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Artikel „Vogel, Wolfgang“ von Ludwig Keller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 127–128, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vogel,_Wolfgang&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 15:35 Uhr UTC)
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Vogel: Wolfgang V. war zu Beginn der großen religiösen Bewegung des 16. Jahrh. Pfarrer zu Bopfingen und soll dort schon im J. 1523 in evangelischem [128] Sinne gepredigt haben. Im J. 1524 berief ihn der Magistrat der Stadt Nürnberg nach Eltersdorf, wo er die evangelische Lehre einführte. Es war dies die Zeit, wo in Nürnberg die schweren Kämpfe zwischen den „Lutherischen“ und den „Evangelischen“, wie die Anhänger Vogel’s und seine Freunde sich nannten, ausbrachen – Johann Denck, einer der Führer dieser „Evangelischen“, wurde um diese Zeit aus Nürnberg ausgewiesen – und auch V. entschloß sich, in dieser Sache Stellung zu nehmen. Er war befreundet mit dem Pastor der Deutschordenskirche in Nürnberg, Jac. Dolmann, und verkehrte in dessen Hause, wo sich die Führer der „Evangelischen“ (außer Denck auch Johannes Hut) zusammenfanden. Der Sectenname „Wiedertäufer“, unter dem diese Männer später verfolgt wurden, war damals noch nicht aufgekommen. V., der sich anfangs still verhalten zu haben scheint, wurde nicht gleich in die ersten Kämpfe verwickelt. Erst nach dem Bauernkriege, im Jahre 1526, veröffentlichte er eine Schrift – es ist der uns erhaltene Tractat „Ayn trostlicher sendbrieff unnd Christliche ermanung zum Evangelio an ain Erbarn Radt und gantze Gemeyn zu Bopfingen und an alle die, so vom Evangelio und wort Gottes abgefallen seynd“. MDXXVI, o. O. und Drucker, 16 Bl., – die den Magistrat zu Nürnberg veranlaßte, ihn ins Gefängniß zu werfen und ihm den Proceß zu machen. Das geschah im März 1527. Es stellte sich heraus, daß V. in aller Form Mitglied und Prediger jener evangelischen Brüdergemeinden war, die seit 1525 die Taufe auf den Glauben bei sich eingeführt hatten und daß er selbst in den fränkischen Gemeinden, z. B. in Erlangen, Bruck u. s. w. predigte und taufte. Am 23. März wurde V. vor das peinliche Halsgericht gestellt und am 26. März als „Ketzer“ mit dem Schwert gerichtet. Nach der Hinrichtung erbat seine Wittwe ihres Mannes Bibel und die übrigen ihm gehörigen Bücher, die mit Beschlag belegt worden waren, zurück; der Rath von Nürnberg verweigerte die Rückgabe, „weil ihr Inhalt gefährlich sei und von Schwärmerei handle“. Das geschah unter der Amtsverwaltung der Bürgermeister M. Geuder und Christoph Coler. Der erwähnte Tractat Vogel’s wurde in allen Buchläden der Stadt confiscirt und vernichtet. Es ist merkwürdig, daß die Schrift unter den sog. Pietisten des 18. Jahrh. viele Freunde gefunden hat; der Professor Joh. Daniel Herrenschmidt in Halle veranstaltete im J. 1717 eine neue Ausgabe unter dem Titel: Ein Sendschreiben von der Beständigkeit in der evangelischen Wahrheit u. s. w. und ließ sie im Waisenhause drucken. Will in seinem bekannten Werke: Beiträge zur Geschichte des Antibaptismus u. s. w. sagt, er wundere sich, „wie gut evangelisch die Schrift abgefaßt sei“, da Vogel’s Irrthümer schon damals ausgebrochen seien. Ein Exemplar der Schrift besitzt die Bibliothek der Taufgesinnten Gemeinde zu Amsterdam.

Will, a. a. O. – Zts. des hist. Vereins f. Schwaben und Neuburg, 1874, S. 230. – Soden, Beiträge zur Gesch. v. Nürnberg, S. 279. – Weigel, Thesaurus Nr. 3686. – Keller, Joh. v. Staupitz, S. 228.