Am Rhein bei Constanz
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Am Rhein bei Constanz.
Die Sonne sinket roth hinab,
Taucht blutigen Flammenschein
In’s feuchte Wolkengrab,
Dumpf rauscht der Rhein.
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Die Weide seufzt im kalten HauchDes Abendwinds, vom Moor
Qualmt fahler Nebelrauch
Zur Höh’ empor.
Was schäumst du an der Brücke auf,
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O Strom, im Wirbeldrang?Was braust dein wilder Lauf
Wie Hochgesang?
O wecke nicht die Helden dort,
Vergessen wie ihr Streit!
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Wird einst zur That das Wort,Dann ist es Zeit!
Was hemmst du deine rasche Flucht
So scheu am schilfigen Strand?
Erkennst du noch der Bucht
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Befleckten Sand?
Enteil’! – Nicht Scheiterhaufenglut
Flammt prasselnd himmelan,
Nicht Asche stopft und Blut
Mehr deine Bahn!
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Drum rausche hin, drückt manches JochNoch deinen Nacken schwer,
Eil’ hin, bald schäumst du doch
In’s freie Meer!
C. Kaiser.