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Artikel „Wilbrand, Erzbischof von Magdeburg“ von Gustav Hertel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 792–793, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilbrand&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 09:38 Uhr UTC)
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Wilbrand *) (Hildebrand), Erzbischof von Magdeburg, war der Sohn des thüringischen Grafen Günther von Kefernburg, ein Bruder des Erzbischofs Albrecht II. von Magdeburg. Während der Regierungszeit seines Bruders finden wir ihn im Domcapitel in verschiedenen Würden, von 1225–1235 war er Dompropst. Als die Nachricht von dem Tode des in Constantinopel verstorbenen Erzbischofs Burchard nach Magdeburg gekommen war, wurde W. 1235 zum Erzbischof gewählt. Jetzt, wo die kaiserliche Gewalt im schnellen Sinken, die Macht der Territorialherren im Aufsteigen begriffen war, haben die Magdeburger Erzbischöfe keine Gelegenheit mehr gehabt, in die Angelegenheiten des Reiches thätig einzugreifen. Dagegen ist eine längere Zeit von Wilbrand’s Regierungszeit ausgefüllt mit Kämpfen mit den thatkräftigen Ascaniern Otto und Johann von Brandenburg. Als nämlich der Markgraf Heinrich von Meißen Ansprüche erhob auf die Städte Köpenick und Mittenwalde, übertrugen die Markgrafen Otto und Johann die Vermittelung dem Erzbischof W. Dieser aber überlieferte die Städte dem Markgrafen Heinrich, wogegen die brandenburgischen Markgrafen nun die zum Erzstift Magdeburg gehörige Stadt Lebus wegnahmen. Darüber kam es zum Kriege (1239), in welchem die Markgrafen von W. und dem mit ihm verbündeten Bischof Ludolf von Halberstadt geschlagen wurden, als sie versuchten, die Grafschaft Hadmersleben, welche die beiden Kirchenfürsten sich getheilt hatten, ihnen wieder zu entreißen. Markgraf Otto selbst wurde gefangen und mußte sich mit einer großen Geldsumme lösen. Bald aber änderte sich die Lage. Bei einem Einfall in die Altmark erlitten die Bischöfe bei Gladigau an der Biese eine empfindliche Niederlage; Bischof Ludolf von Halberstadt wurde mit 60 Edelleuten gefangen und mußte sich mit derselben Summe lösen, welche früher Markgraf Otto bezahlt hatte, Erzbischof W. rettete sich schwer verwundet nach Calbe a. M. und von da nach Magdeburg. 1244 erneuerte W. den Krieg, verbrannte Wolmirstedt und verheerte das benachbarte brandenburgische Land, erlitt aber bei einem Einfall in das Havelland bei Plaue wieder eine schwere Niederlage durch die Markgrafen. Nachdem auch noch ein Einfall in die Altmark unglücklich geendet hatte, wurde endlich der Friede hergestellt.

[793] Mit der Stadt Magdeburg hat der Erzbischof im ganzen ein freundliches Verhältniß aufrecht erhalten und hat ihr manche Vortheile gewährt, wenn man auch die Bestätigung ihrer Rechte und Freiheiten nicht sicher erweisen kann, da die Urkunde jedenfalls eine spätere Fälschung ist. Im Domcapitel führte während seiner Regierungszeit die zwiespältige Wahl eines Dompropstes zu einem blutigen Auftritt, bei dem der eine Bewerber um diese Würde, Albrecht von Gleichen, getötet wurde. Aus dieser Angelegenheit entstand ein Streit zwischen dem Erzbischof und der Stadt, worin das Schloß und Dorf Biederitz von den Bürgern zerstört wurde. Genaues wissen wir aber darüber nicht, wie überhaupt manches aus Wilbrand’s Geschichte noch der Aufklärung bedarf. W. starb 1253.

Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg I. – Magdeburger Geschichtsblätter V. – Magdeb. Regesten II.

[792] *) Zu S. 474.

WS: Die Seiten 794 bis 796 enthalten ein „Verzeichniß der im 42. Bande der Allgem. Deutschen Biographie enthaltenen Artikel“, das hier jedoch nicht transkribiert wird.