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Artikel „Woltereck, Christoph“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 172–173, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Woltereck,_Christoph&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 12:24 Uhr UTC)
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Woltereck: Christoph W. wurde am 1. Juli 1686 zu Glückstadt geboren, wo sein aus Goslar gebürtiger Vater, ebenfalls Christoph W. geheißen, kgl. dänischer Münzmeister und Bürgermeister war († am 18. Sept. 1718). Dieser war dreimal verheirathet; jener Sohn stammte aus der ersten Ehe mit Anna Dorothea geb. Röhri, Tochter des schwedischen Kanzlisten Griso Röhri und Wittwe des Münzmeisters Andreas Hille in Stade. Im J. 1700, wo der Vater mit Anna Katharina Gude, Tochter des gräfl. Rantzau’schen Raths Mich. Gude, eine zweite Heirath schloß, kam der Sohn in die Schule nach Flensburg, im Mai 1703 auf das Gymnasium in Hamburg, wo er insbesondere den Unterricht von Joh. Alb. Fabricius genoß. Am 22. April 1706 bezog er die Universität Leipzig, wo er geschichtliche, mathematische, theologische und juristische Studien betrieb. Als in demselben Jahre die Schweden in Sachsen einfielen, ging W. wieder nach Hamburg, um Privatstudien obzuliegen, kehrte dann aber im Mai 1707 nach Leipzig zurück. Eine Predigt, die er im folgenden Monate hielt, machte ihm klar, daß seine Hauptbefähigung auf dem geistlichen Gebiete nicht lag; er wandte sich daher hauptsächlich juristischen und litterarischen Studien zu. Bald bethätigte er sich auch schriftstellerisch, indem er auf Wunsch des Verlegers Ph. W. Stock Tentzel’s „curieuse Bibliothek“ (in Gemeinschaft mit J. G. Krause?) durch den „ausführlichen Bericht von Allerhand Neuen Büchern …“ 1708–10 fortsetzte und 1709 „Electa rei nummariae“ herausgab. Daneben arbeitete er auch für die Acta eruditorum und stand mit hervorragenden Gelehrten, auch einem Leibniz, in Briefwechsel. Im J. 1710 kehrte W. in die Heimath zurück. Da sich aber seine Hoffnung, eine Anstellung zu erhalten, nicht erfüllte, so ging er nach Hamburg, ohne jedoch auch hier seinen Zweck zu erreichen. Er begab sich abermals nach Glückstadt und veröffentlichte hier 1712 unter dem Titel „Holsteinische Musen“ eine Reihe bisher meist einzeln gedruckter Gedichte. Sie sind König Friedrich IV. von Dänemark gewidmet, aber die Aussicht, von diesem eine Anstellung als Kriegssecretär zu erhalten, schlug fehl, da er zu der Zeit, wo er dem Könige in Rendsburg vorgestellt werden sollte, der Pest wegen Glückstadt nicht verlassen konnte. Im J. 1714 reiste er nach Goslar, um hier gewisse Gelder zu erheben. Er setzte hier seine geistlichen Dichtungen fort, die er an verschiedenen Stellen, u. a. unter dem Pseudonym „Christlieb Schneemann“ als „Ruhige Gedanken in der Unruhe“ (Goslar, 1715), theilweise herausgab und vollständig erst 1731 mit seinem Namen gleichfalls als „Ruhige Gedanken etc.“ in zwei Bänden (6 Theile, Blankenburg) veröffentlichte. Im J. 1716 erschienen zu Glückstadt seine „Goslarischen Ehren- und Schertz-Gedanken“. Auf der Heimreise nach Holstein sprach W. im December 1717 in Wolfenbüttel vor, wo ihm im folgenden Jahre die Ordnung des Kirchenarchivs übertragen wurde, an der er dann sein Leben lang fleißig und gründlich gearbeitet [173] hat, ohne sie ganz zu vollenden. Er trat 1720 als Secretär bei dem Geheimrath Hieron. v. Münchhausen in Dienst; im folgenden Jahre ward er Actuar bei dem fürstl. Residenzamte in Wolfenbüttel; 1725 erhielt er den Titel Secretär und 1731 wurde er als Oberamtmann an die Spitze dieses Amtes gestellt. Doch setzte schon am 11. Juni 1735 der Tod seinem Wirken hier ein Ziel. – Außer jenen Gedichten, die sich keineswegs über die Durchschnittsleistungen der Zeit erheben, von denen einzelne aber Aufnahme in Sammlungen, wie in Freylinghausen’s hallischem Gesangbuch, gefunden haben, hat er als Frucht seiner Bearbeitung des Kirchenarchivs veröffentlicht: „Wolfenbüttelsche Merkwürdigkeiten“ (Wolfenb. 1729) und „Herzogl. Erb-Begräbnisse in der Hauptkirche B. M. V. zu Wolfenbüttel“ (1731). Erst lange nach seinem Tode (1747) wurde aus seinem Nachlasse das „Begräbnißbuch der Kirche B. M. V. etc.“ von Rud. Aug. Nolte herausgegeben. – W. hat sich zweimal verheirathet, am 6. April 1723 in Magdeburg mit Franz. Elis. de Forestier, der Tochter des Preußischen Hauptmanns Stephan de F., die im Februar 1734 starb, darauf am 15. Februar 1735 mit Anton. Amalie Clara Bosse, der Tochter des Braunschw.-Bevernschen Raths Joach. Friedr. Bosse, die bald zur Wittwe wurde. Der ersten Ehe war am 1. Juli 1725 ein Sohn Siegmund Ludwig entsprossen, der am 25. October 1741 die Universität Helmstedt bezog, am 12. Juni 1750 als Kanzleiregistrator auf fürstl. Justizkanzlei in Wolfenbüttel beeidigt wurde, am 6. Mai 1751 den Titel Secretär erhielt, am 19. Juni 1755 wirklicher Kanzleisecretär wurde, am 12. Februar 1767 das Landeshauptarchiv und Lehnsdepartement bekam, am 5. September 1768 zum Lehnsrath, daneben am 3. September 1773 zum Consistorialrath und unterm 28. März 1784 zum Geh. Justizrath ernannt wurde und als solcher und erster Archivar am 11. Juni 1796 (Todes- wie Geburtstag mit dem Vater gemeinsam) an der Brustbräune gestorben ist. Er vermählte sich am 14. Mai 1754 mit Luise Elis. Christiane Hachenbold, Tochter des Procurators Chr. Gottfr. H.; ein Sohn, der, 1755 geboren, schon am 1. Juli 1757 wieder starb, scheint das einzige Kind der Ehe gewesen zu sein. Dieser Siegm. Ludw. W. ist jedenfalls der Verfasser von „einigen ernsthaften und geistlichen Gedichten“, die 1756 anonym bei Bindseil in Wolfenbüttel erschienen (vgl. Intelligenzblatt d. Allgem. Lit. Zeit. Nr. 45 vom 4. Mai 1793, S. 358), nicht Friedrich Adolf W., dem Goedeke (Grundriß III², S. 341) sie zuschreibt, da dieser, ein Halbbruder Christoph’s aus des Vaters zweiter Ehe, 1704 in Glückstadt geboren, als Jurist ohne feste Stellung und in dürftigen Verhältnissen schon am 31. März 1751 in Wolfenbüttel gestorben ist.

Vgl. die Leichenpredigt J. G. Oldekop’s auf Chr. Woltereck (Wolfenb., 1737 fol.), aus der der Lebenslauf in gekürzter Form vor dem gen. „Begräbnißbuche“ wiederholt worden ist. – Herzogl. Landeshauptarchiv in Wolfenbüttel.