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Artikel „Wossidlo, Albert Theodor“ von Adolf Häckermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 216–217, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wossidlo,_Albert_Theodor&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:57 Uhr UTC)
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Wossidlo: Albert Theodor W., namhafter Theolog und Dichter, ward geboren am 7. Juli 1794 zu Abtshagen, im Kreis Grimmen, als Sohn des aus Posen eingewanderten Predigers W. und starb am 17. Mai 1859 ebendaselbst. Durch väterlichen Unterricht vorbereitet, besuchte er das Stralsunder Gymnasium und sein reger wissenschaftlicher Eifer ließ ihn rasche Fortschritte machen. Eine poetische Gemüthsanlage befähigte ihn, die edleren Freuden der Jugend zu verstehen und in harmloser Heiterkeit zu genießen, während der frühe Tod seiner Mutter in ihm einen elegischen Zug erweckte, der sich schon in manchen Gedichten aus jener Zeit ausspricht. Ostern 1814 bezog er die Universität Greifswald, wandte sich jedoch, dem Wunsche seines Vaters entgegen, welcher ihn für die Jurisprudenz bestimmt hatte, mit Entschiedenheit der Theologie zu, gewann die tiefere Ausbildung für den erwählten Lebensberuf aber erst zu Göttingen, wohin er sich nach Jahresfrist begab. Durch den Ernst, mit welchem er sich wissenschaftlichen Forschungen hingab, und sein frisches, freudiges Streben gewann er bald die Liebe seiner Lehrer, von denen Bouterwek, der jüngere Planck und Gräfe ihm besonders theuer wurden; ihrer gedachte er bis in sein Alter mit tiefer Verehrung. Gerne hätten ihn dieselben für das akademische Lehramt gewonnen, wozu seine Freude an Forschung ihn selber lockte, aber häusliche Verhältnisse bestimmten ihn zur Heimkehr und zum Verzicht auf jenen Beruf; schwer trennte er sich 1817 von Göttingen, bestand rasch die nöthigen Prüfungen und ward bereits zu Michaelis desselben Jahres als Pastor für Abtshagen und Elmenhorst seinem Vater adjungirt. Mit jugendlicher Begeisterung widmete er sich dem Pfarramte, restaurirte die Filialkirche, welche in den Kriegsjahren Magazin gewesen war [217] und erwarb sich bald das Vertrauen und die Liebe der Gemeinden. Eine bald darauf geschlossene Ehe löste sich nach Jahresfrist durch den Tod der jungen Gattin auf, welche ihm eine Tochter hinterließ; den tiefen Schmerz seiner Seele sprach er in Poesien aus; er versenkte sich in wissenschaftliche Studien und zog auch die alten Classiker mit in den Kreis derselben. Aber der Gram und eine Berufsarbeit, die fast über seine Kräfte ging, untergruben seine zarte Gesundheit. Eine vierjährige schwere Erkrankung fesselte ihn ans Lager und entzog ihn seiner Gemeinde, sodaß er zu seiner Vertretung einen Gehülfen nehmen mußte. Nur die seltene Elasticität des Geistes ermöglichte ihm selbst während dieser Zeit sich wissenschaftlich zu beschäftigen, ja sogar heitere kleine Erzählungen zu veröffentlichen. In wunderbarer Kraft erstanden, hielt er nach so langer Unterbrechung amtlicher Thätigkeit Ostern 1832 seine zweite Antrittspredigt und erwiderte die Liebe und Verehrung seiner Gemeinde dadurch, daß er dem Ruf zur Superintendentur nach Wolgast, trotz der bereits abgelegten Prüfung, entsagte. Im Herbst desselben Jahres vermählte er sich in zweiter Ehe. Nun verwaltete er sein Amt mit erhöhter Freudigkeit und verbrachte die glücklichsten Jahre seines Lebens. In unermüdlicher Geistesarbeit schrieb er sowol für theologische Zeitschriften als für gute Unterhaltungsblätter. Auch war er bedacht, eine reiche Büchersammlung anzulegen, welche ihm bei seiner ländlichen Abgeschiedenheit für so mannigfache litterarische Bestrebungen wesentlich zu Gute kam. Neben seinem Pfarramte verwaltete er Jahre lang die Superintendentur der Diöcese und leitete einen Candidatenverein. Charakteristisch für ihn war die Vielseitigkeit seiner wissenschaftlichen Bestrebungen: es ist kaum ein Fach des Denkens und Wissens, in dem er sich nicht versucht hätte. Wesentliche Verdienste um die Förderung evangelischen Geistes erwarb er sich durch die Leitung von Versammlungen protestantischer Kirchenfreunde, an denen Laien aller Stände Theil nahmen. Aus vollster Ueberzeugung wirkte er ferner für äußere und innere Mission, wie für die Zwecke der Gustav-Adolf-Stiftung und war mehrere Jahre hindurch Vorstandsmitglied des Stralsunder Zweigvereins. Während seiner letzten Lebensjahre beschäftigte er sich in den Mußestunden besonders viel mit der Hymnologie und lieferte einschlagende Aufsätze für öffentliche Blätter. Dem litterarisch-geselligen Verein zu Stralsund gehörte er seit dem Jahre 1838 an, besuchte denselben fleißig und hielt mehrere zum Theil durch die Sundine veröffentlichte Vorträge.

Zober, Berichte des litterarisch-geselligen Vereins zu Stralsund, XII, 58 ff.