ADB:Versmann, Ernst Friedrich

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Artikel „Versmann, Ernst Friedrich“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 636–637, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Versmann,_Ernst_Friedrich&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 15:27 Uhr UTC)
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Versmann: Ernst Friedrich V., evangelischer Theologe, geboren am 14. Juli 1814 in der Stadt Tönning in Schleswig-Holstein, wo sein Vater Dr. med. und Physicus war. Erst von Hauslehrern unterrichtet, frequentirte er die Gelehrtenschule in Rendsburg und studirte dann von Michaelis 1833 an Theologie in Kiel und Berlin. Michaelis 1838 bestand er das theologische Amtsexamen auf Gottorf mit sehr rühmlicher Auszeichnung. Nachdem er dann Hauslehrer gewesen ward er am 2. August 1840 zum Diakonus in Itzehoe gewählt und 1848 rückte er in das Archidiakonat auf. Im J. 1850 fungirte er eine Zeit lang als Feldprediger in der schleswig-holsteinischen Armee, wie er überhaupt an der schleswig-holsteinischen Erhebung regen Antheil nahm, auch dieselbe nachher zu vertheidigen bemüht gewesen ist. 1850 und 51 war er auch Mitglied der schleswig-holsteinischen Landesversammlung, 1854 und 1860 der holsteinischen Ständeversammlung. Es war fast ein Wunder, daß das erneuerte dänische Regiment ihn in seinem Amte verbleiben ließ. Selbst wider Erwarten, ward ihm gestattet, am 13. Juni 1858, nach dem Tode des Propstes Wolf, zur Wahl eines Hauptpastors zugelassen zu werden, wo er dann mit fast allen Stimmen gewählt wurde. Seit 1857 war ihm auch die interimistische Verwaltung der Propstei Münsterdorf übertragen, die definitive Ernennung erfolgte jedoch erst, nach Umschwung der Dinge, am 22. März 1864. Am 4. October 1865 feierte er sein 25jähriges Dienstjubiläum. 1867 ward er regierungsseitig als Vertrauensmann in das Cultusministerium in Berlin berufen und bei der Errichtung des evangelisch-lutherischen Consistoriums dann, zum ersten wirklichen Consistorialrath ernannt, Mitglied desselben, wobei er in seinem bisherigen Amte verbleiben konnte. Er starb, in den letzten Jahren vielfach kränkelnd, am 2. August 1873 an einem Herzschlag. V. hat in der Provinz eine umfassende und tiefeingreifende Wirksamkeit in kirchlicher Beziehung gehabt. – Von ihm erschien, noch als Candidat, die Schrift: „Wie kann einer in das Reich Gottes kommen? In einer Auslegung von Ev. Joh. 3, 1–21 beantwortet“ (1839). Im Verein mit seinem Collegen Archidiakonus Pastor Jeß gründete er 1844 das S.-H. Kirchen- und Schulblatt, das noch heute seinen Fortgang hat, von 1848–51 war er alleiniger Herausgeber. 1852–53 war er dann Mitherausgeber der Kirchlichen Monatsschrift. Von 1852 an bis an seinen Tod gab er den „Sonntagsboten“ heraus, der 22 Jahre hindurch einen großen Leserkreis gefunden, ein beliebtes Erbauungsblatt in vielen christlichen Häusern gewesen ist. Aus demselben sind separat gedruckt: „Der Gottestisch. Sieben Betrachtungen über die im Kirchenbuch für S.-H. enthaltene Ansprache an die Communicanten“ (1857, 2. Aufl. 1866, 3. Aufl. 1874); „Das Krankenbett. Betrachtungen über Matth. 9, 1–8“ (1871). Nach seinem Tode sind noch ferner erschienen: [637] „Das Haus. Zwölf Betrachtungen“ (Kiel 1874); „Hausthüren und Herzensthüren“ (1874); „Christliches Festbüchlein“ (1876). Auch veröffentlichte er: „Zur Erinnerung an die Confirmation. Mitgabe an Confirmanden“ (1852); „Das Leben Jesu. Zwölf Betrachtungen“ (1865); „Timm Thode. Mittheilungen aus seinen letzten Lebensjahren“ (1868, 2 Auflagen in einem Jahr und ins Dänische übersetzt); „Die zehn Gebote, nebst der Erklärung Dr. Luther’s ausgelegt“ (1870). Eine Reihe Einzelpredigten hat er dem Druck übergeben. Inbezug auf die politischen Verhältnisse schrieb er im Kirchen- und Schulblatt: „Schleswig-Holstein und seine Verkläger“ und dieser Artikel ward separat gedruckt (1850, 101 S., 2 Auflagen in demselben Jahr und ins Schwedische übersetzt, 1851).

Nicht allein in der Gemeinde, sondern in der ganzen Landeskirche war seine Wirksamkeit von großer Bedeutung. Tiefe theologische Bildung, ausgezeichnete Rednergabe, lauterste Frömmigkeit, unermüdete Thatkraft zeichneten ihn aus, der ein rechter Arbeiter in dem Weinberge des Herrn war, ein muthiger, unerschrockener Streiter für seine Sache, der im Dienst seinen Lohn und seine Befriedigung fand.

Alberti, Schl.-Holst. Schriftstellerlexikon II, 506. Fortsetzung II, 338. – Schl.-Holst. Kirchen- u. Schulbl. 1873, Nr. 32.