, jo i ha
au no Oberländer Poesie

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imme Fäßli, und henk d’Zunge dri,

wenns nit goh will. Aber ’s isch ke Art,
nei es isch nüt, uf der sandige Hart.

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     He der wüssets wohl, i hannich io
Lang und mengmol gseh bim Füeßli[1] stoh.

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(Churz het Euch no niene Niemes gseh,

Wers bihauptet, seit ke Wohret me.)
Selmols, traui, hets au Batze g’chost,
bis der füürig Geist in Eure Odere
und in Eurem Chopf het welle lodere,

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und ’s isch doch nit gsi, wie an der Post.


     Neie wohl! Se hettich au der Schmid[2]
z’Hüglen überlistet mit mim Lied!
So ne gscheidte Ma, wie Ihr sust sind,
chauft e Chatz im Sack, und seig sie blind!

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     Geb der Himmel, aß sie schöner Art,

und mit chloren Augen use fahrt,
wenni’s Säckli lös, und lock und sag:
„Büüsli chumm, und loß di seh am Tag!“

[100]

     Iez, Her Gyßer, bhüetich Gott der Her!

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Haltet mer mi Grobheit für en Ehr!

Und Sankt Michael mit langem Säbel
sollich b’schirme! – – Johann Peter Hebel.

Am fünften November Tusig Achthundert Zwei;
i häts schier vergesse, mi armi Treu!


  1. Füßlin, Kammerrath und Landschreiber (Generalkassier) in Karlsruhe von den 1770er bis in die 1790er Jahre. Siehe v. Drais Geschichte der Regierung und Bildung von Baden unter Carl Friedrich. Zweiter Band. Necrolog p. 86.[WS 1]
  2. Pfarrer Schmidt von Hügelheim, welcher für seinen Freund Hebel damals Subscribenten zu den allemannischen Gedichten sammelte.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Digitalisat: Uni Freiburg