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Artikel „Unrest, Jakob“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 311–312, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Unrest,_Jakob&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 10:53 Uhr UTC)
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Unrest: Jakob U., Chorherr von Gurnitz, Pfarrer zu S. Martin am Techelsberge bei Pörtschach in Kärnten, Chronikenschreiber, † 1500. Ueber sein Leben wissen wir äußerst wenig. Nach einer Urkunde vom 8. October 1466 (d. Maria-Saal) erhielt er als „Priester der Regensburger Diöcese“ (presbyter Ratisbonensis dioecesis) die damals erledigte, zur Maria-Saaler Propstei gehörende Pfarre zu St. Martin am Techelsberge. Er selbst bezeichnet sich an einer Stelle seiner österreichischen Chronik als „minerster Pharrer von Kerndten“. In dieser Eigenschaft blieb er 35 Jahre thätig, verfaßte ein Urbar seiner Pfarre und starb als Seelsorger und als Geschichtschreiber bis zum letzten Augenblick thätig, in der Stille seines Gebirgsdorfes. Wenngleich jene Angabe über seine ursprünglichen Beziehungen zum Regensburger Sprengel den Schluß nahe legt, er sei ein Baier gewesen, so spricht doch andrerseits sein warmer Patriotismus für Kärnten und das Haus Oesterreich zu Gunsten seiner innerösterreichischen Herkunft. In beschränkten Verhältnissen lebend, brachte es gleichwohl der schlichte Pfarrer über sich, einer der fleißigsten Chronisten des ausgehenden Mittelalters zu werden, und den Ruf eines wahrheitsliebenden Mannes zu behaupten, dem es weder an Schärfe der Beobachtung noch an Wärme des Gemüthes gebricht.

U. hat zunächst zwei Chroniken hinterlassen, deren Stoff und Zweck beide eng verknüpft. Zuerst schrieb er seit 1466 dem Kärtner Lande dauernd angehörend eine „Oesterreichische Chronik“, die in einer einzigen, wahrscheinlich in der Originalhandschrift des Verfassers vorliegt. Der Anfang ist abhanden gekommen, doch betraf er wohl nur einleitungsweise die Zeit seit 1335, dem Jahre der Vereinigung Kärntens mit dem Hause Habsburg, wie dies das erste erhaltene Blatt der Handschrift andeutet, während der eigentliche Zweck, den U. selbst betont, in der Erzählung der Geschicke Oesterreichs seit Kaiser Friedrich III. ruht. Seit 1470 wird die Darstellung immer ausführlicher und farbenreicher[1]. Der Genosse einer bewegten Zeit, der viel erlebte, hörte und die „Flugblätter“, die geistlichen Kurrenden u. s. w. fleißig las, spricht zu uns. Die Chronik schließt mit dem Schweizer Kriege Maximilian’s I. im J. 1499.

Später nahm U. die „Kärntner Chronik“ in Angriff, da er in ihr an einer Stelle auf die österreichische verweist, und erzählt die Geschicke des Landes von der Urzeit bis zum Jahre 1335, mit einem Ueberblick der zu seiner Zeit bereits erloschenen Adelsgeschlechter Kärntens. Es ist wahrscheinlich, daß U., nachdem er die Zeit Kaiser Friedrich’s III. (1493) erledigt, an die Abfassung der Kärntner Chronik ging, und die österreichische Chronik von 1493 ab wieder aufnahm. Doch findet sich in der einzigen (Original-)Handschrift der österreichischen Chronik auch noch der Anlauf zur Abfassung einer „Ungarischen Chronik“, welche U. jedoch nur bis 1161 zu führen in der Lage war, die also Bruchstück blieb. Sie ist nächst Heinrich’s von Muglen deutscher Bearbeitung einer lateinischen Ungarnchronik die bisher älteste deutsche Arbeit dieser Art, selbstverständlich ohne geschichtlichen Werth was Ungarn betrifft, interessant jedoch durch den Excurs über Attila und Venedig, dessen eigennützige, rücksichtslose Staatskunst im Hinblick auf den päpstlichen Bannfluch und die Ereignisse der Schlußzeit Friedrich’s um 1483, eine scharfe Verurtheilung in der Form eines Sündenregisters erfährt.

Abdr. b. Hahn, Coll. monum. I. (Oesterr. und Kärntner Chronik). Das Bruchstück der ungarischen Chronik veröffentl. und erl. v. Krones in den Mitth. des Instituts für österr. Geschichtsforschung I. (1880). – Vgl. von demselben die Zeitgenöss. Quellen der steierm. Gesch. i. d. zweiten Hälfte des XV. Jahrh. (Btr. z. K. st. G. VIII.) und die „österr. Chronik J. Unrest’s [312] mit Bezug auf die einzige bisher bekannte Handschrift der königl. Bibl. zu Hannover.“ Archiv für österr. Gesch. 48. Bd. (1872.) – v. Jaksch, Zur Lebensgesch. Joh. Unrest’s, in den Mitth. des Instit. f. österr. Geschichtsf. IV, 463. – Lorenz, G. Q. des MA. 1–3. Aufl. I. Bd.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: farbenreichen