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Titel: Amerikanische Bankberaubung
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aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 678
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[678] Amerikanische Bankberaubung. Im sonntagsheiligen Amerika hat Edmund Burke’s Ausspruch: „Kein Eigenthum ist sicher genug, wenn es groß genug ist, um die Begierde der geldbedürftigen Macht auf sich zu ziehen“ – öffentliche Geltung erlangt. Im Februar 1865 wurde eine Sparbank für freigewordene Neger gegründet und vom Präsidenten Abraham Lincoln die betreffende „Charter“ bestätigt. Fünfzig der angesehensten Bürger New-Yorks traten als Corporation zusammen, beschlossen allfällige Depositen von ehemaligen Sclaven und deren Nachkommen anzunehmen und in Stocks, Bonds, Schatzamts-Noten und andern sicheren Papieren der Vereinigten Staaten anzulegen; die farbige Bevölkerung wurde hierauf durch verlockende Circulare und Pamphlete aufgefordert, ihre Ersparnisse dieser Bank anzuvertrauen, und dies geschah mit solchem Vertrauenseifer, daß in kurzer Zeit eine Summe von sechsundfünfzig Millionen Dollars, meistens von Soldaten, Wittwen und dergleichen, in der „Freedmen’s Bank“, wie sie amerikanisch-englisch heißt, sich angesammelt hatte. Jetzt trat Burk’s geflügeltes Wort in Wirksamkeit.

Es bildete sich eine andere Gesellschaft, genannt „Real-Estate-Ring“, deren Mitglieder mit dem Finanz-Comité der Neger-Sparbank eine Abmachung zur Beraubung der armen allzu vertrauensvollen Sparbankgenossen eingingen. Das Geld wurde gegen ungenügende oder gar keine Sicherheit ausgegeben, und um die bereits begangene Gesetzwidrigkeit, die Vereinigten-Staatenbonds, aus denen allein die Depositen der Bank bestehen sollten, gegen andere Werthpapiere umzutauschen, unschädlich zu machen, wußte der geheime Gaunerverein vom Congreß ein Amendement zum „Bank-Charter“ zu erwirken, welches jene Bestimmung aufhob, und nun erst konnte das Betrugsgeschäft ungescheut im größten Style weiter geführt werden. Umsonst bemühte sich der Bank-Inspector Sherry, der den Unfug durchschaute, eine Congreß-Untersuchung zu veranlassen. Erst als die Casse nahezu leer war, setzte man eine Untersuchungs-Commission ein, deren Thätigkeitserfolg kein anderer war, als daß sie anderthalbhunderttausend Dollars Kosten verursachte. Die Millionen der Ersparnisse der armen farbigen Soldaten, Wittwen und Waisen sind dahin, und die Verbrecher laufen noch ungestraft herum. Wo so viel in der Woche gesündigt wird, da soll’s nun der Sonntag durch Ueberfrömmigkeit wieder gut machen. Man sieht jedoch an den Folgen, wie wenig das Mittel hilft.