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Artikel „Vogel, Theodor“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 125–126, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vogel,_Theodor&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 07:30 Uhr UTC)
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Vogel: Julius Rudolph Theodor V., Botaniker, geboren zu Berlin am 30. Juli 1812, † zu Fernando Po am 17. December 1841. Vorgebildet auf dem Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Berlin, studirte er daselbst von 1832 an Naturwissenschaften, besonders Botanik, für die er schon als Gymnasiast eine besondere Vorliebe gefaßt hatte. Die unter Leitung des Oberlehrers Ruthe von der Berliner Gewerbeschule unternommenen zahlreichen Excursionen hatten wesentlich jene Neigung gefördert. Daneben erfüllte ihn von Jugend auf ein unwiderstehlicher Trieb zu Reisen in ferne, von der Wissenschaft noch nicht ausgebeutete Länder. Es war ihm beschieden, diesen Drang zu bethätigen; doch mußte er ihn mit einem frühzeitigen Tode büßen. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. im August 1837 auf Grund einer Dissertation: „Generis Cassiae synopsis“, habilitirte sich V. ein Jahr darauf als Privatdocent an der Berliner Universität für das Fach der Botanik, um diese Stelle schon in der ersten Hälfte des Jahres 1839 mit einer ähnlichen an der Universität Bonn zu vertauschen, wobei ihm zugleich die Vertretung des ein Jahr vorher verstorbenen Professors Friedrich Nees v. Esenbeck (s. A. D. B. XXIII, 376[WS 1]) übertragen wurde. Seine wissenschaftliche botanische Thätigkeit seit seinem Eintritt in die akademische Laufbahn wandte V. der beschreibenden Botanik zu, welcher seine Veröffentlichungen bis zum Antritt der für ihn verhängnißvollen Reise fast ausschließlich angehören. Namentlich war es die Ordnung der Leguminosen, die er in mehreren Aufsätzen behandelte. Es erschienen in der Zeitschrift Linnaea vom Jahre 1837 (Band IX) vier Abhandlungen über brasilianische Leguminosen, denen er 1838 und 1839 zwei Fortsetzungen im XII. und XIII. Bande folgen ließ. Das Material dazu entstammte dem königlichen Herbarium in Berlin. Gemeinsam mit Schleiden veröffentlichte V. 1838 in den Acten der Leopoldina zwei pflanzenphysiologische Arbeiten: „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Blüthentheile bei den Leguminosen“ und „Ueber das Albumen, insbesondere der Leguminosen“ und selbständig im nämlichen Jahre eine Abhandlung über das Amyloid in Poggendorff’s Annalen (Bd. 46). Die letzten Arbeiten Vogel’s vom Jahre 1840 finden sich theils im Supplement z. 19. Bande der Acten der Leopoldina, ebenfalls südamerikanische Leguminosen behandelnd, theils im 15. Bande der Linnaea und zwar: „Bemerkungen über das Vorkommen des Amylum bei den Kryptogamen“; „Zusätze und Berichtigungen zur Synopsis Generis Cassiae“ und „Bemerkungen über einige Arten der Gattungen Thymus und Origanum“. Auch schrieb er eine „Uebersicht der Arten der Gattung Origanum“ in Buchner’s Repert. für die Pharmacie von demselben Jahre. Vorarbeiten zu einer Bonner Flora, die V. während seiner Thätigkeit an der rheinischen Universität unternommen, kamen zu keinem Abschluß, da ihn von 1840 an die Vorbereitungen [126] zu der schon erwähnten Reise nach Westafrika beschäftigten. Unter dem Protectorat des Prinzen Albert von England hatte sich eine Gesellschaft gebildet, in der Absicht, durch colonisatorische Thätigkeit dem Sklavenhandel im westlichen Afrika ein Ziel zu setzen. In ihre Dienste trat V., um seine fachmännischen Kenntnisse bei der Erforschung der Vegetationsverhältnisse des noch wenig gekannten Gebietes nutzbar zu machen. Drei Dampfschiffe sollten die Expedition den Niger aufwärts in das Innere des Landes befördern. Nach einem Besuche in England behufs seiner persönlichen Vorstellung, kehrte V. nach Deutschland zurück, um gegen Schluß des Jahres 1840 Bonn von neuem und für immer zu verlassen. Im Mai des nächsten Jahres verließen die Schiffe den Hafen von Plymouth, erreichten im Juni die Küste von Sierra Leone und ankerten Ende Juli auf der Rhede von Cape Coast Castle. Endlich am 9. August war die kleine Flotte nach Durchquerung der Bai von Benin an der Nunmündung des Niger angekommen. Von hier aus sollte die eigentliche Missionsthätigkeit der Expedition beginnen. Das ganze Unternehmen aber scheiterte, da, nach kurzer Fahrt den Niger aufwärts, Fieber und Dysenterie die Reisenden zur Umkehr zwangen. Auch V. kam krank zurück und verblieb, in der Erwartung seiner Genesung, auf Fernando Po. Zwar besserte sich in der That nach einigen Wochen sein Befinden, doch blieb sein Kräftezustand so ungenügend, daß er nur wenige Ausflüge auf der Insel machen konnte und als nach Aufhören der Regenzeit, kalte und feuchte Witterung eintrat, überfiel ihn anfangs December ein Rückfall von Dysenterie, dem seine Kräfte nicht gewachsen waren. Nach vierzehntägiger Krankheit erlag er, noch nicht 30 Jahre alt, seinen Leiden. Abgesehen von Reiseschilderungen in Briefen an seine europäischen Freunde, worin nur hin und wieder botanische Beobachtungen eingestreut sind, sind weitere Veröffentlichungen, als Früchte jener Reise, nicht erschienen.

L. C. Treviranus, Einige Nachrichten über Jul. Rud. Theod. Vogel. Besond. abgedr. aus Linnaea Bd. XVI. 1842.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: XIII, 376