ADB:Trekel, Gerhard
Nik. Herman bis auf Zinzendorf ist er selten geschmackvoll verwendet; besonders stillos aber, ja läppisch wirkt er in unnaiven declamatorischen Kunstgedichten, wie T. sie baut.
Trekel: Gerhard T., geistlicher Dichter des 17. Jahrhunderts, wurde, wol um 1620, in Stade geboren; 1645 nennt er sich in der Widmung des ersten Theils seiner ‘Epigrammata’ an den Senior des Nürnberger Collegium Pharmaceuticum ‘eiusdem artis studiosus’. Bevor er nach Nürnberg übersiedelte, wohin er 1645 (oder 1646?) kam, hielt er sich in Naumburg auf und stieß da auf Johannis Steinmetzi Epigrammata latino idiomate in Natalem et festum Epiphaniae Salvatoris nostri Jesu Christi conscripta (mir unbekannt). Sie gefielen ihm so, daß er sie deutsch nachzubilden unternahm. So entstanden seine beiden dünnen Heftchen ‘Geistliche Teutsche Epigrammata, Auff die Gnadenreiche Menschwerdung vnd Geburt vnsers Hochverdienten Erlösers vnd Seligmachers Jesu Christi. Auff jetzige Newe Teutsche Reimen-art gestellet. Nürnberg, bey Jeremia Dümlern. 1645’ und ‘Geistliche Teutsche Epigrammata, Auff das Fest der Erscheinung, sonst der H. drey Könige genannt. Auff jetzige Newe Teutsche Reimen-art gestellet. Nürnberg, bey Jeremia Dümlern. 1645’ [Widmung Weihnachten 1646]. Es wird uns schwer, den Geschmack der Freunde zu begreifen, die zum Druck gerathen haben. Formell durch allerlei Experimente in Rhythmen, denen der Autor nicht gewachsen ist, entstellt, erheben sie sich auch im Inhalt, für den freilich wol mehr das Vorbild als der Nachdichter verantwortlich zu machen ist, nicht über die üblichsten Trivialitäten: denn im lutherischen Lager der Zeit gehören anspruchsvolle dogmatische Ausfälle gegen die Ketzer durchaus zum täglichen Brot, und ohne technische Kunststücke, wie die anaphorischen ‘Gegensätze’ des ersten Heftes, ist ein Kunstpoet des 17. Jahrhunderts kaum denkbar. Dazu und zu den langen, schweren Versen Trekel’s, in denen wol das lateinische Vorbild nachwirkt, stimmt nun freilich nicht der gesucht kindliche Ton, der sich in Deminutiven gar nicht genug thun kann, wo es gilt, das Brüderlein im Krippelein, das Kindelein Jesulein zu feiern. Dieser tändelnde Ton mochte dem volkstümlichen, sangbaren Weihnachtsliede, aus dem er stammte, angemessen sein; schon im Kirchenliede von