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Artikel „Vintler, Hans von“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 7–8, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vintler,_Hans_von&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 07:27 Uhr UTC)
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Vintler: Hans v. V., mit dem vollen Adelsprädicate „von Vintler zu Platsch und Runkelstein“, Dichter, wurde am 16. August 1837 zu Schlanders geboren, seine erste Ausbildung erhielt er in Meran, insbesondere an dem trefflichen Benedictiner Gymnasium daselbst, wo der Historiker Albert Jäger und Pius Zingerle seine Lehrer waren. Der begabte Jüngling verrieth frühzeitig besondere Vorliebe für die Dichtkunst, auf deren Gebiete schon im Mittelalter ein Vorfahr aus diesem alten Adelsgeschlechte ebenfalls Namens Hans Vintler das große Lehrgedicht: „Die Blumen der Tugend“ geschaffen hatte. Auch für Sprachkenntnisse zeigte V. besondere Begabung. Nachdem er 1855 die Maturitatsprüfung abgelegt, studirte er zunächst Geschichte an der Universität in Innsbruck, trat jedoch dann zur Theologie über, welche er zunächst in Brixen, 1858 sogar in Rom im Collegium Romanum der Jesuiten betrieb. Allein das Studium der Gottesgelahrtheit befriedigte ihn nicht und wieder nach Innsbruck zurückgekehrt wandte er sich daselbst und 1860 in Wien der classischen Philologie, später insbesondere der Germanistik zu. Er war in die Hauptstadt Tirols bald [8] wieder zurückgekehrt und daselbst I. V. v. Zingerle’s eifriger Schüler. Im J. 1863 finden wir ihn als Supplent in Venedig, von 1865 an als Pädagog und in verschiedenen Stellungen zu Wien, Innsbruck, Czernowitz, Triest und Gera. Endlich wendete er sich bleibend der Lehrthätigkeit zu und wurde 1880 Lehrer der modernen Sprachen an der Oberrealschule zu Innsbruck. Im J. 1882 erfolgte Vintler’s Vermählung und V. lebte seitdem seiner Familie, seinen Arbeiten und der Poesie. Dieses stille schöne Leben sollte leider in nicht allzulanger Zeit ein trübes Ende finden, V. starb am 11. April 1890 zu Innsbruck. Im J. 1863 hatte V. mit Ludwig und Angelika v. Hörmann und J. E. Waldfreund eine Sammlung von Gedichten veröffentlicht, welche schon von der Begabung des jugendlichen Dichters Zeugniß ablegten und manches Schöne insbesondere für die Zeit der Reife versprachen. Diese Zeit kam auch und wies in der That treffliche Lieder und epische Stücke auf, welche V. den hervorragendsten deutschen Poeten in Oesterreich gleichstellen. Aber alle diese Dichtungen sollten erst nach dem Tode des Poeten in der Sammlung: „Gedichte“ (Leipzig 1892) einem größeren Publicum bekannt werden und demselben die traurige Erkenntniß bringen, daß ein ausgezeichnetes Talent, das noch viel Schönes hätte schaffen können, durch den Tod entrissen war. Vintler’s Gedichte sind voll männlichen Ernstes, schön in der Form, edel in der Gesinnung. Zarte Liebesgedichte und schöne Naturbilder, welche so oft das Heimathland Tirol verherrlichen, wechseln mit betrachtenden oder Gelegenheitsdichtungen ab, unter denen manche wie z. B. das Gedicht: „Mehr Licht“ (zur Enthüllung des Goethebildnisses auf dem Brenner 1888) weit über die Bedeutung gewöhnlicher Gelegenheitspoesie hinausreichen. Mannhaftes Denken und echt deutsche freiheitliche Gesinnung weisen die Zeitgedichte und Sprüche auf. Vor allem beachtenswerth erscheinen die kraftvollen epischen Stücke, mag der Poet seinen Stoff aus dem Alterthum hervorholen wie im „Dädalus“ oder in kühnen Nibelungenstrophen deutsche Heldenthaten preisen wie in der „Schlacht auf dem Marchfelde“, oder mag er in die Geschichten- und Sagenwelt seiner engeren Heimath hineingreifen wie etwa in „Riese und Zwerg“, „Der Rametzer Wein“, „Das Pechmännlein“ etc., immer versteht er es Plastik der Darstellung, edle Form und echt dichterische Gestaltung zu verbinden. Das erschütternde Bild aus dem Tiroler Volksleben „Ein Engel“, verdient hier als ein wahres Meisterstück noch besondere Erwähnung.

Die Einleitung der „Gedichte“ Vintler’s (Leipzig 1892) enthält eine biographische Skizze des Verfassers. – Wurzbach’s biogr. Lexikon, Bd. LI (1885), bietet eine kurze, übrigens mitunter unrichtige Daten enthaltende Lebensbeschreibung.