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Artikel „Wulff, Burchard“ von Paul Hasse in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 269–270, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wulff,_Burchard&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 11:21 Uhr UTC)
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Wulff: Burchard W., ein Lübecker Maler des siebzehnten Jahrhunderts, nicht, wie Nagler angiebt, aus Hamburg gebürtig, muß um 1620 geboren sein, verlebte seine Jugendzeit in Kiel, und ging dann auf die Wanderschaft, von der er zehn Jahre in Spanien, zwei in Italien, und wohl eine gleiche Zeit in Frankreich, England und den Niederlanden zubrachte. Ungefähr um 1655 ließ W. sich in Kiel nieder, ward 1658 nach Wismar berusen, um dort die Bildnisse des Königs von Schweden Karl etc., und seiner Gemahlin, Hedwig Eleonore, zu malen, die nicht mehr vorhanden zu sein scheinen, siedelte aber 1659 mit Weib und Kind in seine Vaterstadt zu bleibendem Aufenthalt über und ward vom Rathe unter die Freimeister aufgenommen. Hier ist er im J. 1701 hochbetagt [270] und, wie es scheint, erblindet gestorben. Von Wulff’s Hand haben sich fünf Bilder, sämmtlich in Lübeck, theils in den Kirchen, theils im Museum und im Rathhause erhalten; eine kleine, auf Holz gemalte Kreuzigung (1662), eine große Darstellung des jüngsten Gerichtes (1673) und drei Porträts, der Engel Köhler, Tochter des Bürgermeisters Anton Köhler (1665), des Physikus Dr. Laurentius (1669) und des Predigers an der Jacobikirche Lucas Stein (1671), von denen namentlich das erstere, ein wenig an van Dyck’s Weise erinnernd, und unter den Porträts das des Laurentius als treffliche Leistungen hervorgehoben werden dürfen. Aber auch die übrigen Bilder erweisen W. als einen achtbaren Künstler, der, wenn er auch hier und da den Einfluß der großen Meister namentlich der Niederländer erkennbar auf sich hat wirken lassen, in seinem langjährigen Studium doch eine eigene Individualität herausgebildet hat.

Sein jüngstes Gericht nennt schon Heinecken und nicht mit Unrecht als gemalt in Jakob Jordaens Manier, doch weist, worauf ich kürzlich aufmerksam gemacht worden bin z. B. die Gestalt des weckenden Engels auf Tizian’s heilige Margarete im Pradomuseum als deutliches aber mit Geschick verwandtes Vorbild hin.

In der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts sind in Lübeck eine ganze Anzahl tüchtige Maler ansässig gewesen, die in den Epitaphien der dortigen Kirchen manches gute Kunstwerk hinterlassen haben. Unter ihnen nimmt W. unbestritten den ersten Platz ein und mit ihm kann nur noch Gottfried Kniller in Vergleich gestellt werden, dessen Hauptthätigkeit aber, wie bekannt in England sich entfaltet hat.

Nagler’s Künstlerlexikon Bd. 22, S. 128. – Heinecken, Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen II, 75 (Leipzig 1769) und P. Hasse, Burchard Wulff. Ein Lübecker Maler des siebzehnten Jahrhunderts. Lübeck 1898 (mit fünf Lichtdrucktafeln).