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Artikel „Wasserhun, Rudolph“ von Max von Waldberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 235, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wasserhuhn,_Rudolf&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 13:02 Uhr UTC)
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Wasserhun: Rudolph W., deutscher Dichter. Bei der geringen Beachtung, deren sich die volksthümliche Poesie im 17. Jahrhundert in gebildeten Kreisen erfreute, darf es nicht Wunder nehmen, wenn von seinen Lebensverhältnissen gar kein Bericht übermittelt ist, und daß nur aus seinem einzigen, uns bekannten Werke („Kauff-Fenster, daß ist: Newe Poetische Inventiones, welche nicht die Jugend mit unnützen Buhl-Liedern bezaubern, sondern dieselbe mit gebührender Geschicklichkeit und Höflichkeit zu sich locken; aus seinem Juristischen, Historischen und Philosophischen Krame, zur Probe, aufgethan“, Hamburg 1644.) auf die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts als Lebenszeit und Hamburg als Aufenthaltsort gerathen werden kann. Mit nicht größerer Sicherheit darf aus einer gelegentlichen Erwähnung im Titel des Buches und den seinem Namen nachgesetzten Buchstaben A(dvocatus?) P(ublicus) auf seinen juristischen Beruf geschlossen werden. W., der selbst dem eifrigen Spürsinne Erdmann Neumeister’s entgangen ist, verdient aber seiner frischen, wenn auch der Form nach etwas unbeholfenen lyrischen Dichtungen wegen, mehr Schätzung als mancher seiner weit und breit bekannten poetischen Zeitgenossen. In ihm leben noch volksthümliche Motive des 16. Jahrhunderts nach, und auch der sprachliche Ausdruck verräth die naive holprige Derbheit der vorangegangenen poetischen Periode. Nur eine gewisse Reimfreudigkeit weist nach vorne und bereitet die Spielereien der Nürnberger Tändeldichter vor. Sonst ist W. der Repräsentant jener Dichtergruppe um die Mitte des 17. Jahrhunderts, die gegenüber der gelehrten verkünstelten Renaissancelyrik fröhliche volksthümliche Töne anschlägt. Aber auch wo W. ernst wird, hat er mehr vom kampfesfreudigen lutherischen Kirchenlied, als von dem contemplativen seiner Zeitgenossen gelernt. Wasserhun’s Lieder sind, wie die der verwandten Poeten Greflinger, Schoch und Voigtländer, gesungen worden. Die Melodieen sind den Texten beigedruckt. Einzelne mögen ein zähes Leben geführt haben und ein Stückchen dieser Trinkpoesie, die wohl in akademischen Kreisen ihre Verehrer und Sänger fand, Wasserhun’s „Schmauslied“, führt nach Erich Schmidt’s Nachweis, mit seiner in Form einer Commersscene durchgeführten Verspottung religiöser Gebräuche in seinem Nachleben auf den Vorschlag zur Papstwahl in Auerbach’s Keller.

Moller, Cimbria litterata 2, 960. – Gruppe, Leben und Werke deutscher Dichter 1, 624–28.