Allgemeines Deutsches Kommersbuch:73

(Weitergeleitet von Am Grabe (Schauenburg))

[144]

Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 144, 145
<< Zurück Vorwärts >>
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

     2. In stetem Wechsel kreiset die flügelschnelle Zeit: sie blühet,
altert, greiset und wird Vergessenheit; kaum stammeln dunkle Schriften
auf ihren morschen Grüften, und Schönheit, Reichtum, Ehr und Macht
sinkt mit der Zeit in öde Nacht. Ach, Schönheit, Reichtum, Ehr und
Macht sinkt mit der Zeit in öde Nacht.

     3. Sind wir noch alle lebend, wer heute vor dem Jahr in Lebens=
fülle strebend mit Freunden fröhlich war? Ach, mancher ist geschieden
und liegt und schläft in Frieden! |: Klingt an und wünschet Ruh hinab
in unsrer Freunde stilles Grab! :|

     4. Wer weiß, wie mancher modert ums Jahr, versenkt ins Grab.
Unangemeldet fodert der Tod die Menschen ab: trotz lauem Früh=
lingswetter wehn oft verwelkte Blätter. Wer nachbleibt, wünscht dem
lieben Freund im stillen Grabe Ruh und weint.

     5. Der gute Mann nur schließet die Augen ruhig zu; mit frohem
Traum versüßet ihm Gott des Grabes Ruh. Er schlummert kurzen
Schlummer nach dieses Lebens Kummer; dann weckt ihn Gott, von
Glanz erhellt, zur Wonne seiner bessern Welt.

     6. Auf, Brüder, frohen Mutes, auch wenn uns Trennung droht!
Wer gut ist, findet Gutes im Leben und im Tod! Dort sammeln wir
uns wieder und singen Wonnelieder! Klingt an, und gut sein immer=
dar sei unser Wunsch zum neuen Jahr!

J.H. Voss. 1784.



          154.     Reception.

     Singw.: Stimmt an mit hellem hohen Klang ec.

     1. Dir öffnet sich jetzt unsre Brust zu treuem Bruderleben, du
teilest mit uns Leid und Lust in ernstem Geistesstreben.

     2. Sei fromm in Denken, Wort und That und wahre reine Sitten;
das Böse, wann und wo es naht, sei immer kühn bestritten.

     3. Sei frisch und voller Jugendkraft in deinen Frühlingstagen;
nur thatenfrohe Ritterschaft darf Siegerkronen tragen.

     4. Sei frei im Geiste immerdar, das ist der deutsche Adel. Der
freie Mann, der ist auch wahr und stark und sonder Tadel.

     5. Sei fröhlich, daß du jeder Zeit ein Liedlein könnest singen; für=
wahr ein trefflich gut Geleit bei allen ernsten Dingen!

     6. So reich uns deine deutsche Hand zum treuen Herzensbunde!
Um uns schließt sich ein Bruderband durch diese Weihestunde.

A. Schöler. 1842.



          155.     Drei Klänge.

     Singw.: Herbei, herbei, du trauter Sängerkreis ec.

     1. Drei Klänge sind’s, sie tönen hold und rein voll Harmonie
durch unser Burschenleben, drei Klänge sind’s, die uns wie goldner
[145] Wein zu frohem Schlag das freie Herz erheben; sie will ich preisen
noch mit grauem Haar, bis mich der Tod ins Dunkel zieht hernieder:
Der Schläger Klang, der Gläser Klang, den Klang der Lieder, sie
will ich preisen nun und immerdar!

     2. Des Schlägers Klang, er tönt so scharf und kühn, für Burschen=
ehre blitzet seine Klinge, beim Gläserklang so froh die Herzen glühn,
trägt sie empor des Weines Geisterschwinge, der Lieder Klang hebt sich
zum Himmel auf. Im Preis des Edlen, Guten, Hohen, Schönen,
der Freiheit Lied, der Liebe Lied es soll ertönen mit goldnem Schall
durch unsern Lebenslauf.

     3. Drei Klänge sind’s von ganz besondrer Art; sie dünken uns
die herrlichsten von allen, darum, ihr Brüder, lasset froh geschart das
Jubellied zu ihrem Ruhm erschallen. Auf, nehmt das Glas mit
goldnem Wein zur Hand und ruft es laut nach alter deutscher Weise:
Das Schwert zum Schutz, das Glas aufs Wohl, das Lied zum Preise
fürs schöne große deutsche Vaterland!

Heinrich Seidel.


          156.     Am Grabe.     (IV. 108.)

     Langsam und getragen. Lyra.

     1. Ein Bru=der schloß die Au=gen zu, vom all=zu=frü=hen
Tod be=zwungen; der ernst und froh mit uns ge=run=gen,