An Gottfried August Bürger
Fried’ und Freude dem Sänger zuvor und traulichen Handschlag!
Sieh, ich habe dein Zürnen vernommen am fernen Gestade;
Hörte den Flügelschlag deines Gesangs; melodische Stürme
Deiner Leier erhuben ihn hoch; ein Riesenadler
Und schon zürnt’ ich entgegen. Das faste mich Pallas Athänä
Bei den goldnen Locken; ich wandte mich sträubend; mein Auge
Staunte zurük, vom Blize der göttlichen Augen getroffen.
Sieh, ich bebte nicht dir; ich bebte der furchtbaren Göttin.
Läg’ am blumigen Hange des Helikon, unter der Kühlung
Wehender Schatten, an Aganippens Silbergesäusel.
Nun erwacht’ ich, und zürnte nun wieder, und grif zu der Leier.
Aber es hatte die jüngste der Musen die Leier gestimmet,
Sondern wie Lispel des wankenden Schilfes, wie zärtliche Klagen
Junger Nachtigallen auf blühenden Zweigen der Myrten.
Und mir kehrte die Weisheit zurük; sie pflükte den Oelzweig,
Den ich dir reiche; sie redet durch mich; vernim und sey weise!
Ueber den Locken, es kühlet die Palme den Schweis an der Stirne.
Früh betraten wir beide den Pfad des ewigen Ruhmes,
Früh erreichten wir beide das Ziel. Auf trozenden Felsen
Stehn wir und lächeln entgegen dem Strome der kommenden Zeiten.
Lehren uns oft die eigne Leier zu stimmen, und bringen
Oft herab vom Olympos die Harfe des Mäoniden[2].
Las uns beide den Harfengesang des göttlichen Greisen
Unserm Volke singen; wir lieben den Göttlichen beide!
Höre wiehern die feurigen Ross’ am flammenden Wagen;
Siehe, mir winkt die Mus’, ich folge der winkenden Göttin.