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Artikel „Zanger, Melchior“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 685–686, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zanger,_Melchior&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 17:48 Uhr UTC)
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Zanger: Melchior Z., katholischer Theologe, † am 4. Januar 1603. Derselbe war von 1561 bis an seinen Tod Propst und Prediger zu Ehingen am Neckar bei Rottenburg; seit 1562 zeitweilig auch mit der Administration des Pfarramtes daselbst betraut. Nach der Angabe des Herausgebers seines [686] „Examen versionis Lutheri“ war er auch „ein zeitlang“ Hofprediger des Kaisers Maximilian II. In der Dedication seiner Passionspredigten gibt Z. selbst an, seine Familie habe ihren Ursprung aus dem Herzogthum Baiern. (Wie Jöcher, Gelehrtenlexikon IV, 2149, zu der Angabe kommt, Z. sei „ein Jesuit zu Mayntz“ gewesen, ist nicht ersichtlich; jedenfalls ist dieselbe falsch.) – Z. veröffentlichte im J. 1580 eine polemische Schrift gegen die Protestanten: „Simplicis atque adeo prudentis Catholicorum orthodoxiae cum novatorum sectariorumque nostri exulcerati seculi idolomania collatio catholica“ (Coloniae 1580), in welcher in 19 Capiteln die Lehrgegensätze behandelt werden. In der Dedication an den Fürstbischof von Speier gibt Z. an, die polemischen Schriften des Tübinger protestantischen Theologen Heerbrand und die Verbreitung, welche dieselben fanden, haben ihn veranlaßt, ein Werk zur Vertheidigung der katholischen Kirche zu verfassen, dasselbe (ein umfangreicheres Werk) sei schon vor drei Jahren druckfertig gewesen, habe aber in diesen unruhigen Zeiten noch nicht erscheinen können; inzwischen wolle er. „hanc lucubrationum suarum umbellam“ voraussenden. Am Schluß dieser Dedication wird ferner das baldige Erscheinen einer weiteren von Z. vorbereiteten Schrift: „Colloquia quinquelinguia, Hebraice, Chaldaice, Syriace, Graece et Latine adversus Judaeos“, angekündigt; dieselbe scheint nicht erschienen zu sein. Dagegen ließ Z. im folgenden Jahre 11 Passionspredigten drucken, die er in der vorausgehenden Fastenzeit gehalten hatte: „Passionis Dominicae conciones undecim, quadragesimali tempore ad populum declamatae“ (Coloniae 1581). Das Hauptwerk Zanger’s, seine Kritik von Luther’s Bibelübersetzung, erschien erst nach seinem Tode: „Examen versionis Lutheri in Biblia. Das ist, Warhafftige vnd Augenscheinliche Erweisung, welcher gestalt Martinus Luther die H. Schrifft beeder deß Alten vnnd Newen Testaments, den Haupt-Sprachen vnd der gantzen Catholischen Kirchen Theologischen Verstandt zu wider, an verscheidenen Ortern vngleich verdollmetscht, mit newen Zusätzen, vnförmlichen Glossen, Vntertruckung gantzer Bücher, Versickeln, vnnd Wörtern x. gefehrlich verfälscht vnnd verkert: Dardurch dann vnser hochgeehrt liebes Vatterlandt Teutscher Nation biß anhero jämmerlich verführet vnd betrogen worden. Alles mit sonderm Fleiß, Mühe, Arbeit vnnd Kosten auß den fünff Hauptsprachen, der Hebraischen, Caldeischen, Syrischen, Griechischen vnd Lateinischen zusammen getragen“ (Meyntz 1605, fol.). Das Buch ist von Georg Zanger, Kanonikus des heil. Kreuzstifts zu Horb, einem Vetter des Verfassers, dem Druck übergeben worden, mit einer Dedication an den Erzherzog Maximilian von Oesterreich.

L. A. Haßler, Chronik der Stadt Rottenburg und Ehingen am Neckar (Rottenburg 1819), S. 139, 153.