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Artikel „Webern, Emil von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 362–363, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Webern,_Karl_Emil_von&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 19:06 Uhr UTC)
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Webern: Karl Emil v. W., königlich preußischer Generallieutenant, am 2. Februar 1790 zu Kassel als der Sohn eines hessischen Officiers, welcher mit den landgräflichen Truppen im englischen Solde gegen die Nordamerikaner gefochten hatte, des nachmaligen Generals Karl Heinrich v. W., geboren, war zuerst Page des Landgrafen Wilhelm IX., trat 1802 beim 3. Bataillon der Garde in den Militärdienst, und war im J. 1805 Fähnrich im Leibgarderegimente. Als die Ereignisse des nächstfolgenden Jahres dem Bestehen des damaligen Kurfürstenthums ein Ende gemacht hatten, bezog er die Universität Marburg, betheiligte sich an den Aufstandsversuchen vom December 1806, ward, als diese fehlschlugen, gefangen genommen und nach Metz gebracht. Ende 1807 begnadigt, trat er in die neugebildete westfälische Armee, wurde zuerst als Unterlieutenant bei den Arbeiten des Kriegsministeriums verwendet, im Februar 1808 als Lieutenant im 3. Linieninfanterieregimente angestellt, nahm 1809 und 1810 am Kriege in Spanien theil, ward bei der Belagerung von Gerona verwundet, durch Verleihung des Ordens der westfälischen Krone ausgezeichnet und Ende des letzteren Jahres zum Hauptmann beim 7. Linienregimente befördert, dessen Garnison Kassel war. Seinen Lebensgang bis zur Zeit seines Aufenthaltes in Spanien hat er, ohne seinen Namen zu nennen, unter dem Titel „Erinnerungen eines alten Soldaten“ in der Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Geschichte des Krieges veröffentlicht (Berlin 1857 bis 1861, 105. bis 112. Band). Der Krieg gegen Rußland rief ihn von neuem in das Feld, in der Schlacht bei Borodino war er Ordonnanzofficier des Generals Gouvion Saint-Cyr, auf dessen Verwendung er den Orden der Ehrenlegion erhielt, und mit drei Kameraden, Elderhorst, Schirmer und Ludovici, die, wie er, in preußischen, in mecklenburg-schwerinschen, bezw. kurhessischen und braunschweigischen Diensten Generale geworden sind, erreichte er unter unsäglichen Drangsalen und Entbehrungen die Grenze. Zu Küstrin trat er am 25. December als Capitän in das preußische Heer, stand vor Torgau, kam im Februar 1814 zum 3. Elb-Landwehr-, im März zum jetzigen 13. Infanterieregimente, am 15. April 1815 zum 29. Infanterieregimente, machte mit diesem im Bülow’schen Corps den Feldzug von 1815 in den Niederlanden mit, erwarb das Eiserne Kreuz 2. Classe und stand zuerst in Coblenz, während der Occupationszeit auch einige Zeit in Diedenhofen und dann bis 1832 in Saarlouis in Garnison. General v. Hüser, welcher damals sein Regimentscommandeur war, nennt ihn den ausgezeichnetesten Untergebenen, in welchem er zugleich den treuesten Freund gewonnen habe, und erwähnt, daß Hauptmann v. W. die Seele aller geselligen Vergnügungen gewesen sei (Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Generals v. Hüser von M.(arie) Q.(uednow), S. 207, Berlin 1877). Am 14. April 1829 wurde W. zum Major befördert, am 14. December 1831 in das 17. Infanterieregiment versetzt, am 30. März 1840 erfolgte seine Ernennung zum Oberstlieutenant, am 25. März 1841 die [363] zum Commandeur des 20. Landwehrregiments in Berlin. Es war eine Stellung, für welche ihn seine Gabe mit Menschen verkehren zu können besonders geeignet machte und sein lebhafter, empfänglicher Geist empfing in der Hauptstadt mannichfache Anregung. Auch wurde er hier der Königin Elisabeth bekannt, welche ihn häufig mit Aufträgen zur Erledigung von Geschäften der Wohlthätigkeit betraute, so daß er wol deren Almosenier genannt wurde. Nachdem er am 7. April 1842 Oberst geworden war, erhielt er am 27. Juli 1847 das Commando der Landwehrbrigade in Frankfurt a. O., aber schon am 11. April 1848 kehrte er in der nämlichen Verwendung nach Berlin zurück, am 10. Mai d. J. wurde er Generalmajor. Als 1849 der Prinz von Preußen mit einem Heerestheile zur Niederwerfung der aufständischen Bewegungen in der Pfalz und in Baden entsendet ward, erhielt W. das Commando der 2. Division des 1. Armeecorps unter General v. Hirschfeld, rückte mit derselben am 13. Juni von Neunkirchen her in Rheinbaiern ein, entsetzte am 18. das bedrängte Landau, überschritt am 20. bei Germersheim den Rhein und hatte sodann an den Kämpfen in Baden Antheil (L. Staroste, Tagebuch über die Ereignisse in der Pfalz und in Baden im Jahre 1849, Potsdam 1852). Nach der Heimkehr erhielt er das Commando einer Infanteriebrigade, schied aber am 26. Februar 1852 aus dem activen Dienste, wurde zum Mitgliede der General-Ordenscommission ernannt und nahm als solches an der Krönungsfeier König Wilhelm’s I. in Königsberg theil. Am 10. Mai 1862 wurde er von der Stellung entbunden. Er behielt seinen Wohnsitz in Berlin. Neben der Wahrnehmung seiner Dienstgeschäfte hatte er sich in dieser Zeit eifrig mit der Militärlitteratur beschäftigt, in welcher er schon früher als Mitarbeiter an der zu Berlin erscheinenden Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Geschichte des Krieges thätig gewesen war und deren Leitung er in der letzten Zeit ihres Bestehens führte. Als sie mit dem 113. Bande Ende 1861 einging, nahm er mit tief empfundenen Worten Abschied vom Leser, im Schlußhefte theilte er ein Verzeichniß derjenigen Männer mit, welche Beiträge zur Zeitschrift geliefert hatten, darin ist seine eigene, unter der Ziffer 5 erfolgte Mitarbeiterschaft vom 73. bis zum 113. Bande nachgewiesen. Den wesentlichen Inhalt derselben bilden jene schon oben als eine Quelle für die Niederschrift dieser Zeilen genannten „Erinnerungen eines alten Officiers“. Auch Director der Militärischen Gesellschaft war er während seines zweiten Aufenthaltes in Berlin eine Zeit lang und im Stern’schen Gesangvereine spielte er meisterhaft die Geige. Im Kriegsjahre 1870/71, in welchem Hoffnungen sich verwirklichten, deren Verfolg schon 1848 seinen Geist lebhaft beschäftigt hatte, führte er den Vorsitz des Berliner Hülfsvereines für die Truppen im Felde. Im Anfange des Monats Mai 1874 erkrankte er schwer und nach langsamem Hinschwinden seiner geistigen und körperlichen Kräfte starb er in Berlin am 4. April 1878.

Militär-Literatur-Zeitung, Berlin 1878, Maiheft.