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Artikel „Taubert, Emil“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 55 (1910), S. 634–635, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Taubert,_Emil&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 12:05 Uhr UTC)
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Taubert *): Emil T., Philolog, Dichter und Intendanturrath der königlichen Schauspiele in Berlin, wurde dort am 23. Januar 1844 als Sohn des königlichen Hofcapellmeisters und Componisten Wilhelm T. geboren. Auf dem Friedrich-Wilhelms-Gymnasium daselbst vorgebildet, bezog er, erst siebzehn Jahre alt, die dortige Universität, um Philosophie, Philologie und Archäologie zu studiren. Daneben beschäftigte er sich, angeregt durch das Schaffen seines Vaters, lebhaft mit der Musik und bethätigte sich auch schöpferisch [635] in verschiedenen größeren und kleineren Compositionen. Theodor Fontane ermuthigte ihn, schon während seiner Studienzeit mit den ersten poetischen Versuchen an die Oeffentlichkeit zu treten. Er ließ bereits im J. 1865 ein Bändchen „Gedichte“ erscheinen, dem im folgenden der Liedercyklus „Brautgeschenk“ folgte. Nachdem er 1866 auf Grund seiner Dissertation über die Lehre von den Seelenvermögen promovirt und sein Staatsexamen bestanden hatte, wurde er 1867 Lehrer an dem Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, in welcher Stellung er bis zum Jahre 1877 verblieb, in dem er als Oberlehrer an die königliche Augustaschule und an das mit ihr verbundene Lehrerinnenseminar berufen wurde. Im J. 1886 zum Professor ernannt, entschloß er sich, seine schulamtliche Thätigkeit aufzugeben und, einem Rufe des Generalintendanten Grafen v. Hochberg folgend, als Nachfolger des verstorbenen Dr. Titus Ulrich als Intendanturrath in die Verwaltung der königlichen Schauspiele in Berlin einzutreten. Hatte er schon während seiner Lehrerzeit eine vielseitige poetische und litterarische Production entwickelt, aus der das Epos „König Rother“ (1883) und die „Laterna magica. Märchen und Geschichten“ (1886) hervorgehoben seien, so griff er nunmehr auch auf das dramatische Gebiet über. Sein vaterländisches Schauspiel „Eleonore Prochaska“ (1889) wurde auf mehreren deutschen Bühnen mit Erfolg gegeben. Im amtlichen Auftrage verfaßte er verschiedene Festspiele, Prologe und Ballet-Dichtungen. Unter anderen lieferte er auf directen kaiserlichen Befehl den nach Willibald Alexis’ Roman bearbeiteten Text für Leoncavallo’s Oper „Der Roland von Berlin“, dessen Oper „Die Medici“ er schon vorher ins Deutsche übersetzt hatte. Seine letzte Arbeit war der Text für eine komische Oper Bogumil Zepler’s nach dem Lustspiele „Der Vicomte von Letorières“. Ein Herz- und Nierenleiden machte am 10. April 1895 seinem Leben ein Ende. Er wurde in Berlin auf dem Jerusalemer Friedhof beerdigt.

Adolf Hinrichsen, Das literarische Deutschland. 2. Aufl. Berlin 1891, Sp. 1301, 1302. – Franz Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahrhunderts. 5. Ausgabe. Leipzig (1902). Bd. 4, S. 192, 193. – 1896. Neuer Theater-Almanach … Hrsg. von der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger. 7. Jahrg. Berlin 1896, S. 168.

[634] *) Zu Bd. LIV, S. 672.