ADB:Voigt, Johann Karl Wilhelm

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Artikel „Voigt, Johann Karl Wilhelm“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 205, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Voigt,_Johann_Karl_Wilhelm&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 10:47 Uhr UTC)
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Voigt: Johann Karl Wilhelm V., zuletzt seit 1789 Bergrath in Ilmenau, erfahrener Bergmann und Geognost, besonders berühmt durch seinen Streit mit Werner, in welchem er gegen die neptunische Theorie des letzteren die vulkanische Entstehung des Basaltes zu beweisen suchte, war am 20. Februar 1752 zu Allstädt im Weimarschen geboren und bezog nach Vollendung seiner Jugendbildung die Universität Jena, wo er (1773–1775) die Vorlesungen über Rechtswissenschaft besuchte. 1776 bezog er die Bergakademie zu Freiberg, an der eben erst der später so berühmte Werner (1775) als Lehrer der Bergbaukunst und der Mineralogie zu wirken begonnen hatte, in dessen Geiste auch Voigt’s erste wissenschaftlichen Veröffentlichungen abgefaßt sind. Durch größere Reisen machte V. sich genaue und umfassende Kenntnisse der verschiedenartigsten Gebirgsverhältnisse zu eigen, welche ihn nach und nach auch zu einer neuen Auffassung der später als vulkanische Bildungen bezeichneten Gesteine führten. Erst nachdem Werner durch seine Schrift: „Bekanntmachung einer am Scheibenberger Hügel über die Entstehung des Basaltes gemachten Entdeckung“ 1788, seine neptunische Theorie neu zu begründen versucht hatte, trat V. offen in dem Kampf für die vulkanische Entstehung des Basaltes gegen Werner auf, namentlich in den Schriften: „Mineral. und bergmännische Abhandlungen“ 1784–1791, und in der wichtigsten seiner zahlreichen Schriften: „Praktische Gebirgskunde“ 1792; 2. Aufl. 1797. In letzterem Werke unterschied V. 1. uranfängliche Gebirgsarten, wie Granit, Gneiß, Glimmerschiefer u. s. w., die zuweilen auch Kalklager umschlössen, dann 2. Flötzgebirgsarten in zwei Unterabtheilungen, nämlich ältere wie z. B. die Steinkohlenschichten und jüngere wie Rothtodtliegendes, Zechstein, Muschelkalk, Sandstein (z. B. von Pirna), Kreide, Braunkohlen u. s. w., 3. Vulkanische Gebirge wie Basalt, Lava und schließlich 4. aufgeschwemmte Gebirgsarten, die nicht im Meere, sondern infolge von Ueberschwemmungen entstanden seien. Bezüglich der Gebirgsbildung glaubte V. annehmen zu müssen, daß die ursprünglich unter Wasser gestandenen Gesteine durch Hebungen zu Festland emporgeschoben worden seien. An diese Veröffentlichung schließt sich eine weitere Publication: „Generaltabelle der sämmtlichen jetzigen Gebirgsarten“ (1792). Viele seiner übrigen Schriften beziehen sich auf Schilderungen einzelner Gegenden und Gebirge, die er besucht hatte, wie: „Mineral. Reisen durch das H. Weimar und Eisenach“ (1781–1785); „Mineral. Beschreibung des Hochstifts Fulda“ (1783 und 1791); „Reise von Weimar über den Thüringer Wald“ (1787); „Mineral. Reisen nach den Braunkohlenwerken in Hessen“ (1802); „Geschichte des Ilmenauer Gebirgsbaus“ und Fortsetzung (1796); „Ueber das Rhöngebirge“ (1781); „Beiträge zur Geschichte der Flötzgebirge“ (1781); „Kurze Nachrichten vom Ehrenberg“ (1787); Preisschrift „Ueber d. Thonschiefer u. s. w.“ (1788); „Ueber ehemalige Goldbergwerke zu Steinheide“ (1790); „Erklärendes Verzeichniß von Gebirgsarten“ (1792); „Daß Aquamarin und Topas eine Gattung ausmachen“ (1786–87); „Beiträge zur Geschichte der Flötzgebirge (1781); „Was ist Basalt, ist er vulkanisch oder nicht“ (1789); Zusätze zu Langsdorf’s Salzwerkskunde (1790); „Ueber den Basalt“ (1793); „Nachrichten über die Blitzröhren“ (1805); „Ueber gediegen Gold im Schwarzagrund“ u. s. w. Von besonderer Wichtigkeit ist sein Werk: „Versuch einer Geschichte der Steinkohle, Braunkohle und des Torfs“ (1802), worin er den Ursprung dieser Mineralsubstauzen von einer massenhaften Anhäufung verschiedener Pflanzen, welche durch eine Art Gährung umgewandelt worden wären, abzuleiten suchte. V. starb am 1. Januar 1821 als Bergrath zu Ilmenau.

Poggendorff’s Biogr. – Meusel II.