Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Versor, Johannes“ von Max Heinze in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 637–638, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Versor,_Johannes&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Vertangen, Daniel
Band 39 (1895), S. 637–638 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johannes Versor in der Wikipedia
Johannes Versor in Wikidata
GND-Nummer 102550670
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|637|638|Versor, Johannes|Max Heinze|ADB:Versor, Johannes}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=102550670}}    

Versor: Johannes V. lebte in der Mitte des 15. Jahrhunderts, war lange Lehrer an dem Gymnasium montanum, der Bursa montis zu Köln und vertrat als solcher in entschiedener Weise den Thomismus, wie diese Bursa im Gegensatz zu der albertistischen Bursa Laurentiana streng thomistisch war. Ueber seinen Lebensgang, Geburts- und Todesjahr bestimmtes zu erfahren, ist nicht gelungen; wahrscheinlich ist er gegen 1485 gestorben. Magister wird er öfter auf den Titeln seiner Bücher genannt. Er hat viele Schriften zur Erklärung der Aristotelischen Werke verfaßt, lehnt sich in ihnen aber fast ganz an Thomas an, sogar auf dem Titel z. B. des Commentars zu de coelo et mundo heißt es: Quaestiones in via S. Thomae. Er schrieb Commentum, Quaestiones und Glossulae in veterem artem Aristotelis, super omnes libros novae logicae, super posteriora Analytica Aristotelis, super VIII ll. Physicorum Aristotelis, in ll. Aristotelis de coelo et mundo, Metheororum, de generatione et corruptione, Parva naturalia, super III de anima ll., super XIV ll. Methaphysicorum, super ll. Ethicorum, in Aristotelis Politica („ll. Politicorum Aristotelis cum commento utili et compendiario magistri Johannis Versoris“), in Oeconomica („liber ýconomicorum Arestotelis tractans de gubernatione rerum domesticarum cum commento magistri Johannis Versoris legentium aspectibus multum amenus“). Außerdem commentirte er den Petrus Hispanus, des Thomas Schrift De ente et essentia und den Donatus („commentum in Donatum minorem seu regulae grammaticae antiquorum“). Seine Bücher, die hier nicht vollzählig aufgeführt sind, erschienen, so weit sie eine Jahreszahl tragen, in den letzten 20 Jahren des 15. bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts, nicht selten ohne Jahr und Druckort, vielfach auch gedruckt bei Heinrich Quentel in Köln, der eifrig thomistische Werke verlegte; sie müssen viel gebraucht worden sein, da von einer Anzahl mehrere Auflagen rasch hintereinander gedruckt worden sind, z. B. von dem Commentar zur Ethik vier, von dem zum Donatus sieben. In einem Drucke des Commentars super omnes ll. novae Logicae findet sich auf dem Titel ein Holzschnitt: Versor cum suis discipulis. Auf den Bibliotheken scheinen häufig Exemplare seiner Werke vorzukommen; auf der Leipziger Universitätsbibliothek sind einige Commentare auch handschriftlich vorhanden. Die Erklärungen sind höchst eintönig und trocken gehalten; sie beginnen ziemlich regelmäßig mit Fragen: „quaeritur utrum“ etc., dann folgen Scienda (sciendum [638] primo“ etc.), hierauf conclusiones, denen sich wieder dubitationes anschließen („dubitatur primo“ etc.), bis der Schluß kommt: „ad rationes ante oppositum“. Wie sonst hält sich V. auch in der wichtigen Frage der Universalien an Thomas, indem er ihre Realität auf die Metaphysik gründet. Auf den Inhalt der Commentare, der nichts Eigenthümliches bietet, auch auf andere Lehren keine Rücksicht nimmt, lohnt es nicht weiter einzugehen. Citiren thut V. nicht häufig, am meisten noch Thomas, Avicenna, den er aus Albertus kennt, diesen selbst und Boëthius. Wie Prantl berichtet, nimmt er die Einleitung zu Petrus Hispanus aus Dorbellus und entlehnt Manches beinahe wörtlich aus Heimerich Campen.

Prantl, Gesch. d. Logik IV, 220 f. – Panzer, Annales typographici.