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Artikel „Wolf, Georg Friedrich“ von Eduard Jacobs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 748–750, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wolf,_Georg_Friedrich&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 11:13 Uhr UTC)
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Wolf: Georg Friedrich (Theodor oder Traugott) W., Musikschriftsteller und -Lehrer, geboren am 12. September 1761 zu Hainrode am Fuß der Hainleite, † am 23. Januar 1814 zu Wernigerode. Die Richtung auf die Musik wurde ihm von Kindesbeinen auf eingepflanzt. Sein Vater, der Schulmeister und Organist Joh. Gotthold W., nahm es sehr ernst mit der Unterweisung seiner Söhne und wollte, selbst ein tüchtiger Musiker, gelehrte Tonmeister aus ihnen machen. Die Mutter, auch eine Organistentochter aus Neustadt u. H., war eine sorgsame, biedere Frau, voll Lebensweisheit und Frische. Sie weckte in ihren Kindern, denen sie bis 1788 am Leben erhalten blieb, einen regen Wetteifer. So früh als irgend möglich, mußten diese viel Musik treiben, besonders Gesang und Clavierspiel, später aber auch verschiedene Saiten- und Blasinstrumente. Friedrich August, der berühmte ältere Bruder, eignete sich diese Fertigkeiten mehr genöthigt an, da sein großes philologisches Genie ihn aus andere Bahnen leitete; G. F. dagegen erfüllte die ursprünglichen Wünsche des Vaters, indem er sich zur Meisterschaft in der Tonkunst herausbildete. Dies geschah schon seit dem Jahre 1765 zu Nordhausen, wohin der Vater als Lehrer der Mädchenschule berufen, dann später zum Organisten von St. Jacobi in Altendorf befördert wurde. In Nordhausen wurde Georg Friedrich’s musikalische Entwicklung sehr gefördert durch den Musikdirector Frankenstein, dann durch den tüchtigen ersten Organisten und Musiktechniker Christoph Gottlieb Schröter. Da nun aber der Vater, selbst im Besitze schätzbarer gelehrter Kenntnisse, wohlstudirte Leute aus seinen Söhnen machen wollte, so ließ er sie das unter J. K. Hake’s Leitung [749] blühende Gymnasium besuchen und brachte daneben jegliches mögliche Opfer, um ihren Unterricht zu fördern. 1781 bezog G. F. die Universität Göttingen, um hier die Theologie als ordentliches akademisches Studium zu treiben. Zwei Jahre darnach begab er sich von dort nach Halle, wo sein älterer Bruder eben einen philologischen Lehrstuhl erlangt hatte. Aber obgleich er diese Studien zum Abschluß brachte und bereits 1785 Candidat des Predigtamts des Fürstenthums Halberstadt war, so hatte er doch die Musik auch in Göttingen und Halle durchaus nicht aus den Augen verloren. Erst zwanzigjährig, gab er im J. 1781 Lieder mit Melodien, 1783 aber einen Unterricht im Clavierspielen heraus, der im Jahre darauf bereits in einer zweiten, ganz umgearbeiteten Auflage erschien, um dann später in zwei Theilen 1789, 1799 und 1807 in dritter und vierter Auflage neu an die Oeffentlichkeit zu treten. Um seinem inneren Berufe zur Musik treu zu bleiben, bewarb er sich nicht um ein geistliches Amt, wurde aber im J. 1786 vom Grafen Karl Ludwig, der ihm den Charakter eines Capellmeisters verlieh, als Lehrer an die Stadtschule zu Stolberg berufen. Nachdem er dort sechzehn Jahre gewirkt hatte, berief ihn im Einvernehmen mit dem gräfl. geistlichen Ministerium Bürgermeister und Rath zu Wernigerode am 26. Sept. 1801 zum Nachfolger des dortigen Cantors und vierten Lehrers an der Lateinschule Rosenbaum. Wegen seiner bekannten Geschicklichkeit in der Musik und seiner Vorzüge beim Unterrichten wurde an niemand als an ihn gedacht, auch nahm man bei der einstimmigen Wahl eine Verbindung des Organistendienstes mit dem des Cantors in Aussicht. Namens Graf Christian Friedrich’s zu Stolberg-Wernigerobe, der ihn alsbald bestätigte, hatte er sich auch des Chores und des Schullehrerseminars anzunehmen und den Seminaristen Unterricht im Generalbaß und Orgelspiel zu ertheilen; auch nahm er die Leitung des Convictoriums auf sich. Kennzeichnend für ihn ist, daß er nach einigen Bedenken des Raths auf seinen Wunsch bei seinem Antritt statt einer lateinischen eine deutsche und zwar „wohlgesetzte“ Rede, und statt nach alter Weise eine Probelection abzulesen, zu allgemeiner Befriedigung einen Probeunterricht hielt. Angenehm wurde ihm seine arbeitsreiche Stellung in Wernigerode dadurch gemacht, daß zur Zeit seines Antritts das musikalische Leben daselbst von oben herab eifrig gepflegt wurde. Als eines Zeugnisses dafür, daß er an den musikalischen Feiern und Aufführungen der gräflichen Familie theilnahm, gedenken wir einer zwischen 1802 und 1807 von ihm zum Geburtstag des Grafen componirten, in Wernigerode gedruckten und im Concert aufgeführten Cantate. Graf Christian Friedrich, der ihm persönlich einen den damaligen Verhältnissen entsprechenden Zuschuß auf Lebenszeit gewährte, fand sich am 6. December 1801 bewogen, ihn wegen seines im Musikfach erlangten litterarischen Verdienstes und wegen seines Amts selbst, das ihm die Leitung der Musik in den Kirchen und bei der Schule auferlege, zum Musikdirector zu ernennen. Abgesehen von den bereits genannten Schriften sind zu erwähnen seine Clavier- und Singstücke 1788, 1792; Lieder mit Melodien für Kinder 1795; Lieder mit Melodien aus Miller’s Freuden und Leiden; Sammlung von Trauercantaten von verschiedenen Componisten für Singechöre 1786. Von verschiedenen Passions- und Weihnachtscantaten hat sich in Wernigerode nur der gedruckte Text erhalten. Für Clavier erschienen von ihm noch zwei (oder drei) Sonaten zu vier Händen, vom Jahre 1794, 1796, dann Orgelstücke. Aber weniger wegen dieser jetzt wol vergessenen Tondichtungen und Sammlungen als wegen seiner Thätigkeit und Tüchtigkeit als Musiklehrer, hat er sich ein Verdienst und einen Namen erworben und seine darauf bezüglichen Schriften sind viel verbreitet und mehrfach aufgelegt worden. Wir gedachten dessen schon bei seinem „Unterricht im Klavierspielen“. Gleiches gilt von seinem „Unterricht in der Singekunst“, Halle 1784, 2. Aufl. 1789, 3. Aufl. 1804. Auch [750] sein kurzgefaßtes 1787 erschienenes musikalisches Lexikon wurde 1792 zum zweiten, 1806 zum dritten Male aufgelegt. Im J. 1792 mit Sus. Sophie Eberhard, die ihn lange überlebte, vermählt, hinterließ W. zwei Söhne, von denen der eine, Joh. Friedrich, sein Nachfolger als Cantor zu Wernigerode wurde. Er verschied nach achttägiger Krankheit, erst 53 Jahre alt, am Nervenfieber.

W. Körte, Leben und Studien Friedr. Aug. Wolf’s, Essen 1833. – C. F. Keßlin, Nachrichten von Schriftstellern und Künstlern der Grafschaft Wernigerode, S. 158; endlich besonders die Quellen und Hülfsmittel des fürstl. Hauptarchivs und der Bibliothek zu Wernigerode.