Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden/Merkwürdigkeiten aus der Gegend von Hambergen

Das kirchliche Leben in den Herzogthümern zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden (1856)
von Friedrich Köster
Nachrichten über den ersten Schwedischen Gouverneur der Herzogthümer, Grafen Königsmarck
[142]
23.
Merkwürdigkeiten aus der Gegend von Hambergen.
(Mitgetheilt vom sel. Herrn Pastor Golbeck in Hambergen.)

Westlich von Hambergen in den dortigen Wiesen liegt ein mit Busch bewachsener Hügel. An einer Seite desselben zeigen sich noch Ueberreste eines Walles, und vor Jahren hat man Pfähle aus dem dortigen Bache gezogen, die noch ganz gesund gewesen und zu einer Brücke gedient haben. Hier soll in alten Zeiten eine Burg gestanden haben, die Pippelnburg, deren Besitzer Carl Pipp geheißen. Dieser Edelmann soll ferner, als zuerst eine Capelle in Hambergen gebaut wurde, einen Stall dazu hergegeben haben. Doch wird in dem ältesten Documente dieser Capelle, von 1335, wo die dazu gehörenden Dörfer aufgezählt werden, diese Burg nicht erwähnt. Der Name erinnert an die Pipinsburg im Amte Bederkesa; und so wenig bei dieser an den fränkischen Pipin zu denken ist, eben so wenig bei jener.

Andere Oerter in der Nähe, wo Burgen gestanden haben sollen, sind die Wulfsburg bei Teufelsmoor, und die Schnirrenburg im Moor bei Spreddig.

An einer Weide westlich von Hambergen sah man früher Spuren von Wall und Graben. Dahin trieb man, der Sage zufolge, bei Nacht die Pferde, um sie vor den [143] Wölfen zu schützen, welche sich in einem wilden Dickicht (der jetzigen Weide) sammelten.

Als die Capelle zu Hambergen gebaut werden sollte, war Streit, wo sie stehen sollte. Die Heißenbüttler haben sie im sogenannten Poggensieck bauen wollen, die Hamberger haben aber Nachts die Bau-Materialien weggeführt, und so ist die Capelle nach Hambergen gekommen.

Bei Friedensheim im Moore soll eine Windquelle sein, die nur Luftblasen auswirft, aber kein Wasser.

Das Wirthshaus zu Giehlermühlen muß im Mittelalter sehr ansehnlich gewesen sein; denn es hat an der damaligen Hauptstraße zwischen Bremen und Stade gelegen, und ungefähr in der Mitte zwischen Bremen und der erzbischöflichen Residenz Bremervörde. Der Erzbischof Johann Rohde hat einmal eine Tagefahrt mit dem Rathe zu Bremen hier gehalten, wegen eines ertrunkenen Knechts des Stadtschreibers. Bekanntlich erzählt die Rastedter Chronik eine Geschichte aus dem 13ten Jahrhundert, wie der Erzbischof Gerhard II. päbstliche Abgesandte, die eine Steuer erheben wollten, hat gefangen nehmen und auf der Giehlermühle Säcke tragen lassen. Die bremischen Bischöfe widersetzten sich nicht selten den päbstlichen Erpressungen, erlaubten auch öfters ihren Geistlichen die Ehe, entgegen dem päbstlichen Cölibats-Gesetze.

Neben dem Dorfe Ströh, auf dem Wege nach Osterholz, findet sich in einem Hügel eine lange Einsenkung, welche jetzt von der Chaussee durchschnitten wird. Als diese Gegend noch mit Wald bewachsen war, trieben dort Räuber ihr Wesen, indem sie ein Seil über die Schlucht spannten, und so durch eine Glocke in ihre Höhle es erfuhren, wenn Reisende vorüber kamen.

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