Allgemeiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1856/8)
L. P. in W. Wenn es nicht zugleich andere Bestimmung hätte! – Joh. F. in R. Trotz einzelner großen Schönheiten geht der Romanze die Verständlichkeit des Zusammenhanges ab, wie sie ein größeres Publikum verlangt. Weitere Produkte Ihrer sangvollen Muse, wenn sie jenem Mangel ausweichen, wären willkommen. – W. H. in B. Die guterfundene Aufschrift läßt viel erwarten. Leider daß das Sujet ein wenig trivial, der Held ein Narr und die Heldin gar zu bös ist. – Dr. W. in Mor. Respekt! Vielleicht bringen wir später eins der erzählenden unter den Gedichten. – Ad. Mlhn. in L. Wäre auch Ihr Name genannter: Ihre Gedichte blieben darum – von gleichem Werth. „Mehr Inhalt, weniger Form!“ Talent zu letzterer ist unverkennbar. – Fritz K. in G. Ihre Versuche sind ansprechend, doch nicht für größere Oeffentlichkeit. Ihre Muse zeigt sich empfindsam, aber etwas spießbürgerlich, bei allem Gemüth, aller reellen Gesinnung. – E. R. in B. Auch Sie zeigen in Ihren Versen mehr Charakter als Phantasie; man dichtet aber vielmehr mit dieser als mit jenem. – J. E. in H. Lyrik ohne Laune mundet heut wenig mehr; darum entsprächen Ihre Sänge auch unserm „Geschmack“, genügten sie doch nicht den Anforderungen unsers Publikums. – F. in Schl. „Luther in Worms“ hat keinen recht wirkungsvollen Ausgang, sonst könnte es schon zusagen; das Andere ist nicht neu in der Idee. – „Berichte über amerikanische Verhältnisse“, wenn Sie der Sache irgend neue Seiten abgewinnen, dürften erwünscht sein. – Al. M. in M. I. u. II. haben dürftigen Sinn und mangelhafte Diction. In der breit großen „Ballade“ steckt offenbar nichts als der verballhornte Tannhäuser! – F. B. poste rest. Wiesb. Stumpfer Weltschmerz, mattbeschwingte Andacht. – Chiffre B. L. Poststempel Carlsruhe. „Man bitte um einige Worte Kritik“ – ? Die bei der Prüfung an den Rand gesetzten Ausrufzeichen erdrücken Ihr Manuscript. „Arm - Marie“ ist ein trauriger Abklatsch von Bürger’s hochtragischer Lenore. Hören Sie sich selber:
An den vollen schönen Busen
Drücket Wilhelm seine Stirn’,
Dabei mit dem kleinen Fingern
Kitzelt ihn die lose Dirn’! (Oho!)
Oder:
Guter Gott, ich bete selten (sic!
Drum erhöre mein Gebet (darum!)
Träufle Segen auf das Fleckchen (sehr gut!)
Wo das Alpenröschen steht. –
Auguste P. in H.. Wie alt sind Sie, m. Fr., wenn es nicht unbescheiden ist, zu fragen. Gewiß noch recht jung? – Liv. F. hier. Brav! Fahren Sie fort so! Wir gedenken Ihre „Wahlstatt“ zu benutzen. – K. Ch. in S. Ihre kecke Mahnung hat uns nicht mißfallen, ertheilen Ihnen nur auf’s Neue die Antwort aus Nr. 15 v. Jahrg. Diesmal dürfte sie sich – respective – bewahrheiten. – Ferd. B. in Fr. Vielen könnte geholfen werden, wär’ es Einem möglich, Allen zu dienen. Ihre satyrischen Sächelchen sind zu weiterer Prüfung zurückgelegt, vielleicht daß eins davon zu gebrauchen ist. – E. W. M. in O. bei S. Sie werden direkte Antwort empfangen haben?