ADB:d’Outrepont, Joseph Servatius
Reil seine Dissertation „Perpetua materiei organico-animalis vicissitudo“ vertheidigte und promovirt wurde. Er wandte sich dann nach Wien, wo er ein Jahr verweilte, um sich unter Boer’s Leitung in der Geburtshülfe auszubilden und ließ sich gegen Ende 1799 in Salzburg nieder, wo er zum Stellvertreter Hartenkeil’s an der Hebammenschule und 1804 zum Professor der Geburtshülfe an der neu errichteten medicinischen Facultät und zum Assessor bei dem Medicinalrathe ernannt, 1809 ihm auch die Verwaltung des Landschafts-Physikats übertragen wurde. In den Jahren 1805–1810 wirkte er gleichzeitig als dirigirender Arzt im französischen Militärhospitale und im letztgenannten Jahre als Oberinspector sämmtlicher Militärspitäler in und um Salzburg. – Nach Einverleibung der Stadt im J. 1811 in das Königreich Baiern erhielt er die Stelle eines Professors an der neuerrichteten landesärztlichen Schule und eines Beisitzers im Medicinalcomité und verwaltete in den Jahren 1812–1815 provisorisch die Stelle des Garnisonsphysikus und Vorstandes der Militär–Sanitätscommission. Als Salzburg im J. 1816 wieder österreichisch geworden war, ging d’O. mit Wartegeld nach München, fungirte daselbst als Hebammenlehrer und wurde alsdann, nachdem Elias v. Siebold einem Rufe nach Berlin gefolgt war, als Nachfolger desselben zum Professor der Geburtshülfe, zum Vorstande der Hebammenschule in Würzburg und zum Medicinalrathe bei der Regierung des Unter-Mainkreises ernannt. Des letztgenannten Amtes wurde er auf sein Ansuchen im J. 1836 enthoben, in der akademischen Stellung ist er bis zu seinem am 8. Mai 1845 erfolgten Tode verblieben. – d’O. erfreute sich als Arzt und Lehrer eines sehr großen Rufes; von nah und fern zogen wißbegierige Schüler nach Würzburg, um seines Unterrichtes theilhaftig zu werden und seine Klinik in Verbindung mit der Schönlein’s hat den Glanz der Würzburger [781] medicinischen Schule zu jener Zeit begründet. „Weniger als Schriftsteller und Gelehrter glänzend verfolgte d’O. rastlos die praktische Seite der Geburtshülfe, versäumte aber nicht, in sehr vielen einzelnen Aufsätzen und Abhandlungen seine im Gebiete der Gynaekologie überhaupt gewonnenen schätzbaren Erfahrungen bekannt zu machen, welche den geübten Geburtshelfer und Arzt erkennen lassen.“ (Siebold). Besonders verdient ist er um die Lehre von der Wendung auf den Kopf, ferner wegen der Untersuchungen über die „Krankheiten und Abnormitäten der Placenta“ (Weimar 1830, auch in Neue Zeitschr. für Geburtskde., Bd. 5, (abgedruckt), um die Anwendung des Mutterkorns in der Geburtshülfe, deren Gefährlichkeit für den Fötus er übrigens sehr richtig beurtheilte, und um die Lehre von dem Schutze und der Zerreißung des Mittelfleisches; auch für die gerichtliche Medicin hat d’O. einige werthvolle Beiträge geliefert. Unter seinen litterarischen Arbeiten finden sich nur zwei selbständige Schriften: „Von der Selbstwendung und der Wendung auf den Kopf“ Würzburg 1817 und „Abhandlungen und Beiträge geburtshülflichen Inhaltes“, 1. Th. Bamb. und Würzb. 1822, dagegen hat er eine große Zahl von Journalartikeln in der Salzb. med.-chirurg. Zeitung, in dem geburtshülflichen Journale von Siebold und Mende, in dem Chiron von Textor, in der Henke’schen Zeitschrift für Staatsarzneikunde, in der deutschen und in der neuen Zeitschrift für Geburtskunde u. a. veröffentlicht. Außerdem hat er an der Bearbeitung sehr vieler geburtshülflicher Dissertationen seiner Schüler (vergl. das Verzeichniß derselben in Callisen l. c.) den größten Antheil gehabt und gerade auf diese Arbeiten hat er, wie Siebold von ihm selbst erfahren, einen besondern Werth gelegt.
d’Outrepont, Joseph (Servatius) d’O. wurde am 21. November 1775 in Malmedy geboren. Nach Beendigung seiner Gymnasial- und medicinischen Studien in Mainz und Würzburg ging er nach Halle, wo er im J. 1798 unter dem Präsidium von- Nekrologe in Augsb. Allg. Zeitung 1845, Beil. N. 146. – Neue med.-chir. Zeitung 1845, N. 33, S. 219. – C. J. v. Siebold, Geschichte der Geburtshülfe Bd. II, S. 677–80. – Ein vollständiges Verzeichniß der Schriften von d’O. findet sich in Callisen, Med. Schriftsteller-Lexikon Bd. XIV, 240–44 und Bd. XXXI, 118–20.