ADB:Winters von Homberg, Konrad
Ulrich Zell’s hat, daß Drucke von ihm leicht diesem und umgekehrt zugeschrieben werden können. Eine genauere Vergleichung aber läßt bei einzelnen Buchstaben ganz kleine Unterschiede erkennen. Ennen bemerkt in seinem Katalog der Incunabeln in der Stadtbibliothek zu Köln, daß W. nach Maßgabe seiner Typen seine Kunst bei Ulrich Zell gelernt zu haben scheine. Auch ich halte dies für sehr wahrscheinlich und glaube, daß er nach beendigter Lehr- und Gehülfenzeit, als er sich selbständig machte, von seinem Meister einen Vorrath Lettern durch Kauf oder Schenkung erhalten hat. Als einzelne derselben dann nicht mehr ausreichten, ließ er die Zell’schen Typen für seine Officin neu anfertigen und sie sind es, welche kleine Abweichungen von diesen aufweisen. Die beiden Drucke Conrad Winters’ v. H. aus dem Jahre 1476, welche mit voller Druckangabe versehen sind: Fasciculus temporum von Rolevinck und Historia longobardica von Jacobus de Voragine sind mit einem Druckerzeichen versehen, einem an einem Baumast hangenden Doppelwappen, dessen rechter Schild, wie Ennen a. a. O. meint, einen abgebrochenen Zweig enthält, während der linke ein Buch zeigt. Die Zeichnung ist ziemlich roh und daher nicht ganz klar. Eine ganze Reihe von Drucken Winters’ trägt in der Schlußschrift den Vermerk, daß sie von der Kölner Universität approbirt und zugelassen seien: admissum ac approbatum ab alma universitate Coloniensi. Es beginnt damit die Epoche, in welcher die Kölner Universität die Censur einführte, welche sich unter verschiedenen Modificationen recht lange erhalten hat. Die im J. 1479 von W. gedruckte Bibel ist das erste aus seiner Officin hervorgegangene Buch, welchem dieser Censurvermerk beigegeben ist, das erste Kölner Druckwerk überhaupt, welches also ausgezeichnet ist. Auf das Bibelwerk des Jahres 1479 folgte im J. 1481 ein Missale Coloniense, welches zu den ältesten gedruckten gehört, welche Köln aufzuweisen hat.
Winters: Konrad W. von Homberg druckte zu Köln in den Jahren 1476 bis 1482. In 22 seiner Drucke nennt er sich in der Schlußschrift und zwar meist Conradus de Hoemborch, Homburgh, Homborch, nur zwei Mal Conradus Winters de Homberg. W. ist sein Familienname, Homberg gibt die Heimath des Druckers an; welcher Ort aber damit bezeichnet ist, läßt sich mangels genauerer Angabe schwer entscheiden. In den sechs Jahren seiner Thätigkeit hat W. eine ganz stattliche Anzahl von Büchern aus seiner Officin hervorgehen lassen, gegen dreißig verschiedene Werke. Bemerkenswerth ist, daß die von ihm gebrauchte kleine Texttype eine so auffallende Aehnlichkeit mit der sogenannten Gersontype[501] Von den 33 Druckwerken Konrad Winters’ v. H., welche Büllingen (s. u.) verzeichnet, tragen 22 den Namen des Druckers und unter diesen 11 noch die Angabe des Druckjahres; die übrigen sind zufolge der Beschaffenheit der Typen unserm Drucker zuzuschreiben. Außer der oben besprochenen kleinen Texttype kommen in den Werken Winters’ noch vier Typengattungen vor: im Psalterium, und nur in diesem, die große Psaltertype, dann in verschiedenen andern Drucken, in Ueberschriften einzelner Capitel verwandt, einige der Psaltertype ähnliche, jedoch etwas kleinere Typen in drei Abstufungen. Bemerken möchte ich hier noch, daß in sämmtlichen Drucken Winters’ kein einziger Trennungsstrich am Ende der Zeilen begegnet, wol aber hier und da Signaturen und Blattzählung.
- Büllingen, Materialien zu einer Buchdruckergeschichte Kölns. Handschrift in der Kölner Stadtbibliothek. – Ennen, Katalog der Inkunabeln in der Stadtbibliothek zu Köln. Abth. 1. Köln 1865. S. XIV-XV u. 94 bis 103. – Kapp, Gesch. d. deutschen Buchhandels. Leipzig 1886. S. 97/98. – Die Kölner Büchermarken bis Anfang des XVII. Jahrhunderts hsgg. von P. Heitz. M. Nachrichten über die Drucker v. O. Zaretzky. Straßburg 1898. S. XVII.