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Artikel „Zink, Wendelin“ von Adolf Häckermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 329–331, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zink,_Wendelin&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 19:05 Uhr UTC)
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Zink: Wendelin Z., als Pfarrer durch Seelsorge, Lehre und Schrift um die katholische Gemeinde des Stralsunder Bezirks verdient, ward geboren am 24. December 1777 zu Mangulding, einem Dorfe bei Regensburg in Baiern und starb am 29. Mai 1840 in Stralsund. Als Sohn einer wohlhabenden Bauernfamilie genoß er nur dürftigen Elementarunterricht, doch trat schon in früher Jugend Neigung für kirchliches Wesen bei ihm hervor und im 15. Lebensjahre wandte er sich zur Freude der Eltern dem gelehrten Berufe zu. Seine Studien begann er zu Straubing unter der Leitung eines geistlichen Privatlehrers und setzte sie bei den Benedictinern am städtischen Gymnasium fort; besonders dem Professor Anselm Pruzger bewahrte er dankbare Erinnerung. Später übernahmen die Prämonstratenser den Unterricht am Gymnasium, [330] während die Benedictiner nach Ingolstadt wanderten. Anfangs unentschieden, ob er Welt- oder Ordensgeistlicher werden sollte, bat er zuerst um Aufnahme bei den Benedictinern in St. Emmeran, meldete sich aber sodann, da die Antwort zögerte, bei den beschuhten Carmelitern in Straubing, begann 1796 sein Noviziat im Carmeliterkloster zu Abensberg und erhielt bei der Einkleidung den Ordensnamen Wendelin. Ein Jahr später legte er das einfache Gelübde ab und begab sich dann nach Straubing, woselbst der Rector Grindl, früher Professor am römischen Collegium, ein Mann von gediegenem Wissen, seine Studien leitete; von diesem erhielt er auch den ersten Unterricht in der italienischen Sprache. Im Februar 1799 legte er das feierliche Gelübde im Carmeliterkloster zu Straubing ab, und mit seinem Namen schloß, bei der bald erfolgten Aufhebung des Klosters, das Profeß-Register. Während der Kriegsunruhen empfing er nach bestimmten Zeiträumen in Regensburg die niederen und zwei von den höheren Weihen, ward im J. 1801 zu Regensburg zum Priester geweiht, auf kurze Zeit nach Abensberg versetzt, um Almosen für den Orden zu sammeln und leistete vielfach Aushülfe im Beichtstuhl und auf der Kanzel. Nach Aufhebung der sämmtlichen Klöster der Bettelorden in Baiern ward er, infolge eines Auftrages von Rom an den Prior seines Klosters, dazu ausersehen, als Missionar nach Schwedisch-Pommern zu gehen. Hierselbst war bis 1761 kein katholischer Geistlicher geduldet worden und erst 1779 hatte die schwedische Regierung die Erlaubniß zur Niederlassung zweier katholischer Geistlicher in Stralsund gegeben; die Mission aber sollte dem Bischof von Hildesheim als apostolischem Vicar unterstehen. Der Grundstein zu einer Kirche war 1784 gelegt und dieselbe im nächsten Jahre eingeweiht worden. Seit 1781 versahen Carmeliter, welche von Rom aus ein mäßiges Gehalt bezogen, die Mission. Nach Absolvirung eines theologischen Examens zu Regensburg legte er die weltliche Kleidung an, begab sich auf Grund des Ernennungsdecretes von der Congregation der Propaganda mit seinem Collegen Bayerlein im August 1803 auf die weite Reise und traf am 16. September in Stralsund ein. Von 1805 ab versah Z. die Pfarre allein, zumal der Unterhalt zweier Geistlichen schwer zu beschaffen war. Der bald nachher zwischen Schweden und Frankreich ausbrechende Krieg führte manche Gefährdung seiner Person und amtlichen Wirksamkeit herbei; gleichzeitig schlug er die Gelegenheit aus, in Stockholm eine sichere und reich lohnende Stelle anzutreten. Während der Belagerung Stralsunds durch die Franzosen 1807 wurde mit den protestantischen Kirchen auch die katholische auf kurze Zeit in ein Lazareth umgewandelt; nach der Eroberung im August 1808 hatte sich Z. von Seiten des französischen Platzcommandanten des besten Schutzes und vielfacher Unterstützung zu erfreuen. Auch während der Kämpfe, welche nach Schill’s Einbruch und mehr noch bei dessen Bewältigung durch Holländer und Dänen in den Straßen der Stadt tobten, ward Zink’s Leben wiederholt gefährdet. Fast um die nämliche Zeit besetzten die Franzosen Rom und nahmen die öffentlichen Cassen in Beschlag, so daß der Fortbestand der von der Propaganda daselbst unterhaltenen Mission zu Stralsund in Frage kam. Vergebens wandte sich Z. an die schwedische Regierung; von 1808–16 folgten acht magere Jahre, in denen jede Gehaltszahlung ausblieb und seine Hirtentreue wurde auf eine lange und schwere Probe gestellt. Für Z., welcher sich und den Küster zu unterhalten, auch die Kosten des Cultus zu tragen hatte, wurden vornehmlich seine reichen Sprachkenntnisse zur Quelle des benöthigten Erwerbes: er ertheilte in den angesehensten Familien im Italienischen, Französischen, Geschichte und Geographie Privatunterricht, und manche Schüler, die später zu Amt und Würden gelangten, erinnerten sich seiner Unterweisung mit größtem Danke. Nicht nur als Seelsorger wirkte er rastlos, sondern war auch [331] schriftstellerisch für das Wohl seiner Gemeinde in verdienstvollster Weise thätig. Da er beim Eintreffen in Stralsund kein bestimmtes Gesangbuch vorgefunden, machte er sich sofort an die Ausarbeitung eines Gesangbüchleins für die Gemeinde und erhielt von der Regierung die Genehmigung dafür. Der von Hildesheim empfohlenen Einführung des Paderbornschen Gesangbuches widersetzte sich die schwedische Regierung aufs nachhaltigste und bestand auf dem Druck des von ihr genehmigten Zink’schen Werkes. Ungern fügte sich der Verfasser diesen Vorschriften; indeß ward sein Büchlein gedruckt und blieb bis 1827 im Gebrauch. In diesem Jahre wurde ein umfänglicheres eingeführt, bei dessen Abfassung Z., wie er selber in der Vorrede sagt, nur gesammelt, übersetzt und geordnet hatte. In einer Recension des „Katholiken“ fand sein Werk die rühmendste Anerkennung. Für diese Zeitschrift lieferte Z. in den Jahren 1827 bis 29 mehrere größere Abhandlungen, z. Th. Uebersetzungen aus dem Lateinischen, Französischen und Spanischen. Nach manchen von Frankfurt aus erhobenen Schwierigkeiten erschienen „Besolds Motive“ bei Kranzfelder zu Augsburg im Druck. Indeß ward sein schriftstellerisches Verdienst von seinem praktischen überboten. Während seiner 37jährigen Amtsthätigkeit hat er auch nicht einmal den sonntäglichen Gottesdienst ausgesetzt. Häufig bereiste er seinen ausgedehnten Pfarrbezirk von 79 Quadratmeilen, zumal ihm seit 1806 die Vollmacht ertheilt war, das Sacrament der Firmung auszuspenden, und durfte er bei Amtshandlungen sich protestantischer Gotteshäuser bedienen. Für die katholische Kirche zu Stralsund ermöglichte er die Anschaffung einer Orgel durch eine Privatcollecte und ließ sich den Schulunterricht bei seiner Gemeinde mit treuester Sorge angelegen sein; derselbe litt schwer durch den Mangel an Subsistenzmitteln, als daher die Regierung 1821 auf die Anstellung eines geprüften Lehrers drang, und die Kärglichkeit der Besoldung dem entgegenstand, übernahm Z. den Unterricht wie vor 1808 persönlich, bis 1833 ein Lehrer angestellt ward. In den letzten Lebensjahren gehörte er dem litterarisch-geselligen Verein in Stralsund an und hielt unter anderem Vorträge über die Jesuiten und über die Inquisition, bei denen er durch Tiefe und Umfang seines Wissens den Zuhörern imponirte. Unermüdlich arbeitete er an der Erweiterung seines Wissens und lernte noch in späteren Jahren Hebräisch und Polnisch; dem von anderer Seite angeregten und genährten Wunsche jedoch, auf der nahegelegenen Universität Greifswald den Studien obzuliegen und womöglich den Doctorgrad zu erwerben entsagte er, um nicht etwa das Mißfallen seiner geistlichen Obrigkeit zu erregen. Von ihm stammt die sinnige Inschrift auf einer für Doberan bestimmten Schlagglocke: „Stunden gehen, Stunden kommen! Horch’ ich künde treu sie an. Wie dem Bösen so dem Frommen kommt die letzte, weißt du wann?“ Ein Schlagfluß machte in der Morgenstunde des 29. Mai 1840, als er sich eben zur Messe vorbereitete, seinem rastlos thätigen Leben ein Ende. Seine Gebeine wurden in der katholischen Kirche beigesetzt.

Wendelin Zink, Abdruck aus dem Schlesischen Kirchenblatt 1859. – Biederstedt, Nachrichten u. s. w., S. 168.