Amor und Psyche (Die Gartenlaube 1889/1)

Textdaten
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Autor: J. K.
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Titel: Amor und Psyche
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 20
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Amor und Psyche von Antonio Canova.

Amor und Psyche. (Mit Illustration.) Die liebliche spätgriechische Sage von der Liebe Amors und Psyches hat jederzeit die Phantasie der Dichter wie der Künstler in gleichem Maße beschäftigt.

Psyche, eines Königs Tochter und von so wunderbarer Schönheit, daß um ihretwillen die Altäre der Venus verlassen standen, sollte auf Anstiften der grollenden Göttin dem verworfensten aller Sterblichen ihre Liebe schenken. Amor, der mit dem Rachewerk betraut war, verliebte sich selbst in die Schöne und entführte sie in einen Zauberpalast inmitten blühender Gärten, wo er sich heimlich mit ihr verband. Doch durfte sie sein Antlitz niemals sehen, da er sie nur des Nachts besuchte und ihr aufs strengste verboten hatte, zu forschen, wer er sei. Durch ihre eifersüchtigen Schwestern, die Amor auf ihr Verlangen herbeigeholt hatte, ließ sie sich zum Ungehorsam aufreizen; sie nahte mit einer Lampe dem schlafenden Gott und der Anblick seiner Schönheit verwirrte sie so, daß sie einen Tropfen glühenden Oels auf die Schulter des Schläfers schüttete. Erzürnt verließ Amor sie und Psyche durchwanderte nun trostlos die ganze Erde, ihn zu suchen, und kam endlich an den Hof der Venus. Von der göttlichen Schwiegermutter aufs ungnädigste aufgenommen, hat sie die bittersten Mißhandlungen zu erdulden und sich den gefährlichsten Dienstleistungen zu unterziehen; aber Psyche, stark durch die Liebe, überwindet jede Prüfung. Endlich schickt Venus sie zur Unterwelt, um einen Schönheitsbalsam zu holen. Auch dies gelingt, weil Amor ungesehen Hilfe leistet; aber auf dem Rückweg öffnet Psyche, welche nach all ihren Leiden des Schönheitsbalsams wohl bedürftiger war als die Göttin, die verhängnißvolle Büchse. So hat es Venus gewollt – tödliche Dämpfe quellen heraus, und die Unglückliche sinkt entseelt zu Boden. Doch schon ist der Geliebte nah und haucht ihr mit Göttermund neues Leben ein. Diesen Augenblick hat Canova aufgefaßt: die Stellung des Körpers, die noch entfalteten Flügel zeigen, daß der Gott eben im Schwung herangestürmt ist; er umschlingt die Geliebte, die noch bewußtlos, aber schon von traumhaftem Glück umdämmert sich an dem Wiedergeschenkten emporrankt.

Der Groll der Göttin ist endlich versöhnt; durch ein glänzendes Vermählungsfest, das ihrer im Olymp wartet, wird jetzt Psyche dem Geliebten auf immer vereinigt und tritt in die Zahl der Unsterblichen ein.

Unsere Gruppe, deren Original die Villa Carlotta in Menaggio am Comersee schmückt, ist Canovas gefeiertste Schöpfung, eine rührende Verkörperung der schwergeprüften und endlich belohnten Liebe. J. K.