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Artikel „Zeerleder, Ludwig“ von Emil Blösch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 763–764, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zeerleder,_Ludwig_von&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 19:01 Uhr UTC)
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Zeerleder: Ludwig Z. (1772–1840) war der älteste Sohn des Bankiers Ludwig Z. von Bern. Am 5. December 1772 geboren wurde er zum Nachfolger im väterlichen Geschäfte bestimmt, erhielt aber eine weit darüber hinausgehende allgemeine Bildung. Er war Schüler, später Freund Johannes v. Müller’s, als dieser in Bern Vorlesungen hielt; das Jahr 1791–92 brachte er in Paris, 1794–95 in England zu, verkehrte mit den Besten seiner Zeit, wir nennen unter ihnen nur Alexander v. Humboldt, und kam als von allen Bedingungen menschlichen Glückes bevorzugte, geradezu glänzende Erscheinung nach Bern zurück. Der Angriff des revolutionären Frankreich auf die Vaterstadt im März 1798 rief ihn zu einer schwierigen Aufgabe, welche gelingen, aber gerade deshalb für ihn verhängnißvoll werden sollte. Er wurde zum Kriegscommissar für das Oberland ernannt, wo man die Vertheidigung hoffte fortsetzen zu können. In dieser Eigenschaft hatte er nicht nur Kriegsmaterial, sondern namentlich auch einen Theil des Baarschatzes nach jenem Landestheil überzuführen. Diese Gelder den Händen der Eroberer, besonders ihrer räuberischen Feldherrn, zu entwinden und für das Vaterland zu retten, war der Zweck, den er sich setzte und mit Hülfe seines Verwandten, G. v. Jenner (s. A. D. B. XIII, 770) auch zum Theil, wenn auch mit großen Opfern, erreichte. Allein der Regierung der helvetischen Republik, deren Legitimität er nicht anerkannte, wollte er die Summe – es handelte sich um ca. 6 Millionen – nicht ausliefern; er verwaltete sie im Geheimen, und erst nachdem die Zeit der Umwälzungen überwunden und nach Napoleon’s Sturz die in Zeerleder’s Augen einzig als Eigenthümerin berechtigte patricische Stadtregierung 1814 wieder eingesetzt worden war, gab er sie unter vollständiger Rechnungsablage zurück. Am 24. März 1821 sprach ihm die oberste Behörde vollkommene Entlastung und gebührenden Dank aus. Unterdessen wurde er zuerst zu Kaiser Alexander von Rußland nach Basel, dann im September zum Wiener Congreß abgeordnet, um im Interesse der Stadt Bern zu wirken, die abgetrennten Gebiete von Waadt und Aargau wieder zu gewinnen. Das Ziel stand in Widerspruch mit dem, was die übrige Schweiz wollte und wollen mußte. Schwer entmuthigt kehrte Z. von seiner unglücklichen Sendung zurück, und ein Sturz aus dem Fenster, im December 1815, von dessen furchtbaren Verletzungen er freilich wieder genas, war vielleicht nicht unfreiwillig. Er sollte noch mehr erdulden. Im J. 1831 hatte die Herrschaft der Stadt über das Land ein Ende; aber jetzt forderte der Kanton die Gelder, welche Z. für die Stadt gerettet und ihr eingehändigt hatte. Blinde Parteiwuth machte ihm jetzt zum Verbrechen, was er gethan; er wurde über seine Verhandlungen verhört (1835), der „Entfremdung von Staatsgeldern“ angeklagt, gefangen gesetzt und mit äußerster Härte behandelt, zwar von den Gerichten gänzlich freigesprochen und am 31. Juli 1838 wieder entlassen, allein seine Gesundheit war zerstört; er ist am 18. Juli 1840, mit philosophischen [764] Gedanken und religiösen Betrachtungen beschäftigt, gestorben. – Von seiner Hingebung für das Gemeinwohl zeugte der Ankauf und die Schenkung der berühmten Sprüngli’schen Petrefacten-Sammlung an das Naturhistorische Museum seiner Vaterstadt (1803) und die Stiftung der „Haller-Medaille“ für Studirende (1809).

Neuer Nekrolog der Deutschen, 1840, S. 787 ff. – Bernhard Zeerleder: Erinnerung an L. Z. Constanz 1843. – Berner Taschenbuch 1853, S. 319. – Tillier, Geschichte der Eidg. zur Zeit des sog. Fortschritts I, 382; II, 28.