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Artikel „Völter“ von Ferdinand Sander in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 404–407, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:V%C3%B6lter&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 22:13 Uhr UTC)
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Völter **), württembergische Familie, aus der mehrere Mitglieder besonders als Schulmänner Ruf erworben haben. Fleißige und exacte genealogische Forschung (s. u.) hat die Vorfahren der heute lebenden Völters in deren schwäbischer Heimath bis aufs XVI. Jahrhundert nachgewiesen. Vom Meister Hans Konrad Veltter, der zu Urach um 1600 lebte, stammten zwei Linien, eine Metzinger und eine Stuttgarter. Dieser gehörte vermuthlich der Stuttgarter Bärenwirth V. an, der 1693–1696 mit einer Anzahl Leidensgenossen als Geisel beim französischen Heere schreckliches Ungemach erduldete. Einen goldenen Doppelring, den er zum Andenken daran von seinen Mitbürgern erhielt, besitzt gegenwärtig der Pfarrer Friedr. Völter zu Rußdorf[1]. – In der Metzinger Linie, gestiftet durch M. Nikolaus V., Diakonus zu Metzingen, (1590–1662) setzte mit Christoph V. [405] (1684–1732), erst Hautboist beim Heere, dann Schulmeister, seit 1722 in seiner Vaterstadt Metzingen, die Neigung zum Lehrerberufe sich fest, dem namentlich beide Söhne seines Sohnes Wilhelm Friedrich (1713–80, Mädchenschulmeister in Metzingen), nämlich Michael (1744–91, Knabenschulmeister daselbst) und Philipp Jakob, treu blieben. Mit Philipp Jakob beginnt die Reihe der bekannteren Träger des Namens. – Philipp Jakob V., geboren am 26. September 1757 in Metzingen unter Urach, † am 15. Juni 1840 in Heidenheim, war einer der einflußreichsten Vertreter der württembergischen Volksschule in der Zeit, wo diese, gleichzeitig mit dem Anwachsen des alten Herzogthumes zum heutigen Königreiche, nach der Anregung Pestalozzi’s und seiner Jünger unter der Leitung d’Autel’s, Denzel’s u. a. im Geiste des neuen Jahrhunderts organisirt ward. Die bescheidene Lage der Eltern gestattete dem strebsamen, jungen Philipp Jakob nicht, Theologie zu studiren, wie er sehnlichst wünschte. Doch hatte er frühzeitig, besonders durch freundliche Beihülfe des Diakonus M. Brastberger, später Rectors des Stuttgarter Gymnasiums, Latein, Griechisch, Hebräisch gelernt und setzte die philologischen und theologischen Studien seiner Jugend durch sein ganzes Leben eifrig fort. Nach Weise seiner Zeit trat er ohne anstaltliche Vorbereitung und besondere Berufsprüfung bereits sechszehnjährig (1773) als Lehrgehülfe zu Heidenheim in den Volksschuldienst, in dem er 1776 zum Organisten, 1779 zum Knabenschullehrer aufrückte. In diesem Amte blieb er bis zu seinem 1826 erfolgenden Uebertritt in den Ruhestand. Früh erweckte das im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts blühende pädagogische Tagesschriftthum Völter’s Interesse und reizte ihn, sich selbst als Schulschriftsteller zu versuchen. Er begann seine Laufbahn als solcher durch thätige Betheiligung an der Zeitschrift „Der Landschullehrer“ von Moser und Wittlich[2]. Dann wagte er sich mit einer eigenen Schrift hervor, betitelt: „Die Alphabetsprüche des neuen württembergischen Spruchbuches, in Fragen und Antworten zergliedert, mit erbaulichen Anwendungen und Gebeten“ (Stuttgart 1792). Im Beginne des Jahrhunderts übernahm er selbst die Schriftleitung der erwähnten Moser-Wittlich’schen[2] Zeitschrift, die nun unter dem Titel „Der neue Landschullehrer“ (5 Bände; 1803–7) erschien. Diesem Blatte ließ er später zwei ähnliche Unternehmen folgen: „Theoretisch-praktisches Handbuch für deutsche Schullehrer und Erzieher“ (5 Bde., daselbst 1808–12) und „Magazin für deutsche Elementarschullehrer, Eltern und Erzieher“ (daselbst 1812–17). Unter seinen sonstigen Arbeiten wurde besonders geschätzt das Buch: „Praktische Einleitungen in die sämmtlichen Amtsverrichtungen und Verhältnisse eines deutschen Elementarschullehrers mit Hinsicht auf die Zwecke der Pestalozzischen Lehrart“ (Heilbronn, II. Auflage 1818). – Auch nach seinem Rücktritte blieb V. in Heidenheim wohnen, wo er, getragen von Liebe und Verehrung seiner zahlreichen Schüler wie seiner Standesgenossen, als Patriarch der württembergischen Volksschule ein ruhiges und schönes Alter verlebte.

Auch Michael Völter’s, des erwähnten älteren Bruders von Philipp Jakob, Sohn Christoph Erhard Michael (1772–1849) blieb der Schule treu und wirkte die längste Zeit seines Lebens (1791–1841) als Knabenschullehrer zu Metzingen. Unter seinen in zwei Ehen erzeugten 16 Kindern sind hier zwei Söhne zweiter Ehe, Johann Ludwig und Daniel, hervorzuheben. – Johann Ludwig V., geboren am 16. Februar 1809 in Metzingen, † am 27. August 1888 in Stuttgart, widmete sich dem Studium der Theologie, wirkte einige Zeit als Gehülfe Christian Heinrich Zeller’s an der Armenschule und Lehrerbildungsanstalt zu Beuggen und wurde dann (1839) zum Inspector der Tochteranstalt von Beuggen im alten Kloster Lichtenstern (Oberamt Weinsberg) berufen. Im folgenden Jahre heirathete er Ch. H. Zeller’s Tochter Helene, [406] († 1856). Im J. 1842 ward er correspondirendes Mitglied des Vereins für Württembergische Landeskunde und übernahm gleichzeitig die Herausgabe des vielgelesenen Blattes „Der süddeutsche Schulbote“, die er fast dreißig Jahre lang beibehielt (1842–71). Seit 1850 Pfarrer in Zuffenhausen bei Stuttgart, war er 1876 Abgeordneter zur II. evangelischen Landessynode für Ludwigsburg. Im selben Jahre erhielt er das Ritterkreuz I. Classe des württembergischen Friedrichsordens, legte 1880 sein Pfarramt nieder und lebte im ehrenvollen Ruhestande noch sieben Jahre zu Stuttgart. Herausgegeben hat J. L. V. außer dem Süddeutschen Schulboten: „Geographische Beschreibung von Württemberg hinsichtlich der Gestalt seiner Oberfläche, seiner Erzeugnisse und Bewohner“ (Stuttgart 1836); „Wanderung durch das heilige Land“ (1838); „Unterricht in der Erdkunde. Andeutungen zur organischen Gestaltung derselben auf christlich-wissenschaftlichem Standpunkte“ (Reutlingen 1839, wieder abgedruckt in der Sammlung ’Pädagogische Früchte‘, Stuttgart 1872, Band II); „Württemberg, sein Land und seine Geschichte“ (Stuttgart 1839, 2. Auflage 1847); „Beiträge zu einer christlichen Pädagogik und Didaktik“ (daselbst 1852); „Geschichte und Statistik der Rettungsanstalten für arme und verwahrloste Kinder in Württemberg“ (1852); „Das heilige Land und das Land der israelitischen Wanderung“ (Stuttgart 1855, 2. Auflage 1864). – Daniel V., geboren am 20. August 1814 in Metzingen, † am 22. April 1865 in Eßlingen. Anfangs für den Beruf eines Volksschullehrers bestimmt, studirte er Theologie in Tübingen und war mehrere Jahre im Pfarramte, sowie vier Jahre an einer Erziehungsanstalt zu Stetten als Lehrer der Geographie und Geschichte thätig. Im J. 1849 ward er als Lehrer – später mit dem Titel Professor – an das königliche Schullehrerseminar zu Eßlingen berufen, an dem er bis zu seinem Tode Geographie, Geschichte und deutsche Sprache docirte. An litterarischen Arbeiten veröffentlichte D. V.: „Erläuterungen zur geognostischen Wandkarte von Deutschland“ (Eßlingen 1842); „Lehrbuch der Geographie“ (2 Theile; daselbst 1843, 2. Auflage 1854); „Deutschland; die Natur seines Landes, seine Bewohner und seine Staaten“ (3 Theile, Reutlingen 1844); „Elementargeographie“ (2 Theile, Eßlingen 1847); „Physikalische Erdbeschreibung“ (2 Bände, daselbst 1848); „Das Kaiserthum Rußland in Europa, Asien und Amerika. Eine geographisch-statistische Skizze; mit einer historisch-geographischen Karte des europäischen Rußlands im Jahre 1854“ (daselbst 1855); „Deutschland und die angrenzenden Länder. Eine geographisch-geognostische Skizze“ (2. Auflage, daselbst 1857). Seine letzte Arbeit, die er unmittelbar vor seinem Tode vollendete, war die mit Heinrich Berghaus unternommene sechste, durchaus neu gestaltete Auflage des Werkes von K. F. V. Hoffmann: „Die Erde und ihre Bewohner. Ein Hand- und Lesebuch für alle Stände. Mit Karten, Stahlstichen und Illustrationen“. (2 Bände, Stuttgart 1861–65). – Von kartographischen Werken seiner Hand, die namentlich für den erdkundlichen Unterricht in Volksschulen und Lehrerseminaren anregend gewirkt haben, sind zu nennen: „Geognostische Wandkarte von Deutschland“ (Eßlingen 1842); Wandkarten von Deutschland, Württemberg, Palästina (mit E. Winkelmann); „Handatlas der Erd-, Völker- und Staatenkunde in 38 Karten“ (Eßlingen 1855); „Schulatlas in 24 Karten mit besonderer Berücksichtigung der physikalischen Geographie“ (daselbst 1854). Außerdem hat er andere Landkarten, besonders 1857 den historischen Atlas von H. Dittmar, durchgesehen und ergänzt.

Außer älteren Nekrologen und biogr. Angaben benutzt: Mittheilungen der Angehörigen, besonders des Oberschulrathes Zeller in Markgröningen (Schwiegersohnes von Joh. Ludwig Völter) und der Frau Pauline Völter, geb. Eitel (Wittwe von Daniel Völter), aus Familienpapieren; die Daten nach der trefflichen Familiengenealogie: Das Völtersbüchlein. 2. Ausgabe nach dem [407] Stand vom 1. Juli 1893, besorgt von Friedrich Völter (Vaihingen, gedr. bei Galler 1898).

[404] **) Zu S. 280.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 404. Z. 2 v. u. l.: Nußdorf. [Bd. 45, S. 675]
  2. a b S. 405. Z. 25 u. 29 v. o. l.: Wittich. [Bd. 45, S. 675]