ADB:Velpius
Reynier V. d. Aeltere, aus Diest gebürtig, der in Löwen als Drucker thätig war. Er kommt als solcher [574] jedenfalls schon 1545 und sicher noch 1573 vor. Anfangs arbeitete er z. T. gemeinsam mit Jakob Bathen, später allein. Doch waren es meist fremde Aufträge, die ihn beschäftigten, Aufträge sowohl der Löwener Buchhändler als namentlich der Universität, für die er eine große Menge von Dissertationen druckte. Sein Zeichen war ein Krieger mit einem Pferd; der Krieger zieht dem Pferde einige Haare aus dem Schwanz, was durch die Umschrift erläutert wird: Multo quae uno impetu superari non possunt paulatim superantur. – 1573, mit dem Verschwinden des älteren Reynier V., taucht ein Reynier V. d. Jüngere auf, ohne Zweifel ein Sohn des Vorigen. Er hatte seine Werkstätte anfangs im Hause („Engelborch“) des gleich zu nennenden Rutger V., für den er damals auch arbeitete. Ihm werden aber auch die andern Drucke mit dem Namen R. V. zugeschrieben, die aus den Jahren 1573–77 uns überkommen sind. – Bedeutender als die beiden genannten ist Rutger V., der möglicher Weise gleichfalls ein Sohn des älteren Reynier, jedenfalls aber ein Verwandter desselben war. Denn auch er ist zunächst in Löwen thätig, doch weniger als Drucker denn als Buchhändler. In dieser Eigenschaft verlegte er eine große Zahl von Schriften, insbesondere solche, die für die Universität bestimmt waren. Sie zeigen als Marke, bald in dieser bald in jener Umrahmung, einen Thurm (Burg), auf demselben einen Engel und vor ihm die symbolischen Gestalten der Gerechtigkeit und des Friedens, die sich umarmen und küssen. Rutger’s Löwener Thätigkeit fällt in die Zeit von – mindestens – 1553 bis 1580. Wenn Schwetschke, Codex nundinarius S. 6 Recht hat, wäre er dazwischen hinein in Lüttich gewesen; denn von dort sollen 1569 durch ihn Bücher zur Frankfurter Messe gebracht worden sein. Doch liegt hier vielleicht nur ein Schreibfehler vor. Von Löwen zog Rutger V. 1580 nach Mons, wo vor ihm noch nie eine Druckerei gewesen war. Wenn manche annehmen, daß er durch den Statthalter Alexander Farnese dorthin berufen worden sei, so hat dies viel für sich; gleich sein erster dortiger Druck war eine Flugschrift gegen Wilhelm von Oranien. Als Farnese 1585 Brüssel eroberte, siedelte Rutger V., nach sehr fruchtbarer Thätigkeit in Mons, dorthin über und zwar führte er nun den Titel eines königlichen (d. h. königl. spanischen) Buchdruckers. Gleichzeitig erfährt seine Büchermarke eine Abänderung, indem an die Stelle der symbolischen Figuren Christus am Kreuz tritt, worunter man einen Doppeladler erblickt. Von 1604 an erscheint auf den Büchern seiner Presse oder seines Verlags neben seinem Namen derjenige seines Schwiegersohns Huybrecht Anthoon, von 1615 an nur noch der letztere allein. Der Umstand, daß Anthoon, der bis gegen 1654 vorkommt, seinem Namen denjenigen seines Schwiegervaters beifügte und daß der Sohn Johann Theodor (thätig bis mindestens 1682) den Beinamen weiterführte, hat den Irrthum hervorgerufen. daß Anthoon Vorname sei und auch bei diesen Nachfolgern im Geschäft es sich um unmittelbare Nachkommen Rutger’s, Träger des Namens Velpius handle. Andererseits haben letztere, unternehmende Männer wie sie waren, durch die Fortführung dieses Namens demselben neuen Glanz verliehen und dazu mitgewirkt, daß er in der Geschichte des Buchgewerbes anderthalb Jahrhunderte eine nicht unwichtige Rolle spielte.
Velpius (ursprünglich, aber selten vorkommend, Velpen), eine namhafte Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie der Niederlande im 16. und 17. Jahrhundert. Der erste Vertreter derselben war- Vgl. Bibliophile belge tome I, 1845, p. 9 sqq.; ebenda (Bulletin du bibliophile belge) t. IX, 1852, p. 313 sqq. 471 sqq.