ADB:Zimmermann, Wilhelm
G. Pfizer, Fr. Strauß und Fr. Vischer. [300] 1825 trat er in das Stift zu Tübingen ein und absolvirte 1829, ein Jahr früher, als seine Promotion, mit befriedigendem Examen. Auch wurde er eines katechetischen Preises würdig erfunden. 1840 wurde er Doctor der Philosophie. Da inzwischen seine Vermögenslage sich gebessert hatte, konnte er bis 1840 als Privatgelehrter in Stuttgart leben. Vom 13. Mai 1840 bis 1847 war er Helfer in Dettingen und Pfarrer in Hülben. In letzterem Jahre erhielt er den Lehrstuhl für deutsche Sprache und Litteratur, sowie Geschichte an der polytechnischen und Oberrealschule in Stuttgart mit dem Titel Professor. Am 23. April 1848 wurde er für Hall, Crailsheim und Gaildorf als Abgeordneter zur deutschen Nationalversammlung gewählt und schloß sich in der Paulskirche der äußersten Linken „Donnersberg“ an. 1849 und 1850 war er Abgeordneter für Hall zur constituirenden Versammlung. Wegen Betheiligung am Rumpfparlament wurde er 1851 aus dem Staatsdienst entlassen. Vom Mai 1851 bis November 1854 war er Landtagsabgeordneter für Leutkirch und saß als solcher auf der äußersten Linken. Erst 1854 wurde er wieder als Pfarrer in Leonbronn im Zabergäu im Staats- bezw. Kirchendienst angestellt und wurde 1864 Pfarrer zu Schnaitheim an der Brenz. Seit 1872 lebte er als Pfarrer in Owen bei Kirchheim. Am 22. September 1878 starb er zu Mergentheim und fand am 25. in Owen die letzte Ruhestatt.
Zimmermann: Balthasar Friedrich Wilhelm Z. wurde am 2. Januar 1807 in Stuttgart geboren. Sein Vater Wilhelm Friedrich Z., ursprünglich Weingärtner, war nach seiner Heirath mit Friederike Margarethe Elisabeth, Tochter des Cabinetsdieners Scheerer, Küchenbediensteter bei Hof geworden. Die Armuth der Eltern hatte zur Folge, daß der begabte Knabe erst spät zu lernen anfing. Doch bald machte er die raschesten Fortschritte. Als er im Herbst 1821 in das Seminar Blaubeuren eintrat, war er der geistig entwickeltste von allen seinen Compromotionalen, darunterDem geist- und phantasievollen Manne verdankt man zahlreiche, meist populäre und patriotische Geschichtsbücher, welche freilich nicht ohne Tendenz geschrieben und nicht immer zuverlässig sind. Schon 1831 trat er mit eigener Gedichtsammlung hervor. Seine Gedichte erschienen 1839 in 2. und 1854 in 3. Auflage. 1833 verfaßte er ein Trauerspiel „Masaniello“ und die Novelle „Franziska von Hohenheim“, 1834 die Novellen „Amor’s und Satyr’s“, „Fürstenliebe“, „Cornelia Bororquia“, sowie eine Geschichte Württembergs, 1836 „Prinz Eugen der edle Ritter“ und die Befreiungskämpfe der Deutschen gegen Napoleon. Auch verfaßte er 1836/7 eine „Geschichte Württembergs nach seinen Sagen und Thaten“. 1837 gab er mit E. Mörike das Jahrbuch schwäbischer Dichter und Novellen heraus. 1838 erschien seine „Geschichte der Hohenstaufen oder Kampf der Monarchie gegen Papst und republikanische Freiheit“ (2. Aufl. 1865). 1841 veröffentlichte er, größtentheils nach Acten des Stuttgarter Archivs, die „Geschichte des Bauernkriegs“, deren zweite Ausgabe er dem Altmeister Schlosser widmete. Das Werk ruht auf ernsthaftem Quellenstudium. Geistreich beherrscht er den Stoff, angenehm, leicht fließend ist die Darstellung; leider aber hat der Verfasser es sich angelegen sein lassen, auch diesem Werke eine tendenziöse Färbung zu geben, wodurch dessen Zuverlässigkeit entschieden leidet. Im gleichen Jahre (1841) erschien sein deutscher Kaisersaal (1856 in 2. Aufl.). 1846 veröffentlichte er die „Geschichte der deutschen Nationallitteratur“ und 1847 die „Geschichte der Poesie aller Völker“. Seit dem Jahre 1848 setzte er Wirth’s „deutsche Geschichte“ fort. Für die im October 1852 gegründete Stuttgarter Flora schrieb er viel. Auch lieh er seine Feder zum Werke „Württemberg, wie es war und ist“. 1854 gab er eine „Weltgeschichte für gebildete Jungfrauen“ heraus. 1855 veröffentlichte er eine „Kirchengeschichte“ und 1862 „Wahre Geschichten aus der vaterländischen Geschichte“, 1869 erschien seine „Lebensgeschichte der Kirche Jesu Christi“. Der von ihm 1866 veröffentlichten Kriegsgeschichte dieses Jahres folgte „Der deutsche Heldenkampf 1870–1871“. In früheren Schriften hatte er seiner Abneigung gegen Preußen Luft gemacht. Doch befreundete er sich schließlich mit dem seit 1866 und 1870 eingetretenen politischen Umschwung.
- Schwäbische Chronik 1878, S. 1905. – Im neuen Reich 1878, 2, 579–581. – J. Hartmann, Chronik d. Stadt Stuttgart 1866, S. 200, [301] 229, 252. – A. Müller–Palm, Z. 50jähr. Jubiläum d. Neuen Tagblatts. Stuttgart 1893, S. 39.