Amor, dacchè convien pur ch'io mi doglia

Textdaten
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Autor: Dante Alighieri
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Titel: Minne, die Zeit ist da: mein Ruf soll tönen
Untertitel:
aus: Die unbekannten Meister – Dantes Werke, S. 85–87
Herausgeber: Albert Ritter
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1922
Verlag: Gustav Grosser
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Albert Ritter (Karl Förster, Karl Ludwig Kannegießer)
Originaltitel: Amor, da che convien pur ch'io mi doglia
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: {{{KURZBESCHREIBUNG}}}
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[85]
Minne, die Zeit ist da: mein Ruf soll tönen,

Die Welt soll Zeuge sein!
Ihr will ich zeigen, daß die Kraft mir schwinde.
So laß mich, wie ich mag, von Herzen stöhnen.

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Entfesselt soll die Pein

Mein Lied hintragen, wie ich es empfinde!
Du forderst meinen Tod: ich will es tragen!
Doch wer verzeiht mir, wenn das Wort mir fehlt,
Zu sagen, was mich quält?

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Wer glaubte nicht, ich wollte ihn betören?

Lieh’st du so viele Worte mir als Plagen,
Laß, Minne, denn, bevor mein Auge bricht,
Nicht vor die Harte kommen dies Gedicht;
Vernähme sie, was ich in mir muß hören,

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Dann würde Leid die Schönheit ihr zerstören.


Ich kann nicht fliehn, sie kommt, sich festzusetzen
In meinem Geist und Sinn
Wie der Gedanke, der es dahin brachte.
Mein töricht Herz will sich am Leid ergetzen;

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Es malt die Spötterin

Schön, wie sie ist, weil ihm das Schmerzen machte;
Schaut dann sie an, und ist es vollgesogen
Von brünst’ger Gier aus jener Augen Glut,
Kehrt’s gegen sich die Wut,

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Weil es den Brand, der es verzehrt, entfachte.

Würd’ wohl Vernunft mit Worten mich bewegen,
Wenn solche Stürme mir im Innern brausen?
Die wilde Angst kann drinnen nicht mehr hausen,
Entströmt dem Munde laut, und also brachte

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Sie selbst dem Aug’ den Lohn, der ihm schon lachte.


Die feindliche Gestalt, die, fest da drinnen,
Sieghaft und voller Grau’n

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Wohl über meine Willenskraft gebietet:

Sie treibt mich, von sich selbst entzückt, von hinnen,

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Ihr Urbild anzuschaun,

Wie Ähnliches sich Ähnlichem entbietet.
Ich weiß, daß Schnee zur Sonne ja entschwinde:
Ich kann nicht anders, hab’ ja nur vollbracht,
Was in der Andern Macht

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Der tut, der selbst hin zum Schaffot mag schreiten;

Dort nahe, ist es mir, als töne linde
Das Wort: „Willst du ihn wirklich sterben sehen?“
Dann schau’ ich rings: wo könnt’ ich Schutz erflehen?
Soweit laß ich mich von den Augen leiten,

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Die mir zu Unrecht meinen Tod bereiten.


Was so verwundet aus mir wird, das, Minne,
Weißt du, – ich weiß es nicht!
Du siehst mich ja, den schier der Tod ereilte;
Kehrt dann die Seele ein zu Herz und Sinne

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Fehlt ihr des Geistes Licht

Und die Erinnrung, wenn sie ferne weilte.
Wenn ich erstehe und die Wunden schaue,
Die mich entseelt, als ich so schwer getroffen,
Kann Mut ich nicht erhoffen,

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Denn Furcht läßt jedes Glied in mir erschauern.

Dann zeigt das Angesicht, das fahle, graue,
Welch Wetterstrahl zur Erde mich gerungen.
Und wenn er süßem Lächeln auch entsprungen,
Wird doch der fahle Schein noch lange dauern:

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Der Geist wird seine Schwäche stets betrauern.


So tatst du, Minne, mir im Alpenschoße,
In jenes Flusses Tal,
Längs dem ich deiner Macht stets unterstehe.
Nach Willkür, rettend oder tötend, stoße

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Zu mit dem grausen Strahl,

Der blitzend Bahn bricht für des Todes Wehe.
Und ach, nach Frau’n und edlen Menschen spähe

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Ich nutzlos, ob nicht jemand Mitleid spürt.

Wenn es ihr Herz nicht rührt,

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Wie hoff’ ich, andrer Hilfe zu besitzen?

Und, Minne, sie, verbannt aus deiner Nähe,
Hat niemals noch vor deinem Pfeil gezittert;
Mit Stolz ist ihre Brust ganz fest umgittert,
Daran zerspellen aller Pfeile Spitzen;

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Nichts kann den Panzer dieses Herzens ritzen.


Du mein Gebirgsgesang, steig denn hernieder!
So siehst du wohl Florenz, mein Vaterland,
Das mich von sich verbannt,
Und rauh aus sich verstieß, der liebeleeren.

80
Kommst du hinein, so sage: „Niemals wieder

Kann euch bekämpfen meines Herren Hand;
Dort, wo ich herkomm’, fesselt ihn ein Band,
Und wolltet ihr auch Milde ihm bescheren, –
Er hat nicht Freiheit mehr, zurückzukehren.“