Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wetzel, Hieronymus“ von Ludwig Metz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 254–256, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wetzel,_Hieronymus&oldid=- (Version vom 15. Oktober 2024, 10:43 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 42 (1897), S. 254–256 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2017, suchen)
Hieronymus Wetzel in Wikidata
GND-Nummer 11552908X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|42|254|256|Wetzel, Hieronymus|Ludwig Metz|ADB:Wetzel, Hieronymus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11552908X}}    

Wetzel: D. Hieronymus W., ein niederhessischer reformirter Theolog des 17. Jahrhunderts, wurde am 11. Februar 1623 in Kassel geboren. Sein [255] Vater war der geistliche Inspector und Rector des Gymnasiums in Hersfeld D. Heinrich W., ein älterer Bruder des Superintendenten Thomas W. (s. u. S. 259) zu Kassel. Wetzel’s Jugend fiel in die stürmische Zeit des dreißigjährigen Krieges: 1629 mußte sein Vater, mit allen evangelischen Predigern des Fürstenthums von den Fuldaern und Oesterreichern vertrieben, für einige Zeit aus Hersfeld flüchten; wieder zurückgekehrt, starb er nach Jahresfrist, als sein Sohn neun Jahre alt war, 1632. Bis zu seinem 17. Lebensjahre besuchte dieser nun das Pädagogium in Kassel und ging 1639 auf die Kasseler Akademie über, die Landgraf Wilhelm V. an Stelle der, Hessen-Darmstadt zugefallenen, Universität Marburg gegründet hatte. Er studirte hier unter den Professoren Johann Peter Dauber, Professor der Beredsamkeit, Johann Crocius, Professor der Theologie, und Augustin Nolthe, Professor der philosophischen Moral und der oriental. Sprachen. Unter Nolthe disputirte er 1642 de magistratu politico. 1649 bezog er die Universität Leyden und blieb dort zwei Jahre und etliche Monate. Eine Reise nach England und Frankreich bildete den Abschluß seiner Studienzeit. Auf der Rückkehr in die Heimath ließ er sich in Basel pro ministerio prüfen.

Seine erste Anstellung fand er bald darauf, 1653, als Prediger an der erst seit 1646 bestehenden reformirten Gemeinde in Marburg, wo er fünfzehn Jahre lang wirkte. 1656 nahm er an der vom 13.–18. März dieses Jahres in Kassel tagenden Generalsynode der reformirten Kirche Hessens theil und unterschrieb die notae synodicae mit, worin diese Synode die ihr zur Begutachtung vorgelegte neue Kirchenordnung Wilhelm’s VI. in vielen Stücken, als zu wenig der reformirten Denkweise entsprechend, mißbilligte, freilich ohne Gehör für ihr Bedenken zu finden. – 1666 am 11. October erwarb sich W. den Grad eines Doctors der Theologie. Seine der theologischen Facultät in Marburg eingereichte Abhandlung, die eine Zurückweisung wittenbergischer Angriffe auf die Abmachungen des Kasseler Religionsgespräches vom Jahre 1661 enthält, ist betitelt: „Diss. theol. inaug., exhibens confutationem articuli primi sectionis secundae, qui est de s. coena in epicrisi theologicae facultatis Wittebergensis de colloquio Cassellano Rinthelio-Marpurgensium, anno 1661 mense Julio instituto etc.“ Von lutherischer Seite kam dagegen in Gießen unter Peter Haberkorn’s Vorsitz die Schrift heraus: Vindiciae art. I sect. II epicriseos Wittebergensis, syncretismo Cassellano oppositae etc. Resp. Jo. Chr. Nungesser, 1699. – Aus den Marburger Jahren Wetzel’s stammt außerdem noch eine Reihe im Druck erschienener Leichen- und Gedächtnißreden (auf Reinhard Scheffer, Joh. Crocius, Landgraf Wilhelm VI. u. A.). die bei Strieder verzeichnet stehen.

Von Marburg kam W. am 27. September 1668 als Inspector und Hofprediger nach Schmalkalden und blieb dort acht Jahre, seit dem 3. December 1672 auch zum Superintendenten der Diöcese Allendorf an der Werra ernannt, deren letzter Superintendent vor ihm Johann Hütterodt in Eschwege, der Mitverfasser der Kirchenordnung von 1657, gewesen war. Aus dieser Zeit ist die, im Drucke erschienene und der Prinzessin Marie Amalie, Herzogin von Livland, der Braut Wilhelm’s VII. von Hessen, zugeeignete, Trauerrede Wetzel’s auf Wilhelm VII. zu erwähnen, die den Titel trägt: „Fürstlich Ehrengedächtnis, dem Weyland Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Wilhelm u. s. w., christmilden und höchstseligen Andenckens, als deßen entseeleter Fürstlicher Cörper in dero Fürstlichen Residentzstadt Cassel den 14. Martii anno 1671 in die fürstliche Gruft mit solennen und fürstlichen Ceremonien beygesetzet worden, an demselbigen Tage bey volckreicher Versamblung in der Stadt-Kirchen zu Schmalkalden, seinem Weyland Gnädigsten Fürsten und Herrn zu schuldigstem Nachruhm und unterthänigsten Ehren, sodann zu bezeugung seines tragenden unterthänigsten [256] herzlichsten Mitleydens, auffgerichtet und nunmehr in den Truck gegeben durch Hieronymum Wetzelium, der Heil. Schrifft Doctorem, Inspectorem und Pfarrern daselbst“ (1671).

1676 siedelte W. nach Allendorf über, nachdem er bis dahin seinen Superintendenturbezirk von Schmalkalden aus versehen hatte, und übernahm nun auch das Metropolitanamt der Classe Allendorf. Nach einer, von Strieder in einer Anmerkung hierzu mitgetheilten, Nachricht J. G. Pforr’s in seiner handschriftlichen „Beschreibung etlicher denkwürdigen Geschichten von Schmalkalden“ soll W. nach Allendorf versetzt worden sein, weil er viele Zänkereien und Streitigkeiten zu Schmalkalden erweckt habe. Es ist wol denkbar, daß Reibungen zwischen ihm und den dortigen Lutherischen vorgekommen sind: denn gerade in Schmalkalden war der Widerstand gegen die reformirten Neuerungen der Niederhessen besonders stark gewesen. In Allendorf war W. noch bis 1694 thätig. Am 24. April dieses Jahres starb er in Rotenburg an der Fulda, auf einer Dienstreise im 72. Lebensjahre von einem Schlaganfall betroffen.

Strieder, Grundlage z. e. hess. Gel.- u. Schriftst.-Gesch. XVII, hsg. von K. W. Justi. – Bach, Kurze Geschichte d. kurhess. Kirchenverfassung, 1832, S. 124 u. 131. – Heppe, Die Einführung d. Verbeßerungspunkte in Hessen von 1604–1610 und die Entstehung der hess. Kirchenordnung von 1657. 1849. – Heppe, Kirchengeschichte beider Hessen. 1876.