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Artikel „Vianen, Paulus van“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 399, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vianen,_Paulus_van&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 03:55 Uhr UTC)
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Vianen *): Paulus van V., Goldschmied, gehörte einer aus dem Dorfe Vianen stammenden, weitverzweigten Künstlerfamilie an, auf deren Arbeiten der Ruhm der holländischen Goldschmiedekunst im 17. Jahrhundert beruht. Da die Genealogie dieser Familie noch nicht festgestellt ist, läßt sich nicht sagen, ob Eersten Jansz. van V.[WS 1], der Verfertiger des Pokals der Haarlemer Brauergilde, der im J. 1604 vollendet wurde, sein Großvater oder überhaupt nur verwandt mit ihm war. Als sein Vater wird Willem Eerstensz. van V. genannt. Er soll der Stammhalter der Familie gewesen sein und starb im J. 1604 zu Utrecht. Auch Paul’s Bruder Adam Willemsz. van V. (geb. 1570, † nach 1627) war gleichfalls ein berühmter Goldschmied und gab der sogenannten Schule von Utrecht ihren Typus, der an ihrer Vorliebe für bizarre Flachreliefornamente kenntlich ist. Paul van V. selbst war jedenfalls jünger als Adam und wurde wahrscheinlich gegen Ende des 16. Jahrhunderts geboren. Seine Ausbildung erhielt er in Italien, wo er als Protestant während seines Aufenthaltes in Rom mit der Inquisition in Berührung gekommen sein soll. Vermuthlich kam er aus Italien zunächst nach München. Dort wurde er auf Befehl des Herzogs Max I. wider die Handwerksordnung zünftig. Im J. 1610 finden wir ihn in Prag im Dienste Kaiser Rudolf’s II., als dessen Hofgoldschmied er im J. 1620 gestorben sein soll. Unter seinen Werken, die man erst seit den holländischen Ausstellungen in Amsterdam und Leeuwarden würdigen gelernt hat, ragen der prachtvolle, mit mythologischen Figuren und einem Relief, das Diana und Actäon darstellt, geschmückte Goldpokal mit Deckel, einst im Besitz des Prinzen Friedrich der Niederlande, ein Triumph der Amphitrite bei dem Herzog von Hamilton und ein Wappenschild mit der Diana im mittleren Oval und den liegenden Figuren der Juno und Venus in den oberen Zwickeln, das auffallend an die Weise Eisenhoite’s erinnert, hervor. Paulus van V. werden dann auch eine Reihe Arbeiten aus dem Fache der Graveure und Stempelschneider zugeschrieben, doch ist gerade bei ihnen seine Urheberschaft stark angezweifelt worden, wie es auch nicht feststeht, ob er sich, wie man vermuthet hat, als Kupferstecher versucht hat oder nicht, da Blätter von seiner Hand nicht bekannt sind.

Vgl. C. H. Immerzeel, De levens en werken der Hollandsche en Vlaamsche kunstschilders III, 190. Amsterdam 1843. – Ch. Kramm, De levens etc. VI, 1749, 1750. Amsterdam 1863. – A. J. van der Aa, Biographisch Woordenb. XIX, 216. – Zeitschrift für bildende Kunst XV, 144–146. Leipzig 1880. – Kunst-Chronik XIII, 351, 352. Leipzig 1878; XVI, 377. Leipzig 1881. – B. Bucher, Geschichte der technischen Künste II, 334, 386 und das Register zu III. Berlin 1886. – Georg Galland[WS 2], Geschichte der holländischen Baukunst und Bildnerei im Zeitalter der Renaissance (Register). Frankfurt a. M. 1890.

*) Zu Bd. XXXIX, S. 667.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Eerstensz. Jansz van V.
  2. Georg Galland, eigentlich George (1857–1915); deutscher Kunsthistoriker, Professor für Kunstgeschichte der Akademischen Hochschule für Bildende Künste in Berlin.