ADB:Wilhelm (Prinz von Baden)

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Artikel „Wilhelm, Prinz von Baden“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 701–703, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilhelm_(Prinz_von_Baden)&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 17:59 Uhr UTC)
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Wilhelm (Ludwig Wilhelm August), Prinz von Baden, königlich preußischer General der Infanterie, am 18. December 1829 als der dritte Sohn des Großherzogs Leopold zu Karlsruhe geboren, ward 1847 zum Lieutenant, 1849 zum Oberlieutenant ernannt, diente aber nur kurze Zeit im badischen Bundescontingente, sondern trat schon am 22. November des letztgenannten [702] Jahres, als Premierlieutenant dem 1. Garderegiment zu Fuß aggregirt, in das preußische Heer, welchem er mit kurzen Unterbrechungen, als wirklich bei der Truppe dienstleistender Officier, angehörte bis er am 12. Mai 1868 unter Verleihung des Charakters als Generalmajor à la suite gestellt wurde. Er hatte sich am 11. Februar des nämlichen Jahres zu Petersburg mit der Prinzessin Maria Romanowska, einer Tochter des Herzogs Maximilian von Leuchtenberg, vermählt. Seit 1853, nachdem er bis dahin als Hauptmann beim 1. Garderegiment gestanden hatte, zur Gardeartillerie commandirt, verblieb er in dieser Waffe, zuletzt in der Stellung als Commandeur der Gardeartilleriebrigade, daneben auch als Mitglied der Artillerieprüfungscommission verwendet, bis zum Ende seiner Dienstzeit im preußischen Heere. Ein ausgedehnterer Wirkungskreis wurde ihm nicht lange nach dem Ausscheiden aus der Front in seiner Heimath angewiesen, indem ihm am 11. November 1865 der Oberbefehl der badischen Truppen übertragen wurde. An der Spitze der mobilen Felddivision zog er 1866 in den Krieg. Sie bildete in einer Stärke von 11 000 Mann mit 3200 Pferden die 2. Division des vom Prinzen Alexander von Hessen befehligten VIII. Bundesarmeecorps, dessen linke Flanke sie zunächst bei dem vom unteren Main durch den Vogelsberg unternommenen Vormarsche gegen Fulda zu decken hatte; zum Gefechte kam sie erst, als sie zur Vereinigung mit den am mittleren Main stehenden Baiern durch den Odenwald marschirte, bei Hundheim am 23., Werbach am 24. und Gerchsheim am 25. Juli. Alsdann kehrte sie nach Baden zurück. Das Verhalten der dortigen Regierung und ihrer Truppen, sowie das des Prinzen W. insbesondere, gaben Anlaß zu heftigen Vorwürfen und Anklagen seitens ihrer Verbündeten. Auf eine zu Stuttgart erschienene Schrift „Actenmäßige und interessante Enthüllungen über den badischen Verrath an den deutschen Bundestruppen“ antwortete der Prinz durch eine andere, welche (Stuttgart 1866) „Zur Beurtheilung des Verhaltens der Badischen Felddivision im Feldzuge des Jahres 1866“ (Darmstadt und Leipzig 1866) veröffentlicht wurde. Als nach Friedensschlusse die badische Division nach preußischem Muster umgestaltet wurde trat Prinz W. von seiner Stellung an der Spitze derselben zurück. Er hatte daher bei Ausbruch des Krieges gegen Frankreich kein Commando und mußte dem ersten Abschnitte des Feldzuges fernbleiben; sobald aber im October das Commando der 1. Infanteriebrigade durch Erkrankung des Generallieutenants v. La Roche erledigt war, erbat er es, um am Kampfe theilnehmen zu könnnen, ohne Rücksicht auf seine Rangverhältnisse und traf am 13. October so zeitig auf dem Kriegsschauplatze ein, daß er an den Kämpfen beim Uebergange über den Oignon am 22., an dem Gefechte bei St. Seine l’Eglise am 27. und an dem Angriffe auf Dijon am 30. October theilnehmen konnte. Nachdem er den Monat November und die größere Hälfte des December unter vielfachen Kämpfen in der Côte d’Or zugebracht hatte, machte im Gefechte von Nuits an des Prinzen Geburtstage eine schwere Verwundung im Gesichte seiner Thätigkeit im Felde ein Ende. Zur Erinnerung an diesen Tag verlieh ihm bei dessen Wiederkehr nach 25 Jahren Kaiser Wilhelm II. zum wohlerworbenen Eisernen Kreuze 1. Classe den Orden pour le mérite. Nach Friedensschlusse wurde er zum Chef des 4. Badischen Infanterieregiments Nr. 112 und am 22. März 1873 zum General der Infanterie ernannt.

Im Militärdienste hat Prinz W. späterhin keine Verwendung gefunden, dagegen ist er im parlamentarischen Leben mehrfach hervorgetreten. Schon in jungen Jahren nahm er seinen Sitz in der Ersten Kammer ein, in welcher er demnächst den Vorsitz führte und zum Scheitern der Concordatspläne vom Jahre 1860 beitrug; von 1871 bis 1873 war er Mitglied des deutschen Reichstages, in welchem er der Reichspartei angehörte. Damals hatten ihn Conservative [703] und Liberale gewählt; als er 1878 von neuem als Bewerber um ein Mandat im Wahlkreise Constanz auftrat, wo er die dem zweitgeborenen Prinzen des großherzoglichen Hauses gebührende Herrschaft Salem innehatte, unterlag er seinem liberalen Gegner und zog sich verstimmt und namentlich auch durch die Haltung der Regierungsorgane verletzt zunächst ganz vom politischen Leben zurück. Erst 1890, nachdem das Ministerium Turban zurückgetreten war, nahm er seinen Sitz in der Ersten Kammer wieder ein und 1893 übernahm er auch von neuem den Vorsitz derselben. Vertrauten klagte er wol, daß der Mangel einer akademischen Bildung ihm nicht immer gestatte in wichtige Fragen so tief einzudringen wie er wünsche.

Prinz W. starb am 27. April 1897 zu Karlsruhe, allgemein betrauert und hochgeschätzt wegen seiner mit Würde gepaarten Freundlichkeit im Verkehr, seines Wohlwollens gegen Jedermann und seiner treuen Pflichterfüllung in allen Lagen des Lebens.