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Artikel „Wurm, Franz“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 332–333, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wurm,_Franz&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 09:46 Uhr UTC)
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Wurm: Franz W., Historienmaler, geboren am 30. März 1816 als der Sohn eines biederen Gastwirths und Oekonomen zu Stiefenhofen im Allgäu, kam frühzeitig wie so viele seiner Landsleute (darunter beispielsweise Schraudolph, Joh. Bapt. Müller, Jos. Ant. Fischer) an die Akademie nach München, wo er sich mit so gutem Erfolge der Historienmalerei widmete, daß er 1840 durch Leo v. Klenze mit Kranzberger, Claudius Schraudolph, Jos. Scherer, Ulrich Halbreiter u. A. nach Athen geschickt wurde, um in dem neuen Residenzbau für König Otto Scenen aus der Geschichte Griechenlands (nach Schwanthaler’s genialen Projecten) in Fresco auszuführen. Nach der ehrenvollen Lösung seiner Aufgabe kehrte W. nach München zurück, wo ihn Joh. Schraudolph einlud, sich an den Vorarbeiten zur Ausmalung des Domes zu Speier und an der Ausführung der Fresken daselbst zu bethätigen. Im Frühjahr 1846 ging W. mit nach Speier, trennte sich aber schon im Herbste desselben Jahres von Schraudolph, da W. zu viel Selbständigkeit besaß, um sich den Ansichten eines Anderen unterzuordnen, aber auch durch seinen Wanderdrang veranlaßt, welcher ihn unaufhaltsam in die Welt trieb. Zunächst wendete sich W. nach Paris und fertigte im Auftrag einer angesehenen Glasmalereianstalt vielfache Entwürfe und Farbenskizzen, zeichnete auch die großen Cartons zu den Fenstern der Kathedrale von Nantes (eine Skizze dazu erschien 1850 im Münchener Kunstverein). In ähnlicher Weise arbeitete W. zu Rouen, ging dann nach London, um in einer Kirche, die unsere Quellen nicht zu bezeichnen vermögen, ein großes Fresco mit der „Kreuzigung“ zu malen, welches weitere Aufträge nach sich zog; 1852 beriefen ihn die Vorstände des Jesuitencollegs zu Stonyhurst (Lancaster) zur künstlerischen Ausschmückung ihrer spitzbogigen Seminarkirche. Daran reihte sich die Einladung zu zwei weiteren großen Fresken mit der Darstellung der „Missionsthätigkeit des hl. Franz Xaver in Indien“ und der „Stiftung des Jesuitenordens“. Für diese Aufgabe war Josef Anton Fischer in Aussicht genommen; da dieser aber durch Krankheit in München zurückgehalten wurde, erging der Ruf an den Schraudolph-Schüler Julius Frank, der, mit dem von Fischer gezeichneten Carton ausgerüstet, an Wurm’s Seite in Stonyhurst erschien. Der ehrenvolle, lohnende Auftrag, der Aufenthalt in der ob ihrer Schönheit gepriesenen nordenglischen Landschaft, in welcher der Ausblick auf die Berge Schottlands an die bairische Heimath erinnerte, ließ die beiden Maler frohen Muthes an ihre Aufgabe gehen und diese so glücklich vollführen, daß ihnen allgemeine Anerkennung und begeistertes Lob zu theil wurden. Nach seiner Rückkehr veranstaltete W. 1861 eine Exposition seiner bisherigen Arbeiten zu München und malte mehrere Staffeleibilder für kirchliche und private Zwecke. Da W. als tüchtiger Frescomaler sich gerne an der historischen Galerie des Nationalmuseums betheiligt hätte, so wurde ihm seltsamer Weise die „Schlacht von Eckmühl“ angetragen, ein den bisherigen Leistungen des Künstlers ganz entgegenstehender Stoff, womit sich der Maler wohl vergeblich geplagt hätte. Müde und erholungsbedürftig zog sich W. zu seinem Bruder Anton Wurm, welcher als langjähriger Pfarrherr zu Gutenberg (bei Pforzen im Allgäu) waltete, zurück; hier wurde ihm der erfreuliche Antrag, die benachbarte Kirche zu Eurishofen mit einem Deckengemälde zu versehen. W. begann trotz seiner schon bemerkbaren Gebrechlichkeit die Herstellung [333] der Farbenskizze und des großen, figuren- und umfangreichen Cartons (darstellend den Martertod des hl. Bischofs Dionysius), welchen jedoch der nachmals durch seine zahlreichen Tiroler Genrebilder berühmt gewordene Mathias Schmid zur Ausführung brachte, da W. schon am 11. Juli 1865 zu Gutenberg seinen Leiden erlag.

Vgl. Lang, Münchener Sonntagsblatt 1861, S. 341. – Nr. 305 Morgenblatt zur Bayerischen Zeitung, 4. November 1864 u. Max Fürst im Allgäuer Geschichtsfreund 1895, S. 20 ff.