Allgemeiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1858/45)

Textdaten
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Titel: Allgemeiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1858/45)
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aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 62
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1858
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Allgemeiner Briefkasten.

K. in L. Wir sind nicht Techniker genug, um Ihnen die Kunst, auf Porzellan zu zeichnen, in genügender Weise klar zu machen, und müßten Sie deshalb ersuchen, sich behufs näherer Erörterungen an den Erfinder dieser Kunst, Herrn Gutsbesitzer Julius Schmiel auf Fantaisie bei Bayreuth, zu wenden. So viel wir uns erinnern, wird jeder beliebige Porzellangegenstand mit einem Farbeton übertragen, der nach Wunsch in jeder Nuance und Färbung gegeben werden kann. Zweck dieses Belegens des Porzellans mit Farbetönen ist, daß mit der ebenfalls von Schmiel erfundenen Kreide darauf gezeichnet werden kann. Bei dem Zeichnen selbst verfährt man genau so, wie beim Zeichnen auf Papier; die Lichter werden in die aufgetragenen Töne einradirt, nicht ausgespart oder aufgetragen. Ist die Zeichnung fertig, so wird dieselbe eingeschmolzen und hat alsdann dieselbe Haltbarkeit, als wie gewöhnliche Porzellanmalerei.

Diese Erfindung hebt die Porzellanmalerei in das Gebiet der höheren Kunst; denn jeder Künstler ersten Ranges kann seine Compositionen auf Porzellan zeichnen, sowohl in Skizzenmanier, als auch auf’s Höchste ausgeführt, ohne vorher große Farbenstudien zu machen, wie dies bei den Porzellanfarben nöthig ist. Es ist somit die Möglichkeit gegeben, Original-Kunstwerke hervorzubringen, während bei der gewöhnlichen Porzellanmalerei nur die Werke berühmter Künstler copirt wurden, und diese Copien oft, um die Vollendung des Originals zu erlangen, eine dreimalige Einschmelzung erforderten, während bei der Zeichnung auf Porzellan nur ein einmaliges Einschmelzen nöthig ist. Sie haben ganz Recht, wenn Sie diese Kunst als besonders angenehm für Laien bezeichnen, die dadurch in den Stand gesetzt werden, Geschenke und Andenken mit selbstgefertigten Bildern zu versehen, die selbstverständlich dann einen größeren Werth für die Beschenkten erhalten, als gekaufte.

R. J. in Rdbg. Wir bedauern, Ihnen den Autor der fraglichen Artikel nicht nennen zu können. Eine Fortsetzung derselben werden Sie übrigens schon in einer der nächsten Nummern finden.

S. in Bonn. Eingesandte Reclamen wandern ohne Ausnahme in den Papierkorb. Humanitätsrücksichten, so sehr wir diese in jedem anderen Falle anerkennen und ehren, können uns nicht bestimmen, der Kritik Zwang anzuthun. Diese muß aus eigener Anschauung und eigener Ueberzeugung hervorgehen.

Mil. in Temeswar. Wir machen nicht „in Colonialwaaren“ und können Ihnen deshalb keine Auskunft geben.

L. in Zwickau. Da uns von mehreren Seiten die günstigsten Zeugnisse über den Eifer und die Aufopferung des Schwimmmeisters Hanisch bei Gelegenheit der Zwickauer Wasserfluth zugehen, so kommen wir gern Ihrem Wunsche nach, diese Anerkennung mit Bezug auf den Artikel in Nr. 36. auch in unserem Blatte nachträglich noch auszuspechen.

Fr. in Sch. Sie haben ganz Recht, sich bezüglich des Storch’schen Gutkaufs auf unsere frühere Mittheilung zu berufen und der Zeitungsente entgegenzutreten. Es ist nicht Schuld des Verlegers der Gartenlaube, daß dieses Gerücht überhaupt in die Oeffentlichkeit kam. Wie wir aus zuverlässiger Quelle versichern können, hat sich derselbe an mehrere Redactionen der angesehensten Blätter gewandt und theils durch rechtzeitige Reclamation den Weiterabdruck der fraglichen Notiz verhindert, theils aber, wo dies zu spät, unter Mittheilung der einfachen Thatsache um Berichtigung ersucht. Selbst eine Erklärung abzugeben, war die Sache zu zarter Natur und würde unfehlbar zu weiteren Erörterungen geführt haben. Wir danken Ihnen deshalb im Namen der Betheiligten, daß auch Sie zur Berichtigung dieses Gerüchtes beigetragen haben. Herr Keil hat, wie wir Ihnen bereits mittheilten, damals nichts gethan, als durch einen Capital-Vorschuß auf einen etwaigen späteren Gewinn der bei ihm erschienenen „Werke“ seinem Landsmanne und Freunde L. Storch den Besitz eines kleinen Gütchens ermöglicht, das dieser später aus Gründen, die nicht hierher gehören, wieder aufgab und verkaufte. Es war dies eine Angelegenheit ganz privater Natur, die nur übelangebrachte Freundschaft in die Oeffentlichkeit bringen konnte, wohin sie nicht gehörte.

E. v. K. auf K. Wir können nicht errathen, in welchem Theile von Baiern Ihr Stammsitz liegt; dem Inhalt Ihres Briefes und der hämischen Freunde nach, die sich darin über die öftern Confiscationen der „Nürnberger frechen Schandblätter“ ausspricht, muß er tief in Alt-Baiern kauern. Wir haben für Leute Ihres Schlages keinen Haß, denn dem Hasse muß nothwendig die Achtung vorhergegangen sein, sondern nur ein tiefes Bedauern und dann und wann ein mitleidiges Lächeln. Da Sie sich aber ausdrücklich auf die baierischen und österreichischen Regierungsblätter berufen, die „dem Gebahren der frechen Zeitungspresse so energisch entgegentreten und ihr bald den Garaus machen werden,“ so wollen wir Ihnen gegenüber die wackern Worte eines österreichischen Regierungsblattes, der „Oesterreichischen Zeitung“ anführen, die folgendermaßen lauten. Wollte Gott, sie würden überall an den betreffenden Stellen beachtet:

„Zu dem Arsenal des deutschen Geistes aber gehört vor Allem auch das Rüstzeug der Presse. Die Buchdruckerkunst ist eine deutsche Erfindung, und wenn die Bornirtheit den ersten deutschen Drucker vom Teufel holen ließ, so hat der erste deutsche Dichter ihm ein Pförtchen in den Himmel geöffnet. Während der Periode der Schmach und Erniedrigung hat die Presse allein das deutsche Gefühl warm und frisch erhalten; das gedruckte deutsche Wort hat mehr als einmal die Macht feindlicher Kanonen aufgewogen, und nicht selten haben die Zeilen eines Journals Gefahren aufgedeckt, von denen sich selbst die Allweisheit der Diplomatie nichts träumen ließ. Ja, die Publicistik, die Zeitungsliteratur ist nicht, wie man so gerne hie und da ausstreuen wollte, eine Schling- und Schmarotzerpflanze am geistigen Leben; sie ist ein gesunder, sie ist der lebendigste, wenn auch der jüngste Ast der Literatur, der aus dem inneren Safte des Volkslebens hervorgetrieben wird. Wir haben alle Achtung vor den Büchern, und selbst vor den schweren Folianten, und ihrem Inhalte neigen wir unser Haupt in Demuth; aber in der Zeit, wo die Nachrichten mit Blitzesschnelle von einem Ende der Erde zum andern getragen werden, wo ein mündlicher Geankenaustausch zwischen Wien und Paris nur zweier Tagen Zeitraum nöthig hat, bedarf es auch für das geistige Fluidum eines schnellern Circulationsmittels, und dieses kann und wird allein die Tagespresse gewähren. Wohl hat auch sie ihre Mängel, wie jedes Institut der Erde; aber keines vermag rascher wieder gut zu machen, was es verschuldet, als eben die Journalistik selbst. Ihre Nachrichten mögen manchmal unrichtig, ihr Raisonnement irrthümlich sein, aber sie selbst berichtigt die Unwahrheit bald und der Irrthum wird rasch durch das Turnier in ihrer eigenen Mitte klar. Die Zeitungspresse ist für jeden gebildeten Staat eine Nothwendigkeit geworden, gleich den Eisenbahnen und Telegraphen. Man kann sie niederwerfen, kann eine Zeit lang ohne sie leben; aber man kann auch ohne Eisenbahnen und ohne elektrische Drähte bestehen, freilich muß man dann in einem wie im andern Falle auf den Anspruch, ein Culturstaat zu sein, verzichten. Das Volk fühlt dies allenthalben, wo ein Strahl der Bildung in die tiefern Schichten gedrungen, und darum wird auch jeder Streich gegen die Presse bis in die Massen herab schmerzhaft empfunden, man empfindet, daß ein Nerv des Volkslebens verletzt sei. Wie tief dieses Gefühl in Preußen wurzelt, beweist der Umstand, daß selbst die „Kreuzzeitung“ bei jedem Gewaltstreich, den Herr v. Westphalen gegen die Presse ausführte, nicht aufzuschreien unterließ, und ihre Mißbilligung zu erkennen gab. Der Prinz von Preußen, als Stellvertreter des Königs, glaubte ein Recht zu haben dem Gesetze Geltung zu verschaffen; er hat dem Minister das Handwerk gelegt, und sich dadurch in allen preußischen Landen Sympathien erworben. Herr v. Westphalen aber hat richtig erkannt, daß seine Zeit zu Ende sei.“

L…en in E… Ist es Ihnen nicht möglich, eine Abbildung der Geschilderten zu liefern? Der Artikel wird dann zum Abdruck kommen.

A. P. in M. Ihre Gedichte können keine Aufnahme finden.