ADB:Uhde, August
[140] einen noch viel größeren Einfluß. Denn unterm 30. December 1837 ward er zum Mitgliede der Examinationscommission zur Prüfung der Candidaten des höheren Lehramts und unterm 11. Mai 1840 zum Schulrathe und Mitgliede des herzoglichen Consistoriums ernannt, wo ihm die Besorgung des Referats der Bürgerschulen und der Gymnasien zufiel. Bemerkenswerth ist seine Thätigkeit für die letzteren besonders dadurch geworden, daß er den Unterricht auf ihnen seit etwa 1850 nicht mit dem Lateinischen, sondern mit dem Französischen beginnen ließ, eine Neuerung, die indeß unter seinem Nachfolger bald wieder beseitigt wurde. Als man ihn 1845 zur Leitung des Bürgerschulwesens nach Oldenburg zurückrufen wollte, blieb er seiner Stellung in Braunschweig treu. Uebrigens hatte er neben seiner Wirksamkeit im Consistorium die am Collegium im vollen Umfange beibehalten, ja seit dem Jahre 1848 hatte diese noch eine beträchtliche Steigerung erfahren, weil er da auch die Vorträge über Physik und Meteorologie übernahm. Auf die Länge war diese Arbeitslast doch eine zu große. Er kam daher 1851 um Entlastung ein, und Anfang des folgenden Jahres wurde er von der Leitung der Gymnasien und der Bürgerschulen entbunden. Doch bewahrte er das Interesse für dieselben auch noch später, insbesondere hat er sich im Landtage, dem er seit 1848 ununterbrochen als Abgeordneter angehörte, der Interessen des Lehrerstandes mit Eifer und Erfolg angenommen. Uhde’s amtliche Thätigkeit beschränkte sich jetzt im wesentlichen auf das Collegium Carolinum, für das die Regierung sich um diese Zeit eifrig mit Reorganisationsplänen beschäftigte. U. wurde zu deren Berathung stark mit herangezogen und u. a. im Sommer 1853 zum Besuche ähnlicher Anstalten auf eine Instructionsreise nach Süddeutschland gesandt. Er wollte der Anstalt den Charakter einer technischen Akademie geben und in diesem Sinne eine gründliche Umgestaltung derselben ins Werk setzten. Verschiedene Umstände wirkten zusammen, die Ausführung dieses Planes zu verzögern; U. trug dies so ungeduldig, daß er wiederholt bat, ihn von seinen Directorialgeschäften zu entbinden. Als die ganze Angelegenheit noch in der Schwebe war, machte ein plötzlicher Tod seinem Leben am 25. Juli 1861 ein Ende. So wurde dicht vor der Reorganisation der Anstalt, die zu Michaelis 1862 ins Leben trat, die Hoffnung vereitelt, der der officielle Lectionscatalog des Wintersemesters 1861 Ausdruck gab, „daß U., wie er der Anreger der nahe bevorstehenden Reorganisation gewesen, so dann auch die Seele und der Träger derselben werden und sie auf neuen Grundlagen mit neuen Zielen einer viel verheißenden Zukunft entgegenführen würde.“ – Seine Wittwe überlebte U. bis zum 11. December 1883; von seinen Söhnen wirkt einer, Constantin U. [WS 1], an der inzwischen zum Polytechnikum umgestalteten Anstalt jetzt als Professor der Baukunst.
Uhde: August Wilhelm Julius U. wurde am 26. April 1807 in Königslutter geboren, wo sein Vater, Rudolf U., ein akademisch gebildeter Forstmann († 1812), damals als „reitender Förster“ angestellt war; seine Mutter, eine geborne Harsleben, stammte aus Königslutter. Er besuchte von Ostern 1820 an das Gymnasium zu Helmstedt, das er Michaelis 1825, mit einem Abgangszeugnis ersten Grades versehen, verließ, um die Universität Göttingen zu beziehen. Er beschäftigte sich hier vorzüglich mit mathematischen, physikalischen und philosophischen Studien und promovirte in den ersten beiden Fächern am 3. April 1829 zum Doctor der Philosophie; seine Dissertation lautete: „De duplici differentialium notione atque indole, tam ad formam quam ad rem pertinente“ (Gött. 1829). Bald darauf erhielt er eine Anstellung als Lehrer der Mathematik und Physik am Lyceum zu Aurich, aber schon nach kurzer Zeit übernahm er die gleiche Stellung am Gymnasium in Oldenburg (Patent vom 26. Sept. 1831); seit October 1833 gab er hier Unterricht in Mathematik und Physik auch am Schullehrerseminare. Dicht vorher (23. Juli 1833) hatte er sich mit einer Engländerin Carol. Dor. Paul. Henr. Macrae of Holmains verheirathet. Aber auch in Oldenburg war seines Bleibens nicht lange. Um den Beginn des Jahres 1835 erhielt er einen Ruf nach Hannover und nach Braunschweig. Dort wollte man ihn als Director einer zu begründenden höheren Bürgerschule haben, hier die Stelle des ersten Mathematikers am Collegium Carolinum übertragen. Er entschied sich für letzteres. Schon um Ostern 1835 weilte er längere Zeit in Braunschweig, um an den Berathungen über die Neuorganisation des Collegium Carolinum theil zu nehmen. Unterm 8. October 1835 wurde er dann als Professor der Astronomie und Mathematik an dieser Anstalt angestellt; zugleich wurde er unterm 30. November desselben Jahres zum Mitgliede des Directoriums des Collegs und zum Vorstande der zweiten, der technischen Abtheilung der Anstalt ernannt. Diese war eben erst als eine besondere Abtheilung des Collegs gegründet worden, und es setzte daher U. Zweck, Plan und Einrichtung derselben in eine kleine Schrift („Die höhere technische Lehranstalt oder die technische Abtheilung des herzogl. Collegii Carolini“, Braunschw. 1836) ausführlich auseinander. Bald gewann U. auf das Unterrichtswesen des Landes
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Constantin Uhde (1836–1905); deutscher Architekt und Hochschullehrer am Collegium Carolinum in Braunschweig