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Artikel „Zöpffel, Richard Otto“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 431–432, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Z%C3%B6pffel,_Richard_Otto&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 02:47 Uhr UTC)
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Zöpffel: Richard Otto Z., protestantischer Theologe, † 1891. Z. wurde geboren am 14. Juni 1843 zu Arensburg in Livland, wo sein Vater praktischer Arzt war, studirte zu Dorpat und bestand daselbst am 8. Mai 1868 das theologische Candidatenexamen. Nachdem er kurze Zeit daselbst als Religionslehrer thätig gewesen war, begab er sich nach Göttingen, um im Seminar von G. Waitz historische Studien zu machen. Der Beschäftigung in diesem Seminar verdankt die Hauptarbeit Zöpffel’s ihre Entstehung; sie behandelte „Die Papstwahlen vom 11. bis 14. Jahrhundert“ (Göttingen 1871). Auf Grund dieses Werkes promovirte er am 23. August 1871 zum Dr. phil. in Göttingen, nachdem er im Jahr vorher Repetent am Theologischen Stifte daselbst geworden war. Nachdem ihn die erwähnte Schrift in Fachkreisen aufs vortheilhafteste bekannt gemacht hatte, vermittelte Albrecht Ritschl, dem er sich theologisch angeschlossen hatte, eine Berufung des jungen Gelehrten als außerordentlichen Professors der Kirchengeschichte nach Straßburg, wo eben die Universität neu eingerichtet wurde. Vom 20. April 1872 an gehörte Z. ihr ununterbrochen an. Am 20. August 1877 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor und für das Amtsjahr 1887 bis 88 bekleidete er die Würde des Rectors der Universität. Seine Rectoratsrede behandelte das Thema „Joh. Sturm, der erste Rektor der Straßburger Akademie“ (1887). Mit H. Holtzmann[WS 1] schuf er das sehr verdienstliche „Lexikon für Theologie und Kirchenwesen“ (1. Aufl. 1882. seitdem in 2. und 3. Aufl. erschienen), das zum ersten Male u. a. über die lebenden Theologen zuverlässig Bericht erstattete. Außerdem verfaßte er zahlreiche Artikel in der 2. Auflage der Realencyklopädie f. Prot. u. Kirche von Herzog-Plitt-Hauck und in der Allg. deutschen Biographie, die sich alle durch sorgsame Quellenstudien und genaue Berichterstattung auszeichnen. Als Gelehrter [432] arbeitete er mit großer Gewissenhaftigkeit; als Mensch wird er gerühmt als ein edler Charakter von herzgewinnender Liebenswürdigkeit und wohlthuender Offenheit. Er war verheirathet mit der Tochter des Göttinger Theologen Wiesinger[WS 2] und hinterließ die tiefgebeugte Gattin mit vier Söhnen im Alter von 6–19 Jahren. Unerwartet schnell hatte ein infolge eines früheren Leidens eingetretener Hirnschlag seinem Leben, in der Blüthe der Jahre am 7. Januar 1891 ein Ziel gesetzt.

Vgl. Holtzmann’s Art. über Zöpffel in seinem Lexikon f. Theologie u. Kirchenwesen, 2. u. 3. Aufl. – Elsässisches evangelisches Sonntagsblatt, 28. Jahrg. 1891, Nr. 3 (v. 18. Jan.). – Straßburger Post vom 8., 9. u. 11. Jan. 1891. – Straßb. Neueste Nachrichten vom 8. Jan. 1891. – Evangel.-prot. Kirchenbote f. Elsaß-Lothr. 20. Jg. Nr. 2 (10. Jan. 1891), Art. v. Erichson.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Heinrich Julius Holtzmann (1832–1910), Professor der Theologie in Heidelberg, später in Straßburg.
  2. August Wiesinger (1818–1908), Professor der Theologie in Göttingen.