Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wilms, Friedrich Robert“ von Ernst Gurlt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 306–307, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilms,_Friedrich_Robert&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 03:27 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Wilmanns, Gustav
Nächster>>>
Wilms, Georg Ludwig
Band 43 (1898), S. 306–307 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Robert Wilms in der Wikipedia
Robert Wilms in Wikidata
GND-Nummer 11739596X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|43|306|307|Wilms, Friedrich Robert|Ernst Gurlt|ADB:Wilms, Friedrich Robert}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11739596X}}    

Wilms: Friedrich Robert W., Berliner Chirurg, war am 9. September 1824 zu Arnswalde i. d. Neumark als Sohn eines Apothekers geboren, siedelte aber schon früh mit seinen Eltern nach Stargard i. Pommern über, wo er das Gymnasium besuchte und 1842 von diesem zur Universität Berlin entlassen wurde. Das Studium der Medicin brachte ihn in nahe Beziehungen zu den beiden dortigen Anatomen Johannes Müller und Schlemm; er war namentlich längere Zeit Amanuensis des Ersteren und arbeitete auch unter dessen Aegide seine Dissertation („Observationes de Sagitta mare Germanicum circa insulam Helgoland incolente c. tabula“, Berolini 1846), mit welcher er am 23. December 1846 zum Dr. med. et chir. promovirt wurde. Das Material zu dieser Dissertation hatte er auf den jährlichen Reisen, die Johannes Müller zu wissenschaftlichen Zwecken an die See unternahm und bei welchen es W. [307] vergönnt war, den großen Forscher zu begleiten, gewonnen. Nachdem W. das Staatsexamen gemacht, führte ihn eine wissenschaftliche Reise nach Prag und Wien, von welcher zurückgekehrt, er 1848 in die eben eröffnete Kranken- und Diakonissenanstalt Bethanien in Berlin als Assistenzarzt eintrat. Indem er sich mehr und mehr der Chirurgie zuzuwenden begann, wurde er 1852 zum ordinirenden, 1862 aber zum dirigirenden Arzte der chirurgischen Abtheilung gedachter Anstalt ernannt. Seine in derselben und in der sich mehr und mehr hebenden Privatpraxis gemachten Erfahrungen verschafften ihm, bei der Bescheidenheit und gleichzeitigen Sicherheit seines Auftretens, bei den Aerzten sowol wie beim Publicum und den Staatsbehörden sehr bald die allgemeinste Anerkennung, so daß sich nicht nur seine consultative Praxis zu einer außerordentlichen Höhe erhob, sondern er auch zum Geheimen Sanitätsrath und bereits 1861 zum Mitgliede der Oberexaminationscommission für das Fach der Chirurgie ernannt wurde. Vorzügliche Dienste hatte er Gelegenheit, in den Feldzügen 1866 und 1870–71 als consultirender Generalarzt im Felde zu leisten, wo er den Militärärzten ein sehr gesuchter und erwünschter Berather war. Seine Verdienste daselbst wurden durch die Verleihung des Eisernen Kreuzes erster Classe und die Stellung als Generalarzt à la suite des Sanitätscorps anerkannt. Der Tod dieses durch persönliche Liebenswürdigkeit ausgezeichneten Mannes erfolgte ziemlich unerwartet nach kurzem Kranksein am 23. September 1880.

Was seine Leistungen als Chirurg anlangt, so waren dieselben auf dem litterarischen Gebiete ohne Bedeutung; denn außer einigen Berichten über seine chirurgische Abtheilung hat er litterarisch nichts hinterlassen. Dagegen war er für die Chirurgie in Berlin und den chirurgischen Nachwuchs daselbst ein großer Förderer. Als eines seiner Hauptverdienste muß es bezeichnet werden, daß er den sehr in Mißcredit gerathenen Luftröhrenschnitt bei Diphtherie mit aller Energie wieder einführte, daß er ebenso für die Empyemoperation Propaganda machte und andere wenig geübte Operationen, wie die der Blasenscheidenfistel, des veralteten Dammrisses und des äußeren Harnröhrenschnittes wieder aufnahm. Trotz seiner hervorragenden chirurgischen Technik war er doch ein treuer Anhänger der conservativen Richtung, namentlich inbetreff der Glieder. Bei den Schußwunden erwies er sich als ein Anhänger der „Maximen“ von Stromeyer, dem er im Felde auch persönlich näher trat. Obgleich er niemals eine eigene Lehrthätigkeit entwickelt hat, ist doch aus seiner Schule eine Reihe ausgezeichneter Chirurgen der Gegenwart hervorgegangen. Neben seinen hervorragenden Kenntnissen in allen Zweigen des Hospitalwesens, machten die Staatsbehörden sich auch seine Erfahrungen auf dem Gebiete des Kriegssanitätswesens zu Nutze, indem er im J. 1866, nach beendigtem Kriege, zum Mitgliede der für die Reform des Militärmedicinalwesens eingesetzten Commission und zum Examinator in der Oberstabsarztptüfung ernannt wurde. – Zu früh wurde er dem Leben und seiner mannichfaltigen segensreichen Thätigkeit entrissen.

Hahn in Berliner klin. Wochenschrift 1880, S. 577. – O. Veit ebd. S. 589. – Boerner in Deutsche med. Wochenschrift 1880, S. 529, 1881, S. 181, 197 (Selbstbiographie). – Deutsche Militärärztliche Zeitschrift, Jahrg. 9 1880, S. 477. – Paul Güterbock in v. Langenbeck’s Archiv für klinische Chirurgie, Bd. 26, 1881, S. 241. – Rohlfs in seinem Archiv für d. Gesch. d. Medicin, Bd. 8, 1885.