ADB:Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von (2. Artikel)

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Artikel „Trebra, Wilhelm Heinrich von“ von August Rothpletz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 708–709, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Trebra,_Friedrich_Wilhelm_Heinrich_von_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 05:15 Uhr UTC)
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Band 54 (1908), S. 708–709 (Quelle).
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Trebra: Wilhelm Heinrich von T.[WS 1] war einer jener im Bergbau thätigen Männer, die sich wie Charpentier, Veltheim, Voigt und manche Andere gegen das Ende des 18. Jahrhunderts durch einen weiten geologischen Blick vor ihren Zeitgenossen hervorthaten. Er stammte aus der Pfalz, wo er 1740 geboren worden war, aber das Feld seiner Thätigkeit fand er im Harz und im sächsischen Erzgebirge, wo er 1819 starb.

Sein litterarisches Hauptwerk sind „Erfahrungen vom Inneren der Gebirge“, die auf Folio 1785 im Druck erschienen und 1787 von Dietrich ins Französische übersetzt wurden. Es zeichnet sich durch Klarheit des Ausdrucks und sehr gute Illustrationen aus. Wenn schon T., in den Anschauungen seiner Zeit befangen, ohne weiteres im Granit das Urgebirge sah, und wenngleich der damalige Tiefstand chemischer Kenntnisse ihn zu bedeutenden Irrthümern verführte, so hat er sich trotzdem zu geologischen Anschauungen durchgerungen, die uns selbst heute nach mehr als einem Jahrhundert oft ganz modern anmuthen. Energisch trat er dem damals von Bergleuten noch allgemein befolgten Schwindel mit der Wünschelruthe entgegen und zeigte, daß sich die Mangelhaftigkeit der mit ihr gewonnenen Angaben actenmäßig erweisen läßt. Sehr eingehend lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Thätigkeit des Wassers, das sich überall in der Erdkruste findet, dort circulirt und nicht nur in Hohlräumen der Gesteine oder Felsen Sinterkrusten, Stalaktiten und Stalagmiten bildet, sondern überall im Gestein selbst die chemischen Elemente umlagert und zu neuen Mineralien vereinigt. Wir finden da ganz vortreffliche Anfänge zu einer chemischen Geologie und die ausgesprochene Neigung, den kleinen langsamen und unscheinbaren Veränderungen in der Erdkruste diejenige Bedeutung zuzuerkennen, die sie, wie wir heute alle wissen, wirklich hat, und nicht alles auf Rechnung der Kraftmittel zu setzen, die, wie der Vulkanismus und die Erdbeben, doch nur local und zeitweilig wirksam sind, während das Wasser überall und immer thätig ist.

Trebra’s Stärke lag aber nicht allein in solch allgemeinen Erwägungen, sondern fast noch mehr in der Genauigkeit seiner Detailbeobachtungen. So wies er nach, daß die in den Harzer Grauwacken vorkommenden Versteinerungen keine sogen. Naturspiele sein können, sondern wirkliche Ueberreste ehemaliger Pflanzen und Thiere sein müssen; daß somit diese Grauwacke und die sie begleitenden Schiefer nicht wie der Granit primitive Gebilde sein können, [709] wofür man sie bis dahin nahm, und andererseits älter als die secundären Flötzgebirge sein müssen. Den Brockengranit hielt er allerdings für primitiv, aber gleichwohl beobachtete und beschrieb er seinen Contacthof ganz vorzüglich, erwähnt auch, daß Sandstein im Granit vorkommt. Er hat somit Beweise für die jüngere und eruptive Natur des Granites in der Hand gehabt, aber es blieb ihm versagt, die Schlußfolgerungen daraus in consequenter Weise zu ziehen.

Besondere Aufmerksamkeit widmete er den Erzgängen und ihrer Entstehung. Daß sie nachträgliche Ausfüllungen vorher klaffender Spalten seien, sucht er eingehend zu widerlegen an der Hand genauer Einzelbeschreibungen, die er mit guten Abbildungen ausstattete. Die Gangfüllung leitet er von dem Nebengestein ab unter Mitwirkung der circulirenden Gewässer. T. kann somit als einer der Begründer der Lateralsecretionstheorie gelten, wenn schon ihm aus dem oben erwähnten Grunde große Irrthümer unterliefen und er z. B. den Thon aus der Zersetzung des Quarzes ableitete. Freilich erwuchs ihm in Abraham Werner ein übermächtiger Gegner und so kam es, daß seine und die nahe verwandten Anschauungen Charpentier’s zunächst in Deutschland keine ruhige Weiterentwicklung erfuhren und seine fallen gelassenen Fäden sind erst viel später von Anderen wieder aufgegriffen und weitergesponnen worden.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 38 ein weiterer Artikel.