Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Alarm im Dorfe
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 549, 552
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[549]

Alarm im Dorfe.
Originalzeichnung von C. Röchling.

[552] Alarm im Dorfe. (Mit Illustration S. 549.) „Der Appell macht Alles lebendig!“ So muß man unwillkürlich mit dem Dichter des bekannten „Mantelliedes“ denken, wenn man C. Röchling’s hübsches Bild „Alarm im Dorfe“ betrachtet: nicht nur die Soldaten werden von dem Schall der zum Appell rufenden Trommel lebendig und stürzen aus allen Thoren und Thüren zum Alarmplatz, sondern auch die Bauern, die mit neugierigen Gesichtern an die Fenster eilen, und – die Gänse des Dorfes, die mit demonstrativem Schnattern und Zischen ihre Entrüstung äußern über den – ihrer Ansicht nach – höchst rücksichtslosen und durchaus nicht zeitgemäßen Lärm auf der Dorfstraße, die sie als ihr ausschließliches Territorium zu betrachten gewohnt sind. Aber „Gewalt geht über Recht“ mögen sie wohl denken: schreiend entfliehen sie und überlassen den wilden Kriegsmännern die Stätte ihres friedlichen Thuns und Treibens.

Es ist ein heiteres Manöverbild, denn nur zu Manöverzwecken war die Compagnie im Dorfe einquartiert, was man an den grünen Zweigen erkennen kann, welche die Soldaten auf die Helme gesteckt tragen und die offenbar als Unterscheidungszeichen von dem gleichuniformirten „Gegner“ dienen sollen. Alle die charakteristischen Scenen, welche bei einem solchen beschleunigten militärischen Abschied vorzukommen pflegen, sind auf dem kleinen Raume des Bildes zusammengedrängt. Die meisten der Soldaten eilen zwar mit anerkennenswerther Hast dem Platze zu, wo der Vater der Compagnie, der Hauptmann, hoch zu Roß unter Beihülfe der Mutter, des Feldwebels, seine Getreuen sammelt; nur einige Säumige werden von einem Unterofficier mit Zuruf und zum Alarmplatz zeigender Hand zur Eile ermahnt. Einer jedoch nimmt sich noch so viel Zeit, einer sich – vielleicht mit betrübtem Herzen – weit aus dem Fenster lehnenden Dorfschönen mit Hand und Blick ein Lebewohl auf „Nimmerwiedersehen“ zuzuwinken, während ein Anderer seine ganze Aufmerksamkeit einer der flüchtigen Gänse zuwendet, weshalb wir fast versucht sind, ihn als Kenner und Liebhaber von Gänsebrust für einen Pommer zu halten. Oder ist der Betreffende wohl gar eine Species „Zundelfrieder“, welchen Johann Peter Hebel in den humoristischen Erzählungen seines „Schatzkästlein“ so köstlich schildert? Will er vielleicht, wie einst der genannte Erzschelm bei einer „auf der Gasse verspäteten Gans“ gethan, ihr ein paar gute Lehren ertheilen und sie unter „gute Aufsicht“, das heißt in seinen Fouragebeutel bringen? Wir können dies letztere von einem „den Rock des Königs“ tragenden Manne kaum glauben, aber – wer kann dem Menschen in’s Herz sehen?