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Artikel „Ungut, Meinard“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 310–311, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ungut,_Meinard&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 06:27 Uhr UTC)
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Ungut: Meinard U., einer der deutschen Pioniere der Buchdruckerkunst auf der Pyrenäischen Halbinsel. Er taucht 1491 in Sevilla auf, ohne daß man wüßte, wie er dorthin gekommen und ob er vorher in näher gelegenen Städten als Drucker thätig gewesen ist. Den ersten Druck in Sevilla und so auch alle folgenden hat er in Gemeinschaft mit einem Polen Stanislaus (Stanislaus Polonus) hergestellt; doch erscheint U. in den Schlußschriften durchweg an erster Stelle. Da jener früheste Druck schon im Februar 1491 vollendet wurde und auch schon eine Marke der Druckgesellschaft trägt, so muß die Gründung der letzteren und auch die Ankunft der beiden Drucker in Sevilla mindestens schon 1490 erfolgt sein, also in demselben Jahr, in welchem die andere deutsche Buchdruckergesellschaft des Paul von Köln und Genossen (s. den Artikel Thomas A. D. B. XXXVIII, 85) in genannter Stadt ihr Geschäft eröffnete. Mehr noch als die letztere hat die hier in Rede stehende Gesellschaft eine rührige Thätigkeit entfaltet. Volger spricht von 44 Büchertiteln, die ihm vorliegen, und bei Mendez sind wenigstens 41 Drucke jener Firma im einzelnen aufgeführt und zwar sind es nicht, wie man dies sonst gewöhnlich findet, vorwiegend lateinische Werke, sondern fast ausschließlich solche in spanischer Sprache, weßhalb man zugleich von einem Verdienst dieser Drucker um das spanische Schriftthum reden kann. Die Marke, der man in vielen der Drucke begegnet, ist einfach. Sie zeigt (s. Mendez S. 109) an dem eigenthümlich geformten Stamm eines Baumes hängend zwei Schilde, von denen der eine ein M (Meinard), der andere ein S (Stanislaus) trägt; bei der Wurzel und der Krone des Baumes ist der Hintergrund schwarz, sonst hell. Mitten in die Sevillaner Thätigkeit Ungut’s, in das Jahr 1496 fällt ein Druck, den dieser Meister in Gemeinschaft mit Joh. Pegnitzer in Granada hergestellt hat (s. A. D. B. XXXVIII, 86); die Thätigkeit der Presse in Sevilla erlitt hierdurch aber keine Unterbrechung. Zum letzten Mal kommen die beiden Meister auf einem Druck vom October 1499 vor; im März 1500 und weiterhin erscheint nur noch Stanislaus, dessen Spur man sodann 1502 und 1503, auch in Alcala begegnet. Ob U. sich nur von seinem Genossen getrennt hat, ob er gestorben ist, ist unbekannt. Wie über seinen Tod, so weiß man bis jetzt auch nichts über Ort und Jahr seiner Geburt und darüber, wo er die Buchdruckerkunst gelernt hat. Nur soviel können wir mit einiger Wahrscheinlichkeit sagen, daß er nicht zu den akademisch gebildeten Druckern jener Zeit gehörte. In den Universitätsmatrikeln, deren Mehrzahl wir durchgesehen haben, ist er uns wenigstens nicht begegnet; auch nennt er sich selbst nie Magister.

Vgl. Fr. Mendez, Tipografia española, 2. ed. por D. Hidalgo, 1861 [311] (s. Register). – Volger, Die ältesten Drucker und Druckorte der Pyrenäischen Halbinsel, im Neuen Lausitzischen Magazin, Bd. 49, 1872, S. 88 ff., speciell S. 100, 114 f.