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Artikel „Viereck, Edwina“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 402, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Viereck,_Edwina&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 21:20 Uhr UTC)
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Viereck *): Edwina V., Schauspielerin, stammte aus Breslau (nach Anderen aus Brieg), wo ihre Eltern ein kleines Handelsgeschäft besaßen, und wo sie eine Zeitlang als Verkäuferin in einem Cigarrenladen angestellt war. Ohne Anleitung ging sie, ihrer Neigung folgend, zur Bühne und wurde zunächst Mitglied des Chores am Breslauer Stadttheater. Da sie in Breslau nicht weiterkam, wandte sie sich nach Wien, fand aber auch hier kein Engagement. Erst als sie am Stadttheater zu Brünn von sich reden machte, kam sie im J. 1844 an die Burg, wo sie bis zum folgenden blieb, ohne häufiger beschäftigt zu werden. Nach einem fünf Rollen umfassenden Gastspiele wurde sie am 1. Juni 1846 für das königliche Schauspielhaus in Berlin angeworben, in dem sie sich im Laufe der Jahre eine geachtete Stellung erwarb und eine Anzahl Erfolge errang, an denen ihre ungewöhnliche Schönheit nicht den geringsten Antheil hatte. Sie galt allgemein als die Geliebte eines sehr hochstehenden Herren am Berliner Hofe und mußte es bei einem Gastspiel, das sie im J. 1849 in Breslau gab, erleben, daß man ihr die damalige Unbeliebtheit dieses Herren[WS 1] durch Auspfeifen auf das schlimmste entgelten ließ. In Conversationsrollen und als Salondame vortrefflich, war sie der Darstellung poetischer Charaktere nicht gewachsen. Gut gelang ihr die Darstellung koketter Rollen und vornehmer Damen, doch zeichnete sie sich auch in ihnen nicht durch Geist und Feinheit aus. Sie starb noch jung während des Curgebrauchs in Carlsbad an der Zuckerkrankheit am 1. Juni 1856. Eine ihrer letzten Rollen war die sterbende Pompadour in Brachvogel’s „Narciß“ gewesen.

Vgl. Deutscher Bühnen-Almanach, herausgegeben von A. Heinrich, XXI, 190–193. Berlin 1857. – Max Kurnik, Ein Menschenalter Theatererinnerungen. (1845–1880.) S. 21–23, 26. Berlin 1882.

*) Zu Bd. XXXIX, S. 678.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. E. Viereck wurde eine Affäre mit Kronprinz Wilhelm, dem „Kartätschenprinz“ nachgesagt, der auch als Vater ihres nichtehelichen Sohnes Louis Viereck gilt.