Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Volmar, Johann Georg“ von Carl Brun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 261–263, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Volmar,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 16:40 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Volmar
Nächster>>>
Volmar, Josef
Band 40 (1896), S. 261–263 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Johann Georg Volmar in Wikidata
GND-Nummer 139084118
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|40|261|263|Volmar, Johann Georg|Carl Brun|ADB:Volmar, Johann Georg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=139084118}}    

Volmar: Johann Georg V., Landschafter und Historienmaler, geboren am 23. April 1770 in Mengen im Königreich Württemberg, † 1831 in Freiburg im Uechtland. V. lernte die Anfangsgründe bei seinem Vater, der ebenfalls Maler war, es aber nicht gerne sah, daß der Sohn den gleichen Beruf ergriff. Früh verließ er die Heimath, um der Conscription unter Joseph II. zu entgehen. Er begab sich nach Zürich, wo er kurze Zeit für Joh. Kasp. Lavater arbeitete. Von Zürich, das ihm kein rechtes Auskommen bot, wandte er sich nach Lausanne, und hier erst bildete er sich, aufgemuntert durch gleichgesinnte Genossen, zum eigentlichen Künstler aus. Er fand Anregung durch die Lectüre von Salomon Geßner’s Brief an Füßli über die Landschaft und lernte, indem er fleißig Modell zeichnete, auch den menschlichen Körper kennen. Schon damals bestrebte er sich, Landschafts- und Geschichtsmaler zugleich zu sein. Anfangs der neunziger Jahre treffen wir V. in Bern, das seine zweite Heimath wurde und wo er als Professor an der noch heute existirenden Kunstschule der Universität einen seiner Neigung und seinen Kräften entsprechenden Wirkungskreis fand. [262] Reisen in der Schweiz, in Italien und nach Frankreich erweiterten seinen Horizont. 1807 reiste V. nach Italien, im Mai 1822 mit Ludwig Vogel und anderen Collegen nach Paris. Er betheiligte sich regelmäßig, seit 1804 an den Kunstausstellungen in Bern und seit 1805 an denen in Zürich, wie aus den bei Füßli citirten Tagesblättern hervorgeht, mit gutem Erfolge. Im Zürcher Salon von 1807 waren verschiedene Costümstudien von V. zu sehen, im Berner Salon von 1810 figurirte sein Hauptwerk: „Der Abschied des Niklaus von der Flühe“ im Rathhause zu Stans. Für die Kirche zu Ueberstorf im Kanton Freiburg, wo V. 1811 das Bürgerrecht erhielt, malte er die „Taufe Christi durch Johannes“.

V. ist auch für ausländische Besteller thätig gewesen. Er componirte z. B. im Auftrage des Grafen Brühl Originallandschaften zu Hintergründen für das Berliner Hoftheater und für den Grafen von Fries in Wien eine Folge von Costümstudien in Gouache, bei denen er in geschickter Weise Landschaft und Genre zu verbinden wußte. Das Berner Kunstmuseum besitzt von V. eine Landschaft, den oberen Reichenbachfall. Als Illustrator hat V. für die Berner Neujahrsstücke Zeichnungen geliefert, die Scenen aus der Schweizer Geschichte darstellen. Jahrg. 1815: Zusammenkunft der Grafen von Kyburg und von Savoyen. Jahrg. 1816: Belagerung Berns durch Rudolf von Habsburg. Jahrg. 1817: Gefecht in der Schoßhalde bei Bern. Jahrg. 1818: Rückkehr der siegreichen Berner aus der Schlacht am Donnerbühl. Jahrg. 1819: Kaiser Heinrich’s VII. Einzug in Bern. Jahrg. 1820: Gefangennahme des Venner Regenhut 1324. Jahrg. 1821: Belagerung Unspunnens durch die Berner 1332. Jahrg. 1822: Die Berner vor Freiburg 1340. Jahrg. 1823: Venner Wendschatz rettet das Banner. Jahrg. 1824: Rückkehr Bubenberg’s nach Bern 1362. Jahrg. 1825: Gefangennahme des Freiherrn v. Rickenberg 1381. Jahrg. 1826: Schlacht zu Fraubrunnen 1375. Jahrg. 1827: Belagerung von Burgdorf 1384. Jahrg. 1828: Zwei Geistliche werden aus dem Gefängnisse erlöst, eine Scene aus der Eroberung Nydaus durch die Berner im J. 1388. Der Originalentwurf (Aquarell) in der Handzeichnungensammlung des Künstlerguts zu Zürich. Vgl. L. 68. Jahrg. 1829: Der Brand zu Bern 1405. Jahrg. 1830: Die Burg Ottingen wird zerstört 1410. Jahrg. 1831: Bestürmung des Schlosses zu Baden.

Eine Auswahl von Handzeichnungen Volmar’s enthält das Kunstmuseum in Bern (6) und die Bühlmann’sche Sammlung des Kupferstichcabinets des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich. Geschichte und Sage (Bonnivard in Chillon, Laupen, Erstürmung von Solavers [Sturz des Ritters Hugo in den Abgrund]) wechseln mit Landschaft (Lausanne, Schloß am Fluß) und Genre (Mönche vom St. Bernhard; Bernhardiner Hunde, einen Savoyarden rettend) ab, Allegorien (Ein Künstler wird von seinem guten Genius angespornt) kommen seltener vor. Nach V. arbeiteten Martin Eßlinger, die beiden Lips, J. und J. H. Lips, J. Hürlimann, Daniel Burgdorfer, Franz Hegi, J. Meyer aus Meilen, Christian Meichelt, G. König, die Lithographen Chabert (études de chevaux), G. F. Frey und Haller, endlich G. V. selbst und sein jüngerer Bruder Franz Xaver in Augsburg, der 1803 zwei Compositionen von ihm herausgab: „Massena schlägt die Russen bei Zürich“ und „Sieg des Erzherzogs Karl von Oesterreich über Jourdan“. Der „Abschied des Nikolaus von der Flühe“ wurde von Lips in Kupfer gestochen.

V. ist ein Vorläufer gewesen und als solcher will er beurtheilt sein. Er griff zu denselben Stoffen (Bad in Rosen; Tell und Geßler; Nikolaus von der Flühe) wie nach ihm Ludwig Vogel und hat sogar schon Themata behandelt, auf die erst die allerneusten wie Anker und Boßhard gekommen sind, z. B. die Kappeler Milchsuppe und Schultheiß Wengi vor der Kanone. Daß er in einer Zeit lebte, in der die Legenden des Vaterlandes noch allgemeinem Glauben begegneten [263] und die kritische Geschichtsforschung noch nicht geboren war, kam der naiven Auffassung des Darstellers nur zu Gute.

Füßli, Allg. Künstlerlexikon. Theil II, Abschnitt 10, S. 4033–4034. – Nagler, Künstlerlexikon. Bd. 20, S. 515–516. – Paul Volmar, Alpenblumen. Album bernischer Künstler. Bern 1861, S. 19–20. – Grangier, Etrennes Fribourgeoises, von 1881.